Tourismuswelt

Der passionierte Sportler Markus Hürlimann ist heute noch als Reiseleiter aktiv - hier in der Glacier Bay in Alaska. Alle Bilder: zVg

Was macht eigentlich Markus Hürlimann?

Jean-Claude Raemy

Seit etwas mehr als vier Jahren ist der frühere TUI-Manager pensioniert. Doch von «Ruhestand» kann keine Rede sein: Der bald 70-jährige Hürlimann bereitet sich auf einen weiteren Ironman-Triathlon vor.

Den meisten Reisebranchen-Mitgliedern wird Markus Hürlimann vor allem noch als Agentenbetreuer von TUI Suisse in Erinnerung sein: Der gross gewachsene Extremsportler war dort von 2003 bis zu seiner Pensionierung 2013 im Retailer Sales tätig, davon die letzten acht Jahre eben in der Agentenbetreuung.

Doch die Reisebranchen-Karriere von Markus Hürlimann reicht viel weiter zurück und begann schon 1974: Vier Jahre lang war er damals als Reiseleiter für Kuoni in der Welt unterwegs. Noch heute schwärmt Hürlimann von dieser Zeit: «Da war noch viel weniger organisiert, man musste improvisieren und auf Draht sein, doch man genoss auch relativ viele Freiheiten», erinnert sich Hürlimann an «die wohl schönste und erlebnisreichste Zeit in der Reisebranche». Stationiert war er unter anderem zwei Jahre lang in Ostafrika, aber auch in den USA, in Israel, in Skandinavien, in London und in Berlin. «Ich habe den Kontakt mit den Kunden, aber auch mit den Leistungsträgern, immer sehr gern gehabt», resümiert Hürlimann, «Abenteuer und prägende Erlebnisse gab es zu Hauf.»

Wie die meisten Reiseleiter wurde aber auch Hürlimann einmal sesshaft. Von 1978 und bis 1987 arbeitete er dann am Kuoni-Hauptsitz in Zürich – zunächst als Sachbearbeiter Touroperating, später als so genannter «Planning Manager» für Skandinavien, für Nord-, Zentral- und Südamerika sowie für die Karibik. Damit war Hürlimann ein echter Allround alter Schule.

Wechsel in den Journalismus

Auch Segeln gehört zu den bevorzugten Hobbs von Markus Hürlimann: Hier auf dem Zürichsee an Bord seiner «Poseidon».

Doch die Reisebranchen-Tätigkeit kann auf Dauer auch zermürben. 1988 entschied sich Hürlimann dazu, eine viermonatige Auszeit zu nehmen, welche er in Mexiko verbrachte. Auf dem Tisch hatte er ein Job-Angebot bei einem Reiseunternehmen in den USA. Doch hatte er sich noch für eine andere Stelle beworben, welche ihm dann ebenfalls angeboten wurde: Er konnte als Journalist tätig werden. Nebst seiner Liebe zum Reisen hatte Hürlimann stets auch seine Liebe zum Sport, dabei insbesondere Ausdauer-Sportarten, sowie zum Schreiben gepflegt. Und nun erhielt er die Möglichkeit, für den «Sport» als Reporter unterwegs zu sein. Er zögerte nicht lange und sagte zu.

Der «Sport» aus dem Jean Frey Verlag war damals eine mediale Institution in der Sportwelt. Hürlimann war als Sportjournalist mit dem Ski-Zirkus unterwegs, berichtete über Leichtathletik und schrieb auch über Themen, die Aktivferien und den Tourismus betrafen. «Wer beim ‚Sport‘ arbeitete, traf in der Sportwelt stets auf offene Türen», erinnert sich Hürlimann. Doch die Zeitung wurde defizitär, an die Curti Medien verkauft und auf wöchentliche Erscheinung umgestellt. Hürlimann, inzwischen als Chef vom Dienst auch für die Produktion der Zeitung verantwortlich, ging 1996 von Bord. Nur drei Jahre später wurde die Zeitung endgültig eingestellt.

Rückkehr in den Tourismus

Noch 1996 gelang Hürlimann der Wiedereinstieg in den Tourismus  - als Geschäftsführer des damaligen Nordamerika-Spezialisten Western Tours. Die Firma ging dann in der damaligen ITV (Imholz/TUI/Vögele) auf, dem Vorläufer der heutigen TUI Suisse. Von 1997 bis 2000 war Hürlimann bei ITV dann Product Manager Kanada, Alaska & Wheels weltweit, bevor er dieselbe Tätigkeit ab 2000 für TUI Suisse ausübte, wobei bis 2003 noch die PM-Verantwortlichkeiten für Australien/Neuseeland, Asien und die Malediven hinzu kamen. Anschliessend drehte Hürlimann dem Touroperating den Rücken zu und blieb wie erwähnt bis zum Karrierenende im Bereich Retailer Sales aktiv, wo er für die Akquise und Betreuung der Prio-Partner und sonstigen TUI-Suisse-Agenten verantwortlich zeichnete.

Heute ist Hürlimann weiterhin eng mit der Reisebranche verbunden – über viele ehemalige Kollegen, «von denen einige schon pensioniert sind», wie er scherzt, oder auch durch die Lektüre von Branchen-Newslettern. Er ist aber auch aktiv: «Seit meiner frühzeitigen Pensionierung mit 64 Jahren bin ich als Reiseleiter tätig und mehrheitlich auf Kreuzfahrten für den Direktanbieter Net-tours sowie für Kuoni Cruises weltweit zwischen 2 und 3 Monaten im Jahr unterwegs», sagt Hürlimann. Diese Tätigkeit mache ihm sehr viel Spass, da er immer noch sehr gerne reise und ich den Umgang mit Menschen schätze.

