Tourismuswelt

Sunday Press Werden die Walliser Olympia-Pläne beerdigt?

Olympia 2026 wackelt, Krisensitzung im Bundesrat. - Dem Zugfahren mit Apps gehört die Zukunft. - Sehnsuchtsort Bali treibt seltsame Blüten.

«Die Olympia-Kandidatur wackelt», titelt die «SonntagsZeitung» und berichtet, dass Sportminister Guy Parmelin für diese Woche eine Art Krisensitzung einberufen hat. Am Mittwoch werde sich zeigen, wie es mit der Olympia-Kandidatur Sion 2026 weitergehe.

«In den am Projekt beteiligten Kantonen wollen einige wissen», so schreibt das Blatt, «dass die Kandidatur gefährdet sei». Man werde auch darüber reden, ob ein Festhalten an der Kandidatur noch sinnvoll sei. Aus «kantonalen Amtsstuben» sei sogar zu hören, Bundesrat Parmelin selbst erwäge, das Projekt 2026 wegen zu vieler offener Baustellen zu begraben, indem sich der Bund zurückzieht.

Das Verteidigungsdepartement (VBS) bestätigt das kurzfristig anberaumte Treffen zwar, will aber nicht von einer «Krisensitzung» sprechen. Gleichzeitig nennt es aber auch keinen Grund und hält die konkreten Themen unter dem Deckel. Immerhin räumt es ein, dass an der Sitzung der Beschluss des Nationalrates, eine Volksabstimmung über Olympia zu ermöglichen, analysiert werden soll.

Bestätigt der Ständerat den Entscheid und kommt es tatsächlich zu einer Volksabstimmung über den Olympiabeitrag von einer Milliarde Franken, geraten die Organisatoren in Zeitnot. Eine rechtzeitige Anmeldung der Kandidatur wäre nicht mehr möglich. Das Internationale Olympische Komitee müsste einer Verlängerung der Eingabefrist zustimmen. Schon ist aus dem VBS, aber auch in Durchführungskantonen die Rede von einer Verschiebung der Kandidatur um vier Jahre. 

Blocher kippte Fraktionsentscheid

Das überraschende Ja des Nationalrates zur Motion der Olympia kritischen SP-Nationalrätin Silva Semadeni kam nur zustande, weil verschiedene SVP-Parlamentarier das Lager gewechselt hatten. Laut «SonntagsBlick» sorgte Noch-Parteistratege Christoph Blocher persönlich per SMS dafür, dass zahlreiche SVP mit Ja stimmten und dem Vorstoss mit 92 zu 87 Stimmen zum Durchbruch verhalfen. In der Vorwoche hatte die grösste Fraktion mit 27 zu 25 Stimmen noch ein Nein beschlossen. In der Abstimmung im Rat hielten sich nur noch 19 von ihnen an den Beschluss, 43 votierten für die eidgenössische Volksbefragung.

Folgt der Ständerat der grossen Kammer, so wäre dies ein klares Votum gegen die Walliser Olympiapläne. Auf eidgenössischer Ebene sind die Chancen für eine Kandidatur bedeutend geringer, als wenn das Wallis allein darüber befinden kann. Bei den Sportfreunden innerhalb der SVP sorgt Blochers Einmischung für rote Köpfe. «Ich verstehe nicht, dass wir einfach unseren eigenen Fraktionsentscheid umstossen», sagt Nationalrat Thomas Hurter (54). Der Schaffhauser ist ein glühender Anhänger einer Bewerbung für die Winterspiele in acht Jahren. «Wir würden der ganzen Welt zeigen, dass wir Olympische Spiele ganz im Sinne des Sportes und auch wieder mit einem vernünftigen Aufwand durchführen könnten.» Mit riesiger Begeisterung und vollen Zuschauerrängen.

Vor den Kopf gestossen fühlt sich auch SVP-Nationalrat Franz Ruppen (47). Der Oberwalliser ist ebenfalls ein Befürworter einer Kandidatur seines Kantons: «In einer Woche haben etliche Mitglieder der Fraktion die Seiten gewechselt. Das kam für mich doch sehr überraschend.» Dass Blocher jetzt bei Olympia den Takt vorgibt, ist für die Partei tatsächlich nicht ohne. Immerhin sind es seine Leute, welche die Sportpolitik des Landes seit Jahrzehnten prägen. Nationalrat Jürg Stahl (50) amtet als Präsident von Swiss Olympic und ist auch OK-Chef der Kandidatur Sion 2026. Das Sportdepartment ist «seit Ewigkeiten», so der «SoBli», in den Händen der SVP. 

