Tourismuswelt

Sunday Press Die Emissionen aus dem Tourismus wachsen - Mövenpick schrumpft

In der Sonntasgpresse dieser Woche sind Hotel- und Flugzeugverkäufe sowie die asiatischen Touristen in Schweizer Touristenorten die wichtigsten Themen. Wir haben wie immer das Wichtigste für Sie zusammengetragen.

Tourismus heizt den Klimawandel an

Der Tourismus verursacht rund 8 Prozent der Treibhausgasemissionen der Menschheit, weiss die «NZZ am Sonntag» zu berichten, und bezieht sich dabei auf einen Artikel in der Fachzeitschrift «Nature Climate Change». Zuvor seien Experten von einem sehr viel kleineren Einfluss der touristischen Reisen ausgegangen, nämlich von 2,5 bis 3 Prozent. Problematisch ist der Befund, weil der Tourismus durch den steigenden Wohlstand schneller wachsen wird als viele andere Wirtschaftssektoren.

Mövenpick schrumpft und schrumpft

In der vergangenen Woche wurde bekanntlich der Verkauf der Mövenpick Hotels an die französische Accor-Gruppe besiegelt. Laut «NZZ am Sonntag» plant der Konzern weitere Rückzüge. Viel bleibe von Mövenpick nach dem Verkauf der Hotelsparte ohnehin nicht übrig. Unter dem Holding-Dach befinden sich noch 185 Restaurants von Marché International, die vorwiegend auf Autobahnraststätten und Flughäfen zu finden sind. Die 25 Schweizer Marché-Filialen hat Mövenpick vor vier Jahren an Coop verkauft. Neben dem Segment Wein besteht ferner noch die Fine-Food-Sparte, in der von Mövenpick lizenzierte Produkte hergestellt werden. Nach der Veräusserung befinden sich noch gut 4000 Mitarbeiter auf der Lohnliste, 16‘000 weniger als zuvor. Auch was den Umsatz betrifft, fällt der Hauptharst weg. Das Unternehmen veröffentlicht seit einigen Jahren zwar keine Geschäftszahlen mehr. Kenner beziffern die Erträge der Hotel-Sparte aber auf 850 bis 900 Mio. Franken. Nun verbleiben rund 300 Mio. Fr. Umsatz, die mit den Marché-Restaurants umgesetzt werden, etwa 110 Mio. entfallen auf das Weingeschäft und 8 bis 10 Mio. auf das Fine-Food-Segment. Unter dem Strich bleiben geschätzte 420 Mio. Franken, das ist knapp ein Drittel der Erträge, übrig. Verabschiedet sich die Mehrheitsaktionärin, die Familie von Finck, also nach und nach vom Unternehmen? Sprecher Urs Knapp verneint. Die Hotels seien nicht zum Verkauf angeboten worden. Accor sei auf Mövenpick zugekommen, worauf man eine Situationsanalyse vorgenommen habe. Im Hotelgeschäft ist man entweder klein und besetzt eine Nische, oder man strebt Grösse an, um Skaleneffekte zu erzielen. Insofern sei der Verkauf nachvollziehbar, zumal Accor einen guten Preis bezahle.

In der Branche heisst es laut der Zeitung aber, dass der saudische Prinz Alwaleed bin Talal, der seit fast 20 Jahren bei Mövenpick Hotels & Resorts investiert ist und Anfang Jahr wegen Korruptionsverdacht wochenlang unter Arrest war, die treibende Kraft hinter dem Verkauf gewesen sei. Seine Kingdom Holding hat seit 2010 mehr als 20 Hotelbeteiligungen in Schwellenländern verkauft. Ausserdem bestätigen der «NZZ am Sonntag» mehrere Hotelmanager, dass die Mövenpick-Hotels seit geraumer Zeit immer mal wieder zum Verkauf gestanden hätten und letztes Jahr auch anderen Hotelketten angeboten worden seien. Nicht nur die Hotels und Resorts sind bald nicht mehr Teil der traditionsreichen Mövenpick-Gruppe. Auch die Marché-Kette schrumpft. Sie zieht sich nach Ablauf der Mietverträge aus dem norwegischen Markt zurück, wie Mövenpick-Sprecher Knapp bestätigt. Zudem wird gemunkelt, dass sich Marché auch aus Kanada verabschieden werde. Offen ist die Zukunft der Wein-Sparte. Seit Jahren machen regelmässig Verkaufsgerüchte die Runde.