Was noch besser ist: Seine Ehefrau Ruth Hürlimann-Brand, welche früher bei Travac tätig war und zuletzt bei TUI Suisse tätig war, wurde im Juli 2017 ebenfalls pensioniert – womit jetzt mehr Zeit für gemeinsame Reisen da ist.

Der «Marathon-Man» ist immer noch aktiv

Der Mann hat Ausdauer: Zieleinlauf beim Ironman Switzerland in Zürich.

Viel Zeit steckt Hürlimann aber trotz seines fortgeschrittenen, optisch aber kaum bemerkbaren Alters in den Sport. Sein liebstes Hobby ist seit Jahren der Triathlon. «Ich werde im kommenden Juli meinen 13. Ironman in Zürich bestreiten», sagt Hürlimann. Seit über 30 Jahren sei es sein sportliches Lebensziel, einmal am legendären Ironman in Hawaii teilzunehmen. «Ein sehr schwieriges Unterfangen!», weiss Hürlimann, aber er hat den Traum noch nicht aufgegeben und hat weiterhin gute Chancen, dort in seiner Alterskategorie noch teilnehmen zu können.

Nebst Triathlon liebt Hürlimann auch den herkömmlichen Marathon. Im April läuft er in Zürich seinen mittlerweile 46. Marathon und wird auch zum bereits vierten Mal als «Charity Runner» für Helvetas an den Start gehen – damit sammelt er Geld für deren Projekte in Afrika und anderen Entwicklungsländern. Marathons lief Hürlimann natürlich auch schon einige im Ausland, so etwa drei Mal jenen in New York, aber auch jene in Boston und Berlin.

Ansonsten liegen dem sportlichen Touristiker auch Disziplinen wie Segeln, Mountainbiken oder Inlineskating; im Winter liebt er Snowboarden und Langlaufen. Aktuell bereits er sich auf den berühmten «Vasaloppet» in Schweden vor, welchen er vor einigen Jahren bereits einmal mit dem inzwischen ebenfalls pensionierten früheren TUI-Kollegen Roland Schmid absolviert hat.

«Der Sport hat ein meinem Leben immer einen sehr hohen Stellenwert gehabt», schliesst Hürlimann. Aber sein tiefstes Herz schlägt eigentlich für extreme Ausdauer-Events, nebst diversen Triathlon-Events hat er etwa den Hoggar-Ultramarathon in Algerien bestritten,  den Kilimanjaro bestiegen, am «Trans Swiss Triathlon» teilgenommen, ist die «100 Kilometer von Biel» gelaufen oder hat an Hundeschlitten-Expeditionen in Grönland teilgenommen. Darüber erzählt er heute noch mit Eifer und Passion, aber er schreibt auch weiterhin – er verfasst manchmal Kurzgeschichten oder Reisereportagen für Firmen und Magazine.

Prägende Erlebnisse in Afrika und Alaska

Natürlich hat ein lang gedienter Reiseprofi auch die eine oder andere spannende Anekdote aus dem Berufsleben auf Lager. Zwei Erlebnisse sind Hürlimann ganz besonders in Erinnerung geblieben: «Als ich einst in Ostafrika stationiert war, hat Tansania in einer Nacht- und Nebelaktion die Grenze zu Kenia geschlossen», holt er aus, «ich war dann mit einer Kuoni-Gruppe für einige Tage in Tansania eingeschlossen. In einer kleinen, abgelegenen Lodge am Fusse des Kilimanjaros fanden wir Unterschlupf. Mein Reiseleiter-Kollege und ich kochten für die Kunden auf einem Kochkessel draussen über einem Feuer. Diese paar Tage mit den Kunden und kenianischen Drivers waren logistisch wie auch mental eine Herausforderung. Letztlich wurden wir dann von der Balair DC-8, die von Mombasa rerouted wurde, vom Kilimanjaro-Airport in Arusha ausgeflogen.»

Etwas weniger unvorhergesehen, aber nicht minder abenteuerlich war eine Reise durch den Yukon – aber nicht als Reiseleiter. In die winterliche arktische Traumwelt hatte ihn der Reifenhersteller Fulda geschickt, welcher dort eine Zeit lang einen Extrem-Wettbewerb namens «Fulda-Challenge» veranstaltete, eine Art «Camel Trophy» im Schnee, wo bei Temperaturen von Minus 30 Grad in Zelten übernachtet wurde und die berühmte «Ice Road» ans Arktische Meer befahren wurde – um die Durchhaltekraft der Fulda-Reifen zu belegen. Hürlimann war in einem Fahrteam mit Thilo Krause-Dünow (dem Gründer und CEO des Hamburger Nordamerika-Spezialisten Canusa) unterwegs. Die Fahrt von Whitehorse über Dawson City in den hohen Norden des amerikanischen Kontinent, gegen prominente Mitfahrer wie das frühere deutsche Ski-Ass Markus Wasmeier – doch, das war für den Alaska- und Afrika-Fan Markus Hürlimann auch etwas Bleibendes. Weil es seine Passionen Reisen und Sport verband.

Und so verhält es sich heute noch. Kaum ist das Gespräch zu Ende, verabschiedet sich Hürlimann mit den Worten, er müsse jetzt noch trainieren gehen. Auch mit 69 Lenzen hat er eben noch hohe sportliche Ziele. Good luck beim nächsten Ironman, Markus!

Als Reiseleiter unterwegs in Alaska - diese Weltregion hat ihn, nebst Afrika, offenbar bis heute am meisten geprägt.