Meyers Sabbatical gibt zu Schreiben...

Anstatt den letzte Woche bekanntgegebenen vorzeitigen Rücktritt von SBB-Infrastruktur-Chef Philippe Gauderon zu hinterfragen, beschäftigt sich der «SonntagsBlick» lieber mit dem angekündigten zweimonatigen Sabbatical von CEO Andreas Meyer. Er zitiert einen Sprecher mit der tiefgründigen Information, wonach Meyer «einige Tage mit seinen Eltern, seiner Familie und Freunden verbringen werde». Daneben mache er eine «kurze Weiterbildung». Und: «Er freut sich darauf, im In- und Ausland Tage zu verbringen, die nicht durchgeplant sind, und dabei so zu leben, wie es gerade kommt.»

Die SBB investierten viel in ihr Image als moderne Arbeitgeberin, heisst es im Text weiter. Teilzeitarbeit und Jobsharing würden gefördert. Vergangene Woche wurde zudem die Einführung der Du-Kultur im Unternehmen bekannt. Während der «SoBli» dies positiv bewertet, kritisiert die «NZZ am Sonntag» in einem Kommentar das Vorhaben als peinlichen «Annäherungsversuch von oben an das Personal». Der Rangierarbeit fühle sich mit CEO Andreas Meyer durch das Du nicht enger verbunden. Ein offenes Ohr für das Anliegen der Mitarbeiter würde Kollegialität und Loyalität viel mehr fördern. Doch hier seien «bittere Klagen» zu vernehmen. «Damit ein Unternehmen auf Du und Du zusammensteht, braucht es Wertschätzung», schliesst der Kommentar, «mit Duzen ist es nicht getan.» 

Dem Zugfahren mit Apps gehört die Zukunft

Seit einigen Wochen gibt es Ticket-Apps fürs Smartphone, allerdings (noch) nicht von den SBB. Die «NZZ am Sonntag» wirft nun den Betreibern von Fairtiq, ein Zusammenschluss verschiedener Verkehrsverbünde, und Lezzgo, der Ticket-App der BLS, vor, den Reisenden zu viel zu versprechen. Es stimme nämlich nicht, dass dank Bestpreis-Systematik immer das optimale Ticket verrechnet werde, wie Fairtiq auf der Homepage verspricht. So würden die Spartarife der SBB oder günstigere City-Tickets nicht berücksichtigt.

Dass die Kritik nur spitzfindig ist und eigentlich kaum für einen Artikel ausreicht, realisiert der Autor gleich selbst: Dass diese Tarife von einer App gar nicht erfasst werden können, «liegt in der Natur solcher Angebote», da die Tickets mit Rabatt im Voraus für eine bestimmte Verbindung bezahlt werden müssen. Bei der Benützung der Apps wird die gefahrene Strecke erst nach Verlassen des Zuges abgerechnet und bezahlt.

Gian-Mattia Schucan, Geschäftsführer von Fairtiq, sagt denn auch: «Wir verrechnen das zum Zeitpunkt der Reise bestmögliche Ticket.» Denn der Kunde reise mit Fairtiq immer im «Jetzt». Schucan will nun aber prüfen, ob man die Einschränkung bei den Sparbilletten allenfalls genauer deklarieren müsste. Die BLS verweist darauf, dass das Ticket-Sortiment klar deklariert ist, auf welchem die Berechnungen der App basieren. Die Erkenntnis des Artikels: «Was optimal ist, muss der Kunde also doch noch selber wissen.» Immerhin wird noch erwähnt, dass sich die Nutzung bei Fairtiq, wo seit zwei Wochen Fahrten im nationalen Verkehr abgerechnet werden, auf ungefähr 5000 Fahrten pro Tag verdoppelt hat. Weitere Themen für Tourismus-Interessierte sucht man heute in der Sonntagspresse vergebens.

Von Bali, über Bergamo nach Paris

Reise-Reportagen finden sich heute auch nur in zwei Zeitungen. Während die «Zentralschweiz am Sonntag» Paris im Frühling entdeckt, entführt uns die «SonntagsZeitung» an den «Sehnsuchtsort Bali», das vor spiritueller Kraft strotze, der Massentourismus jedoch «seltsame Blüten treibt». Die historische Oberstadt von Bergamo biete 800 Jahre Architekturgeschichte und viel «rustikale Italianità». Eine Verlagsbeilage über Österreich rundet das Angebot der «SoZ» ab. Der «NZZ am Sonntag» liegt das ausserhalb der Redaktion produzierte PR-Magazin «Reise-Special» bei.

(HPB)