Airlines verstehen keinen Spass

Für Mitarbeitende der Reisebranche selbstverständlich, der «SonntagsZeitung» einen Bericht wert: Weil Airlines Namensänderungen auf Tickets nicht erlauben, wird das Check-in verweigert und es muss ein neues Ticket gekauft werden. Es wird geschildert, wie ein thailändische Frau jüngst am Flughafen Zürich in Ohnmacht fiel, weil ihr Liebster bei der Buchung das thailändische Kosewort «Duang» zum Namen hinzufügte - was so viel wie «Schätzeli» heisst. Weiter als zum Check-in-Schalter kam die Frau damit nicht, denn der Name auf dem Ticket entsprach nicht jenem im Pass. Sie sah sich gezwungen, ein neues Ticket für den folgenden Tag zu kaufen. Also nochmals für alle:  Namensmutationen sind laut den geltenden Vorschriften der Fluggesellschaften grundsätzlich nicht erlaubt. Der Name im Ticket muss genau mit den Angaben im Pass oder auf der Identitätskarte übereinstimmen. Bei gewissen Airlines sind bereits Tippfehler ein Problem oder die Verwechslung von Vor- und Nachname.

Kontraproduktiver Schnäppchen-Terror

Karin Kofler, Autorin Wirtschaft bei der «SonntagsZeitung», schreibt über den Stress, welcher durch Einkaufen im Netz und immer aggressivere (Preis-) Aktionen entsteht. Dabei sollte doch Online-Shopping den Konsumenten das Leben erleichtern? Der Kommentar bezieht sich zwar nicht auf ein Erlebnis einer Reisebuchung, liesse sich aber problemlos darauf münzen. Koflers Fazit: Das riesige Angebot und die immer aggressiveren Aktionsangebote schaffen eine neue Art von Stress: den Homeshopping-Stress. «Sunday Deal, Mid Season Sale, Sale Night - die Betreiber der Webshops überbieten sich mit Rabatten. […] Beinahe täglich beglücken sie einen mit Newslettern, die den Jagdinstinkt in uns Konsumenten wecken sollen. […] mit Deadlines wird Kaufdruck erzeugt. […] Man hat ständig das Gefühl, man verpasse etwas. Am Ende entscheidet man sich aus Verdruss und Unsicherheit für gar nichts. Genau darum sollte man den stationären Handel nicht voreilig abschreiben. Wenn die ganze Welt ein gigantisch expandierendes Online-Shoppingcenter ist, vereinfacht der physische Laden das Leben vielleicht wieder.» Klingt doch wie ein Plädoyer pro Reisebüro…

Erfolgsgeschichte PC-24

Im «SonntagsBlick» gibt es diese Woche herzlich wenig aus der Reisewelt zu lesen, abgesehen von ganzseitigen Inseraten mit Reiseangeboten (etwa von Migros Ferien, Hotelplan oder NRJ Cruise). Aber es gibt einen spannenden Artikel zum Schweizer Flugzeugbauer Pilatus. Dessen CEO  Oskar Schwenk erzählt im Interview, weshalb er so stolz ist auf den ersten zugelassenen Schweizer Business-Jet, den PC-24. Erste Modelle werden in Kürze in die USA und auch an den Schweizer Bundesrat ausgeliefert. Daneben aber hat Pilatus 2017 auch viel Erfolg beim Verkauf des Modells PC-12 gehabt. Der PC-12 war vor 25 Jahren nach bis dahin ausschliesslich militärischen Kunden der erste Ziviljet von Pilatus – und seither ein Erfolg, obwohl Schwenk weiss, dass Pilatus aufgrund des Standorts in der Schweiz beim Preis «eher schwach» sei. Zu den Kunden beim PC-12 wie PC-24 zählt etwa das kalifornische Unternehmen Jetfly.com. Zudem erklärt Schwenk, dass die Schweiz die geplanten Militärkampfjets viel billiger haben könnte, wenn sie direkt ab Werk kaufen würde statt auf Gegengeschäfte zu setzen. Pilatus sei beim Deal allerdings nicht dabei.

Andermatt will mehr als nur das «Chedi» sein

Die «Zentralschweiz am Sonntag» untersucht, was im Urner Ferienort Andermatt läuft. Dort sei daszur Orascom Group gehörende Luxushotel «The Chedi Andermatt» mit dem Geschäftsverlauf im fünften Geschäftsjahr sehr zufrieden und weise eine Auslastung von 60 Prozent auf. Doch Andermatts Problem ist eben, dass man zu sehr von seinem Luxushotel abhängig ist. «Andermatt soll nicht mehr nur über das ‹Chedi› wahrgenommen werden, sondern als eigene Marke auftreten», sagt ein Orascom-Vertreter. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung soll mit dem «Radisson Blu Andermatt» getan werden. Das zweite Hotel des Resorts nimmt seinen Betrieb wegen baulicher Verzögerungen allerdings später als geplant auf – im Oktober dieses Jahres anstatt im Sommer. Immerhin: Mit dem «Radisson Blu» steigt nicht nur das Bettenangebot in Andermatt, sondern es eröffnen sich dem Resort neue Möglichkeiten im Bereich des Kongresstourismus. Anfragen von Unternehmen insbesondere aus der Schweiz liegen bereits vor, eine Firma habe sich gar für einen Termin im Jahre 2020 erkundigt.

