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Michael Bötschi (l.) und Robin Engel von Knecht Reisen waren in Nova Scotia an der Messe Rendez-Vous Canada auf Einkaufstour. Weitere Bilder in der BILDGALERIE (einfach aufs Hauptbild klicken). Alle Bilder: REN

Kanada: Viel Optimismus trotz steigender Preise

Robin Engel

Letzte Woche ging die wichtigste kanadische Einkaufsmesse, das Rendez-Vous Canada, in Halifax über die Bühne. Robin Engel und Michael Bötschi, beide Product Manager North America bei Knecht Reisen, waren mit dabei und schildern für die Travelnews-Leser ihre Eindrücke.

Auf dieses Rendez-Vous Canada haben sich viele Teilnehmer gefreut: Dieses Jahr ging es nach Halifax in die ostkanadische Provinz Nova Scotia. Nicht zum ersten Mal, aber erstmals seit längerem – eine gute Möglichkeit, diese im Vergleich zu Toronto, Montreal oder Vancouver doch etwas weniger bekannte Stadt und eine etwas kleinere Provinz zu besuchen.

Auffallend gleich zu Beginn: Das Convention Center von Halifax ist brandneu – wohl zurzeit das neuste und modernste Gebäude in ganz Nova Scotia überhaupt! Ebenfalls auffallend war die starke Fokussierung der Messe auf den asiatischen Markt. Dort gibt es natürlich enormes Potenzial, und gemäss dem Motto «Follow the money» wird dort entsprechend investiert. Das sorgt natürlich da und dort bei europäischen Einkäufern auch für etwas Stirnrunzeln. Denn was manche Anbieter vergessen: Bei übermässigen Touristenströmen und 30 chinesischen Bussen pro Tag (als Beispiel) verliert mancher europäische Tourist vielleicht etwas die Lust an Kanada. Wer will schon eine Stunde warten müssen, um am berühmten Lake Louise ein Foto bei der Lakefront schiessen zu können… allerdings muss man auch sagen, dass Kanada, als zweitgrösstes Land der Erde, natürlich viele Alternativen bietet. Aber eben, gewisse touristische Orte stossen bereits an Kapazitätsgrenzen.

Was ebenfalls auffällt: Touristische Produkte der «Indigenous People» werden dieses Jahr besonders prominent vermarktet und ins Rampenlicht gestellt. Diese hatten zwar auch schon in vergangenen Jahren mit dem Rendez-Vous eine gute Plattform, doch dieses Jahr rücken sie ins Zentrum. Was unter dem Strich übrigens eine gute Sache ist. Wir gehen davon aus, dass deren Produkte durchaus einige kulturinteressierte Schweizer Kunden begeistern könnten.

Steigende Preise zu erwarten

Die Stimmung in den Messehallen ist fast schon etwas überschwänglich: Dem kanadischen Tourismus geht es aktuell sehr gut. Manche Hotels, vor allem jene in den grossen Nationalparks wie Banff und Jasper, aber auch jene in der Trendstadt Vancouver, sind rappelvoll. Von der grossen Nachfrage wollen die Hoteliers naturgemäss profitieren – und so steigen die schon jetzt teilweise massiv überteuerten Preise weiter an. Niemand scheint sich darum zu kümmern, dass angesichts dieser Preise und des dabei gleich bleibenden, nicht überall stets herausragenden Services sowie unveränderter Qualität des Produkts möglicherweise die Konsumentenstimmung auch mal umschlagen könnte. Steigen die Preise weiterhin so stark, könnte dies doch den einen oder anderen Kunden davon abhalten, seine Ferien in Kanada zu verbringen.

