Tourismuswelt

Trotz ganztägiger Betriebsstörung am Flughafen Hamburg – Sonderzüge waren im Hauptbahnhof Hamburg am Sonntag keine auszumachen. Bild: HO

Einwurf Hamburg - Zürich, eine lange Reise

Markus Flühmann

Am Flughafen Hamburg gingen am Sonntag die Lichter aus, der Betrieb wurde eingestellt. Wie sich in einem solchen Fall die Heimreise in die Schweiz gestaltet, schildert Markus Flühmann.

Zusammen mit dem Handörgeli-Verein Albisrieden-Altstetten besuchte ich am Wochenende Hamburg – stets wieder eine Reise wert, die Stadt hats in sich. Leider hatte es dann auch die Rückreise in die Schweiz in sich.

Wir besammelten uns am Sonntag um 12 Uhr und wollten uns Richtung Flughafen begeben, für den 15.30-Uhr-Flug der Swiss nach Zürich – als das SMS der Swiss eintraf: «Dear SWISS Customer, we regret to inform you that your flight has been cancelled due to a complete electricity failure at HAM airport. Please contact SWISS or your travel agent. We apologise for any inconvenience. Regards, SWISS.» Ich wusste nicht, dass man als Swiss-Kunde auch die englische Sprache beherrschen muss!

Die Hotline in deutscher Sprache war aber stets besetzt. Es folgte der automatische Hinweis, die englische Hotline zu probieren. Und da kam ein Kontakt zustande. Der Herr beantwortete – von Mumbai aus? – meinen Anruf in Englisch mit starkem indischen Akzent und meinte lapidar, ich soll mich an den Travel Agent wenden. Bitte? Wir hatten die Flüge direkt auf der Swiss-Webseite gebucht....

Nach drei Stunden traf dann ein SMS ein, wir seien auf der Montagmorgen-Maschine um 6.30 Uhr gebucht. Doch für die Mehrheit der Reisegruppe war das ein Unding, denn am Montagmorgen wartete die Arbeit in der Schweiz. Wir entschieden uns, zu versuchen, den Nachmittagszug in die Schweiz zu erwischen.

Pflichtbewusst wollte ich der Swiss nun mitteilen, dass wir den Montagsflug nicht beanspruchen. Doch an ein Durchkommen war nicht zu denken. Immerhin klappte es am Montag auf der englischsprachigen Hotline – sogar mit Good News. Der Betrag für den ausgefallenen Flug in der Höhe von 389 Franken werde mir auf die Kreditkarte zurückerstattet. Dieses Schreiben kam auch in Englisch.

Ein DB-Schaffner kam rein und forderte mich und andere auf, den Zug zu verlassen, dieser sei überbucht.

Am Hauptbahnhof Hamburg dann der nächste Schock. Das Gerangel um in den Zug Richtung Schweiz einzusteigen war immens. Und endlich drin im Zug, musste ein Stehplatz im Gang zwischen Koffern genügen für den Antritt der 9-stündigen Zugsreise. Rappelvoll stoppte der Zug eine Stunde später in Hannover. Ein DB-Schaffner kam rein und forderte mich und andere auf, den Zug zu verlassen, dieser sei überbucht. Nein, nein, ich habe ein Ticket, sicher nicht. Wenig später erscheint der Schaffner mit zwei Polizisten. Sind wir kriminell? Sie fanden dann eine Lösung und forderten zehn Passagiere auf, in die Erste Klasse zu wechseln, wo es aber auch nur Stehplätze im Gang gab.

Natürlich war das noch nicht das Ende der Odyssee. Kurz vor Basel folgte die Durchsage: «Es tut uns leid, der Zug fährt nicht weiter nach Zürich». Nochmals raus aus dem Zug, ein Sprint samt Koffern hin zum letzten Zug nach Zürich, um dann am Flughafen kurz vor Mitternacht ins Auto zu steigen.

Das war eine Reise, die Fragen aufwirft. Was soll diese SMS-Kommunikation in englischer Sprache? Und ein Hotline-Mitarbeiter in Mumbai? Am Sonntag herrschte ein grosses Chaos in Hamburg, mehrere Flüge der Swiss fielen aus. Das Krisen-Management der Swiss, das in einem solchen Fall auch eine Chance sein könnte, leider auch.

Und die DB? Wurden etwa Ersatzzüge nach Hamburg beordert, weil der Flughafen-Betrieb ganztags ausfiel? Nö... Und dass der DB-Schaffner zur Problemlösung mit der Polizei auftaucht, um Passagiere mit gültigen Billetten aus dem Zug zu holen, sucht ebenfalls seinesgleichen. Dass ich trotzdem wieder nach Hamburg reise, steht aber jetzt schon fest, mit welchem Fortbewegungsmittel auch immer.