Andermatt zählte im vergangenen Jahr 131‘960 Hotelübernachtungen, 5,89 Prozent mehr als im Vorjahr. 60 Prozent der Gäste stammen aus der Schweiz, von den restlichen 40 Prozent sind gut die Hälfte Deutsche, Österreicher und Briten. Stark gestiegen sind aber auch die Nachfragen aus den USA, sie machen heute gut 8 Prozent der Buchungen aus. Der asiatische Markt hingegen spielt heute noch keine grosse Rolle. Dies könnte sich allerdings rasch ändern, sobald das «Chedi» in Asien mehr Nachahmer findet.

Luzern in 20 Stunden

Ein weiterer interessanter Text in der «SonntagsZeitung» widmet sich den besonderen Anforderungen von chinesischen Touristen, am Beispiel des Grand Hotel Europe in Luzern. Das 4-Stern-Hotel, das zehn Fussminuten vom Zentrum entfernt am See liegt, ist fest in chinesischer Hand. Chef Conrad Meier ist einer der wenigen Hoteliers in Luzern, der kein Geheimnis daraus macht, dass er sein Geld zu einem grossen Teil mit dieser Klientel macht. «Die Gruppentouristen aus China bringen uns im Schnitt zwar etwas tiefere, aber nachhaltige Erträge. Sie sind der wichtigste Pfeiler, vor allem während des Winters, in dem wenig Individualgäste kommen», sagt Meier.  Meiers Crew hat Routine im Umgang mit diesen Kunden, welche die Tourismus-Highlights Europas in zehn Tagen im Bus abklappern. Da braucht es unter anderem Instruktionsblätter dazu, was im Zimmer wie gemacht werden muss und was man darf und was nicht. Dazu Meier: «Unsere Gäste aus China benutzen die Zimmer anders als die Europäer.» Chinesische Gruppen - das ist Schnellabfertigung pur. 1,23 Nächte bleiben sie im Schnitt in Luzern. Da bleibt nicht viel Zeit, um das Hotel zu geniessen. In Luzern stehen Shopping, das Löwendenkmal und ein Ausflug auf den in Nebel gehüllten Pilatus auf dem Programm. Knapp 20 Stunden verbringen die Chinesen in der Stadt. Dann gehts weiter über Beaune nach Paris. In den letzten Jahren stiegen die Gästezahlen aus China stark an. 2017 gingen in der Schweiz 1,4 Millionen Logiernächte auf ihr Konto - eine Zunahme von 400 Prozent in zehn Jahren. Mit dem Wohlstand in der Heimat steigen nun aber die Ansprüche der Chinesen beim Reisen: Sie mutieren zu Individualtouristen. «Eine Gruppenreise durch Europa wird heute noch als Einstiegsreise gewählt, um erste Eindrücke des Kontinents zu gewinnen. Beim zweiten Mal kommen sie dann allein und mieten ein Auto», erzählt ein Touristenführer. «Das Geschäft mit Gruppen aus China ist für den Luzerner Tourismus nach wie vor bedeutsam. Wir richten uns allerdings darauf ein, dass die Chinesen künftig vermehrt individuell durch Europa reisen», sagt Marcel Perren, der Direktor von Luzern Tourismus.

Der Titlis zeigt Präsenz in Asien

In der «Zentralschweiz am Sonntag» geht es ebenfalls um asiatische Kundschaft. Die Zentralbahn wolle den asiatischen Markt (noch) stärker bewirtschaften. Insbesondere in der Nebensaison im November und zwischen Januar und April sieht man grosses Potenzial, um noch mehr Touristen aus dem asiatischen Raum in Richtung Zentralschweiz und Titlis zu locken. Zu diesem Zweck arbeite man nun vermehrt mit Mitarbeitern vor Ort in Südkorea, China und Südostasien. Zusammen mit den Titlisbahnen leistet sich die Zentralbahn Mitarbeiter vor Ort. Solche einheimischen Sales Representatives arbeiten mit den örtlichen Reisebüros zusammen, um potenziellen Besuchern eine Reise mit der Zentralbahn und ­einen Ausflug auf den Titlis schmackhaft zu machen. Erklärtes Ziel der Strategie ist es, die Hochsaison für die Zen­tralbahn in Zukunft auf bis zu zehn Monate im Jahr ausdehnen zu können. Mit einer besseren Auslastung der Züge verbessert sich deren Kostendeckungsgrad. Stefan Pfister von der Zentralbahn spricht von einem aktuellen Potenzial von 110 Millionen Chinesen, die nun im Besitz eines Reisepasses sind, viele davon seien noch nie nach Europa gekommen. «Auch Indien ist sehr interessant mit 1,3 Milliarden Menschen, Indonesien mit 255 Millionen. Auch Thailand entwickelt sich sehr gut», erzählt er. Und diese Märkte will die ZB nun intensiver «beackern». «Die Zusammenarbeit mit der Zentralbahn macht Sinn, da wir ja sozusagen die gleichen Kunden haben», bestätigt dazu Peter Reinle, Mediensprecher der Titlisbahnen, bei welchen asiatische Gruppentouristen rund 40 Prozent des Umsatzes generieren (gleich viel wie die Wintersportler).