Wobei die Teuerung in diesem Falle wenig mit der Währung zu tun hat. Der Wechselkurs zum Kanada-Dollar ist immer noch sehr attraktiv. Dieser Umstand sowie die aus diversen Gründen schwächelnde USA-Nachfrage spielen dem kanadischen Tourismus in die Hände. Wir gehen davon aus, dass Kanada auch noch in den kommenden Jahren für den Schweizer Markt sehr interessant sein wird. Im Übrigen hat auch die Einführung des ETA dem anhaltenden Kanada-Boom keinen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Flugkapazitäten werden ebenfalls nach wie vor erhöht oder zumindest nicht zurückgefahren. Das ist zwar gut für die Nachfrage, führt aber auch zu Problemen, denn die Anzahl Hotels oder Motorhome-Kapazitäten hält bei Weitem nicht Schritt. Wir bemerken immer wieder, dass günstige Flüge Kunden zum schnellen und teils unüberlegten Buchen verleiten – und erst danach wird gemerkt, dass gar keine Landleistungen mehr verfügbar sind!

Ausweichen auf Alternativen

Vorausblickend kann man sagen, dass Geheimtipps wie Manitoba oder Saskatchewan vermehrt als Option oder Ausweichdestinationen wahrgenommen werden. Daneben sind auch Atlantik-Kanada sowie der Yukon immer populärer und vor allem bei Repeatern sehr beliebt. Die Receptives haben dies inzwischen gemerkt und versuchen den Fokus bei Fly-Drives und FIT-Produkten vermehrt auch auf Ziele ausserhalb der Ballungsgebiete zu legen.

Die vor Ort anwesenden Kollegen bemerken dies natürlich auch. Wobei zu sagen ist, dass die Schweizer Delegation ziemlich überschaubar ist: Von Hotelplan/Travelhouse sind Bruno Jäger, Katja Krüsi, Saskia Weber und Kenny Prevost dabei, dazu wir von Knecht (Robin Engel und Michael Bötschi) sowie Fabio Negro und Angela Gaza von FTI. Kuoni und TUI werden inzwischen ja von Kollegen aus Deutschland vertreten.

Wobei die Überschaubarkeit hier dazugehört: Das Rendez-Vous Canada ist im Vergleich zum IPW in den USA schon fast etwas familiär, was aber nicht zwingend schlecht ist. So muss man sich nicht immer für alles verabreden und läuft sich auch mal zufällig im Gang oder am Abend im Pub über den Weg.

Anzufügen ist noch, dass Nova Scotia in Zusammenarbeit mit den Atlantischen Provinzen (New Brunswick, Prince Edward Island und Neufundland/Labrador) einen fantastischen Job bei der Organisation des Rendez-Vous Canada gemacht hat. Alles hat bestens geklappt! Zum Abschluss wurde ganz Motto-getreu eine grosse «Atlantic Canada Night» mitsamt Lobster-Party geschmissen - über 2000 Hummer wurden den Delegierten serviert! Als Chefkoch wurde «The Kilted Chef» Alain Bosse verpflichtet, der mit seiner äusserst sympathischen Art durch den Abend führte und die Destination mit viel Herzblut promotete.

Zeit für Reisen davor und danach

Wie üblich haben wir uns natürlich auch ein paar Tage vor oder nach (dieses Jahr: vor) der Messe reserviert, um unsere eigenen Destinationskenntnisse zu vertiefen und ein paar neue Produkte kennen zu lernen. Dieses Jahr schauten wir uns das Produktportfolio und die Region nördlich von Québec City und entlang des St. Lorenz-Stroms etwas genauer an. Unser Routing führte uns von Québec City via La Malbaie, Tadoussac, Lac St.Jean und dem Saguenay-Fjord in die Region La Mauricie, und dann via Mont Tremblant zurück bis nach Montreal. Diese wunderschöne Region ist bei Deutschschweizern noch etwas weniger bekannt und verfügt über grosses Potential. Für uns eine erschreckende Erkenntnis war allerdings, dass viele Leute nördlich von Québec City und rund um den Lac St. Jean sehr schlecht englisch sprechen. Vor allem in den für den internationalen Markt und den touristisch interessanten Gegenden und bei den jeweiligen Attraktionen eigentlich unerlässlich. Ansonsten aber eine absolut empfehlenswerte Region!

Wunderschöne Szenerie beim Lac Blance, nahe dem Parc National de la Mauricie.