Tourismuswelt

Sunday Press Haben Tourismusorte zu früh gejubelt?

Mehr Logiernächte, aber sinkende Preise: Um eine anständige Marge zu erwirtschaften und dringend notwendige Investitionen zu tätigen, bräuchten Hotellerie und Bergbahnen einen nachhaltigeren Aufschwung. – Frankreich-Reisende müssen auch kommende Woche mit Streiks rechnen. – Velofahrer sollen Bergbahnen zu mehr Umsatz verhelfen.

Fast durchwegs positiv kamen in den letzten Monaten die Meldungen aus dem Tourismus daher. Doch der schöne Schein trügt, schreibt die «Sonntagszeitung» auf ihrere Titelseite. Denn mehr Logiernächte würden bei sinkenden Preisen noch längst nicht mehr Umsatz bedeuten, geschweige denn mehr Gewinn. Die grosse Frage sei, wie viel bei Hoteliers und Bergbahnen unter dem Strich übrig bleibe. Um eine anständige Marge zu erwirtschaften und dringend notwendige Investitionen zu tätigen, bräuchten sie höhere Preise. Doch dafür bräuchte es einen nachhaltigeren Aufschwung, wie Andreas Züllig, der Präsident des Branchenverbandes Hotelleriesuisse, zitiert wird.

Auch die «NZZ am Sonntag» findet: «Viel Schnee macht noch keine erfolgreiche Saison». Stürme und fehlende Sonne hätten vielen Orten die Wintersaison vermiest. Doch eine Verlängerung lohne sich trotz üppigem Schnee kaum. Die finanzielle Situation vieler Bahnen sei angespannt. Man gehe davon aus, dass man für die Wintersaison 2017/18 gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus verzeichnen werde, sagt Andreas Keller, Sprecher von Seilbahnen Schweiz. Zwar wäre das nach mehreren Jahren Rückgang zum ersten Mal wieder eine Zunahme. «Aber berauschend ist das Ergebnis trotzdem nicht, wenn man bedenkt, dass die Vorjahressaison eine der schlechtesten überhaupt war.»

Die Branche buhle seit einigen Jahren mit Schnäppchenangeboten und günstigen Saisonabos. Der Preiskampf locke vielleicht wieder mehr Gäste in den Schnee, werde sich aber «nicht in einem steigenden Umsatz der Bahnen niederschlagen», sagt Philipp Lütolf, Bergbahnexperte an der Hochschule Luzern gegenüber der «NZZ am Sonntag». Er führe vielmehr zu einem Teufelskreis, bei dem am Ende alle weniger verdienten.

Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig hält Preissteigerungen von mindestens zwei bis drei Prozent über die nächsten fünf Jahre für notwendig, damit sich die Branche erholen können, schreibt die «Sonntagszeitung». Derartige Aufschläge wären Martin Nydegger, dem neuen Direktor der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus, ein Dorn im Auge. Er machte jüngst klar, dass höhere Preise unklug seien. «Die Preise wurden in den letzten Jahren gesenkt, und aus der Diskussion über das Hochpreisland Schweiz hat man Lehren gezogen», sagte Nydegger. Wenn die Preise nun angehoben würden, befürchtet er einen erneuten Imageschaden.

Ein «Bijou», das sich mit fremden Federn schmückt

Die «Sonntagszeitung» berichtet über Ungereimtheiten beim Start-Up Le Bijou. Dieses mietet Wohnungen im Stadtzentrum, wandelt sie in Nobel-Appartements für Touristen und Geschäftsleute um und vermietet sie über die App «Butler James» weiter. Die Gründer werben damit, mehr als vierzig Luxuswohnungen in Zürich, Bern, Zug, Luzern, Basel und Genf im typischen «Le Bijou Chalet-Style» mit eigenem Fitnessraum, Jacuzzi und Sauna anzubieten. Wer danach sucht, stellt fest: Davon gibt es erst zwei. «Butler James» hat zwar noch rund zwei Dutzend andere Wohnungen im Angebot - von Luxusappartements kann hier aber nicht die Rede sein; sie werden denn auch unter der Marke Airhome angeboten. Und obwohl Le Bijou gemäss Obligationenrecht zur Offenlegung verpflichtet ist, gewährt sie keine Einsicht in Jahresrechnung und Revisionsbericht. 