Diverses/Reisereportagen

In der «Sonntagszeitung» ist ein grosser Bericht über eine Fahrt im luxuriösen Eastern & Oriental Express von Singapur nach Bangkok zu lesen – unter dem vielsagenden Titel «Der Zug ist das Ziel». Der Zug strahle Erhabenheit aus. Wer mitfährt, wird automatisch ein bisschen leiser sprechen als gewöhnlich, den Mitpassagieren in den engen Gängen höflich den Vortritt lassen und kleinere Happen von seinem Menü zum Mund führen. Mitführen darf man allerdings nur einen Koffer Gepäck; mehr passt schlicht nicht in die Kabine. Der «Place to be» ist eh ein anderer: der gedeckte, aber sonst offene Aussichtswagen. Die Reise wurde ermöglicht von Belmond und Geoplan Reisen.

Darüber hinaus widmet die «Sonntagszeitung» einen Artikel dem Reisejournalisten Helge Sobik, der ein Buch über das Reisen mit Hund geschrieben hat - aus der Sicht seines Flatcoated Retrievers Hoover. Wegen dem Hund kann/will Sobik nicht in Zielen Ferien machen, die nur mit Flugzeug zu erreichen sind, und schildert im Interview amüsant Anekdoten aus dem Reiseleben mit dem Vierbeiner. Etwa, dass der Hund mehr Gepäck benötigt als er selber. Interessant vor allem für solche, die selber mit Vierbeinern reisen oder dies vorhaben. Das Buch heisst übrigens « Vier Pfoten und drei Koffer».

Ausserdem wird, ebenfalls in der «Sonntagszeitung», über den Legionärspfad im Römerlager Vindonissa (im heutigen Windisch) berichtet. Dieser führt durch die heutigen Ausgrabungsstätten und vermittelt die Geschichte des antiken Alltags - Kettenhemd und Übernachtung inklusive. Das historische Lernen und Erleben findet über Audiotouren in einer Zeitmaschine und an Originalschauplätzen statt, mit dem Legionärsrucksack auf dem Rücken und dem Römerpass in der Hand. Im Sommer 2009 hat der Kanton Aargau den Legionärspfad als historischen Stationenweg eröffnet.

In der «Zentralschweiz am Sonntag» gibt es einen grossen Bericht über eine Flusskreuzfahrt auf der Saône von Lyon ins Burgund und wieder zurück. Diese Reiseart im Slowmotion-Rhythmus sei wunderbar entschleunigend. Es passiert wenig, es geht alles langsam – und vor allem: Man muss an nichts denken. Weil die Kunden aber zunehmend anspruchsvoller werden, wie Mike Papritz von Rivage-Flussreisen feststellt, baut der Anbieter sein Angebot stetig aus, nimmt neue Destinationen auf, wie im nächsten Jahr mit Flussreisen auf dem Mississippi oder Mekong. Themenreisen mit «Group in Group»-Konzepten sollen auch ein jüngeres Publikum anlocken: Velo- und Wanderreisen mit Baumeler, Advents-Kurzreisen oder Wein-, Musik- und Gartenreisen. «In Sachen Kulinarik und Ausstattung sind die Ansprüche ebenso gestiegen.» So sind die Schiffe von Rivage meist nicht älter als zwei Jahre und wie etwa die Amadeus Provence mit dem ökologischen Gütesiegel «Green Certification» von Green Globe ausgezeichnet. Die Reise wurde ermöglicht von Rivage Flussreisen.

Darüber hinaus gibt es in der «Zentralschweiz am Sonntag» einen Artikel über Sprayerkunst in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.

Und in der «NZZ am Sonntag» wird ein ganzer Bund dem Thema «Digital Detox» gewidmet. Ob singen, schnuppern und malen im Spa oder schlafen im strahlenfreien Luxuszimmer – Wellnesshotels setzen auf ganzheitliche Entgiftung und Reinigung von Körper und Geist. Digital Detox spiele dabei eine immer wichtigere Rolle.

(JCR)