Frankreich: Kein Streikende in Sicht

Mit dem Ziel, den Bahnverkehr immer mehr durcheinanderzubringen, planen die Gewerkschaften dicht aufeinander folgende Streiks, ist in der «NZZ am Sonntag» zu lesen. Bis Ende Juni soll in stetem Wechsel an drei Tagen gearbeitet und an den zwei folgenden gestreikt werden. Und die Eisenbahner, die gegen die von Frankreichs Staatschef lancierte Reform der Staatsbahn SNCF rebellieren, erhalten Verstärkung: Das Personal der Fluggesellschaft Air France will sechs Prozent mehr Lohn. Deshalb haben die Beschäftigten am Samstag die Arbeit niedergelegt. Kommenden Dienstag und Mittwoch soll weitergestreikt werden.

Ärger in Crans-Montana

Vom Mittwoch an stand das Walliser Skigebiet Crans-Montana plötzlich still, schreibt die «NZZ am Sonntag». Kein Skilift lief mehr, und auch keine Seilbahn. Und zwar für unbestimmte Zeit. Der Grund: Ein obskurer finanzieller Konflikt zwischen den Behörden und der Betriebsgesellschaft. Der tschechische Milliardär Radovan Vitek leitet die grosse Immobilien- und Hotelgruppe CPI und wurde durch Übernahmen und Kapitalerhöhungen zum Mehrheitsaktionär der Bergbahnen. Die drei betroffenen Gemeinden behielten nur noch zehn Prozent der Betriebsgesellschaft. Da die Gemeinden nicht bereit waren, den vereinbarten Beitrag zu zahlen, liess der beleidigte Vitek die Bergbahnen abstellen. Regierungsrat Christophe Darbellay musste vermitteln. Am Freitag liefen die Bahnen wieder. Es gab Tageskarten zum Versöhnungspreis von fünf Franken. Handel und Gastgewerbe verlangen nur Schadenersatz, wie im «Sonntagsblick» zu lesen ist. Sie sammelten derzeit Informationen über die Verdienstausfälle, bestätigte Nancy Constantin, Präsidentin des Gewerbeverbands CransMontana, eine Meldung der Tageszeitung «Le Nouvelliste».

Bundesrat zieht bei den Bergführern aus der EU die Schraube an

Hochtouren, Alpinwanderungen oder Klettersteige locken bei schönem Wetter viele in die Berge. Weil sie als Risikoaktivitäten gelten, brauchen kommerzielle Anbieter eine Bewilligung. Für jene aus der EU gilt bislang jedoch eine Sonderregel: Wer nur während maximal zehn Tagen pro Jahr in der Schweiz arbeitet, benötigt keine Bewilligung. Diese Regel will der Bundesrat nun streichen, berichtet die «Zentralschweiz am Sonntag». Damit soll die Sicherheit erhöht werden und ausserdem habe sich die Zehn­tageregel als nicht praktikabel erwiesen. Es lasse sich nämlich gar nicht überprüfen, ob sie eingehalten werde. Und auch eine zweite Sonderregel soll gestrichen werden: Heute brauchen Anbieter nur dann eine Bewilligung, wenn sie jährlich mehr als 2300 Franken Einkommen erzielen. 

Ubers Trickkiste

Die Plattform Uber, die Fahrer und Kunden zusammenbringt, soll versuchen, ihre Pflichten als Arbeiteber zu umgehen, schreibt die «Sonntagszeitung». Der Konzern suche vermehrt die Zusammenarbeit mit Partnern. In der Romandie habe dies weitreichende Folgen. Eine Umfrage der «Sonntagszeitung» unter Uber-Fahrern zeigt, dass über 100 von ihnen dubiose Verträge mit Uber-Partnern unterschrieben haben. Rund 15 Unternehmen, meist mit Sitz im Kanton Waadt, suchten in Frankreich nach potenziellen Fahrern, versprachen ihnen eine Fahrbewilligung und einen Arbeitsvertrag in der Schweiz. In der Deutschschweiz sind keine solche Partnerfirmen bekannt, doch fehlt es Uber hier besonders während der Stosszeiten am Wochenende an Fahrern. Deshalb versucht der US-Konzern, traditionelle Taxifirmen zu gewinnen. Für eine Zusammenarbeit im sogenannten Flottenpartner-Modell verspricht Uber einen Bonus von 400 Franken für Firmen, die einen Teil ihrer Wagen und Fahrer in der Uber-App registrieren. Für eine Abgabe von 25 Prozent der Einnahmen werden ihnen zusätzliche Fahrten vermittelt. Bereits sind zwei Taxiunternehmen auf dieses Angebot eingegangen. 

Mountainbiker sollen Bergbahn-Umsatz ankurbeln

Schweiz Tourismus will die Eidgenossenschaft als Veloland vermarkten, schreibt der «Sonntagsblick». Am Donnerstag werde die neue Kampagne vorgestellt. «Velofahren wird vielleicht nicht so gross wie Skifahren heutzutage. Aber wir sehen definitiv ein grosses Potenzial», hält Véronique Kanel für den Tourismusvermarkter fest. Seilbahnbetreiber freuen sich über den Trend. «Es gibt immer mehr Bergbahnen, die im Sommer eine Bike-Strecke eröffnen und auch die Bahnen für den BikeTransport nachrüsten», sagt Andreas Keller, Sprecher von Seilbahnen Schweiz. Mountainbiker spülen mehr Geld in die Kassen als Wanderer oder andere Sommersportler. «Sie fahren nicht nur einmal den Hang runter, sondern benutzen die Bahn mehrmals pro Tag. Die Wertschöpfung für die Bergbahn ist also deutlich höher als bei anderen Sommeraktivitäten.» 

Deutsche planen ein Grosshotel in Zug

Zwei deutsche Investoren wollen in Steinhausen ein Hotel bauen, ist in der «Zentralschweiz am Sonntag» zu lesen. Es solle dereinst zu den grössten im Kanton Zug zählen. Die Aktiengesellschaft gehöre zum einen dem in Potsdam lebenden Jörn Gatermann und zum anderen Thomas Pfirrmann. Gatermann ist in der Region kein Unbekannter. In der Stadt Luzern gehört ihm das Hotel Fox an der Neustadtstrasse. Gemäss Investoren werde es sich beim neuen Projekt um ein Haus im Drei-Sterne-Bereich handeln und zirka 120 Doppelzimmer umfassen. Das Hotel solle Ende des nächsten Jahres eröffnen und insbesondere Geschäftsreisende ansprechen. 

Umsteigen lohnt sich

Zwischenstopps lohnen sich – vor allem bei weit entfernten Zielen. Dies hat der Flugvergleichsdienst Momondo für den «Sonntagsblick» herausgefunden. Bei jeder Verbindung kommt der Reisende günstiger, wenn er einmal zwischenlandet. Nach Miami oder Los Angeles etwa fliegen Umsteiger bis zu einem Drittel billiger. Direktflüge sind zwar effizienter, weil wesentlich weniger Kerosin verbraucht wird. Die Luftfahrtunternehmen errechnen ihre Preise aber nicht nach Entfernung – für sie zählen Angebot und Nachfrage. Und da Direktflüge praktischer sind, wird dafür eben mehr Geld verlangt. 

Weitere Kurz-Meldungen aus der Tourismusbranche

Der Schweizer Reto Wittwer, ehemaliger Chef der Luxushotelkette Kempinski, setzt nicht mehr auf Swissness, wenn es um die Wahl der Fluglinie geht. In einem Interview mit dem Fachmagazin «Tophotel» gesteht der 70-jährige Tourismus-profi, dass er heute lieber Emirates fliege statt Swiss, schreibt die «Sonntagszeitung».

Das Handelsgericht des Kantons Zürich weist eine Klage der Swissair in Nachlassliquidation gegen 14 Personen ab, die vor der Pleite der Fluggesellschaft im Jahr 2001 in der Verantwortung standen, berichtet die «NZZ am Sonntag». Die Richter gehen davon aus, dass den Beklagten, unter ihnen Mario Corti, Philippe Bruggisser, Eric Honegger und Vreni Spoerry, keine Verletzung von Pflichten nachzuweisen ist. Die Betroffenen erhalten eine hohe Entschädigung. 

Der berühmte Yosemite-Nationalpark in Kalifornien wird wegen möglicher Überschwemmungen für Besucher gesperrt, ist in der «Zentralschweiz am Sonntag» zu lesen. Alle Ausflügler wurden angewiesen, den Talbereich des Parks zu räumen. Ein drohendes Sturmtief mit starken Regenfällen ist der Grund für die Warnung.

Boeing hat sich im Rennen um einen Flugzeug-Grossauftrag der US-Fluggesellschaft American Airlines gegen den Erzrivalen Airbus durchgesetzt. American Airlines bestellte nach Angaben vom Freitag 47 Maschinen des Typs 787 («Dreamliner»), schreibt die «Zentralschweiz am Sonntag».

Das Tessin im Fokus

Die «NZZ am Sonntag» widmet sich in der Beilage dem Ferien- und Sehnsuchtsort Tessin und schwärmt: Im Tessin sei man nah und doch irgendwie weit fort. Als einmalige Badeplätze werden unter anderen die im 19.Jahrhundert erbaute Therme Bagni di Craveggiaim im Osernonetal, der Wasserfall von Maggia oder die Becken in Lavertezzo im Verzascatal genannt. Eine Wanderung im Valle di Lodano soll sich besonders lohnen, da der Wald je länger desto mehr einem Primärwald ähnle. Auch die Entlassung der 24 «Bisbini»-Wildpferde aus ihrem Winterquartier in die sommerliche Freiheit der südalpinen Grenzregion des Monte Bisbino und des Generoso-Massivs seien einen Besuch wert. Ein Erlebnis sei die Fahrt mit der ältesten in der Schweiz betriebenen Dampfeisenbahn von Capolago auf den beeindruckenden Monte Generoso. 

Baden im Wald und Velofahren in Belgien und Italien

Im Reiseteil der «Zentralschweiz am Sonntag» geht es in den flämischen Teil Belgiens. Dort lasse es sich bestens leben und radeln. Durch barocke Weltstädte und idyllisches Bruegel’sches Bauernland. Denn ob Brüssel, Antwerpen, Brügge oder Gent: Geld zog Geld an und brachte die Städte zum Leuchten. Denen sehe man den Reichtum schon architektonisch an. Ausser Kathedralen, Rathäusern, Markthallen oder Patrizierhäusern sollten auch Belfriede – Glockentürme mit Stadtarchiven, Gefängniszellen und Schatzkammern, eine typisch belgische Erscheinung – zeigen, was man hat. 

Eine weitere Veloreise führt über den 1300 Kilometer lange Fernradweg dem Adriatischen Meer entlang durch sieben italienische Regionen. Er beginnt in Santa Maria de Leuca in Apulien, am südlichsten Punkt des Stiefelabsatzes, und endet in Triest, an der Grenze zu Slowenien. 

Und auch das «Waldbaden», das seinen Ursprung in Japan hat, ist Thema. Nun sei diese Methode allmählich auch in Europa angekommen. Während in Deutschland und Österreich Kurse und Ausbildungen wie Pilze aus dem Boden schiessen, seien die Angebote in der Schweiz noch spärlich. Einige wenige Therapeuten würden Interessierte in St. Gallen, Graubünden, Zürich oder Bern in den Wald locken. Studien hätten gezeigt, dass der Aufenthalt im Wald Blutdruck und Herzfrequenz senke, Stresshormone reduziere sowie Depressionen lindere. Bäume würden organische Verbindungen von sich geben, so genannte Terpene. Diese sollen auf den menschlichen Organismus wirken und die Zahl der Killerzellen erhöhen, welche im Immunsystem für die Abwehr von Erregern und Krebszellen zuständig seien.

Boston und Aquatis

Anlässlich des des Boston Marathons vom 16. April, widmet die «Sonntagszeitung» der Stadt eine grosse Reise-Reportage. Die Geschichte der Stadt und der Unabhängigkeitsbewegung erzähle der Freedom Trail, ein etwa vier Kilometer langer Spaziergang mit Halt an 17 historischen Sehenswürdigkeiten. Kaffee sei der Drink der Stadt. Nirgendwo gebe es so viele Coffeeshops wie in Boston: 55 Starbucks und 121 Dunkin Donuts finden sich hier. «In a fun way» lasse sich Boston an Bord eines Duck-Mobils, eines Amphibienfahrzeugs, erkunden.

Ein weiterer Artikel nimmt den Leser mit ins Wasserparadies Aquatis nach Lausanne: Das Wasserparadies mit angegliedertem Hotel und Kongresszentrum, das weder Zoo noch Museum und schon gar kein Disneyland sein wolle, «aber dennoch von alldem was hat». Ein Problem habe man allerdings erst nach der Eröffnung bemerkt: Die verspiegelten Böden. Weibliche Besucher sollten also besser Jeans statt Miniröcke anziehen.

(LVE)