Tourismuswelt

Die Chefs der Reiseversicherungen blicken einem spannenden Jahr entgegen (v.l.): Angelo Eggli (Allianz Global Assistance), Andy Keller (Helvetic Assistance), Thomas Tanner (Europäische Reiseversicherung). Bildmontage: TN

Reiseversicherungen erwarten mehr Umsatz und mehr Margendruck

Die Reiseversicherer sind optimistisch für das kommende Jahr. Offenbar darf man sich produktseitig auf einige Neuheiten und Überraschungen gefasst machen.

Auch den Reiseversicherern steht ein interessantes Jahr bevor – unter anderem wegen dem Markteinstieg von Helvetic Assistance. Interessanterweise gehen aber alle befragten Unternehmen 2018 von Wachstum aus.

Bei Newcomer Helvetic Assistance, seit November 2017 «live» am Markt, muss dies natürlich erklärtes Ziel sein. Geschäftsleiter Andy Keller sagt denn auch: «Wir erwarten ein starkes Wachstum mit dem Ziel, bis Ende 2018 den Break-even zu erreichen.» Kommt es zu Marktanteilsverschiebungen oder wächst der Markt organisch? Thomas Tanner, Geschäftsleiter der Europäischen Reiseversicherung, sieht eine Möglichkeit für Zweiteres: «Wir erwarten eine steigende Geschäftsentwicklung, also mehr Umsatz, weil die Mobilität und die Reiseaffinität der Bevölkerung stetig wächst.» Angelo Eggli, CEO von Allianz Global Assistance, erklärt derweil: «Wir erwarten 2018, dass wir unsere Position als Schweizer Marktleader festigen und weiter ausbauen.» Optimismus zieht er einerseits aus Indikatoren wie etwa der «jahrzehntelangen bewährten und gemeinsam gepflegten, fairen und partnerschaftlichen Kooperation mit den Partnern in der Tourismusbranche». Doch auch Eggli sieht organisches Wachstum:  «Die Resultate der bereits zum 22 Mal durchgeführten Umfrage zum Buchungs- und Reiseverhalten der Schweizer Bevölkerung zeigen, dass die Reiselust nach wie vor ungebrochen und sehr hoch ist.» Dabei fügt Eggli noch an: «Wir freuen uns auf den Wettbewerb 2018!»

Neue Produkte im Anmarsch

Um für den Wettbewerb gerüstet zu sein, feilen alle drei befragten Anbietern an ihrer Produktpalette. Keller arbeitet intensiv daran; nebst den bereits präsentierten sieben Angeboten der Basis-Produktstruktur habe man noch mehr in petto - es sei aber noch zu früh, um schon in Details gehen zu können.

Für die Allianz Global steht 2018 laut Eggli ganz im Zeichen des Relaunches der bewährten Reiseversicherungslösungen: «Unser Team arbeitet seit Monaten intensiv und mit Hochdruck an diesem wichtigen Projekt. Go live wird 2018 sein. Selbstverständlich lassen wir jetzt aber die Katze noch nicht aus dem Sack.»

Bei der Europäischen wird ebenfalls an neuen Produkten gewerkelt. Tanner erklärt, dass die Europäische «alle Angebote überarbeitet» und diese auf Ende des Jahres - mit Einführung per 1. Januar 2019 auf den Markt bringen wird. An Innovationskraft fehlt es der Europäischen gewiss nicht, wie die viel beachtete Lancierung einer Trennungsversicherung im letzten Jahr zeigte. Des Weiteren stünden im Laufe von 2018 Vertragsverlängerungen mit wichtigen Partnern aus dem Outgoing-Tourismus an. «Hier gilt es, unseren Mitbewerbern die Fersen zeigen zu können», sagt Tanner.

Mehr Risiken und hoher Margendruck

Trotz dem Optimismus fehlt es den Reiseversicherern nicht an Herausforderungen. Für Tanner ist bei der Europäischen die grösste Herausforderung, «Umsatz und Ertrag im Gleichgewicht zu halten». Dies, weil die Risiken exponentiell steigen, was Tanner folgendermassen argumentiert: «Ein Heer von Babyboomern reist in der Weltgeschichte umher. Diese sind nicht mehr so fit  und buchen vermehrt via Reisebüro, unserem wichtigsten Vertriebskanal. Daher steigen die Annullierungsraten und die Mehrkosten für Extrarückreiseleistungen. Zudem verschärfen die Leistungserbringer, primär die Airlines und die Kreuzfahrtgesellschaften, ihre Rücktrittsbedingungen stetig und dies zu Lasten der Annullierungskosten-Versicherung.» Die Prämienhöhe der Jahres - und Kurzfristversicherungen der Europäischen bleiben laut Tanner trotzdem gleich doch somit verringern sich die Margen.

Für Eggli gilt es primär, im kommenden Jahr den 2017 erzielten «grössten Neukundengewinn in der über 65-jährigen Firmengeschichte» mit höchster Professionalität und Qualität zu implementieren und somit das Vertrauen des Kunden zu rechtfertigen. Als grösstes Asset sieht Eggli hierbei die «bestens etablierten internen Prozesse» und kundenorientierte Versicherungslösungen. Probleme sieht Eggli allerdings ebenfalls in sich selbst überschätzenden älteren Reisenden, von denen es immer mehr gibt.

Keller seinerseits wird vor allem mit Kundenakquisition beschäftigt sein. Er will mit dem Business-Modell von Helvetic Assistance «die Reisebranche überzeugen» und dadurch individuelle Partner wie auch grössere oder grosse Partner für eine Zusammenarbeit gewinnen. Mögliche Stolpersteine sind hierbei die technischen Herausforderungen, «welche immer grösser werden», wobei Kellers Ziel ist, dass sämtliche Prozesse und noch geplante Aktivitäten zeitgerecht umgesetzt sind, sowie natürlich die geopolitische Entwicklung. Keller hofft, dass sich die vielen Unruheherde 2018 wieder etwas normalisieren und die USA und andere Staaten nicht noch weitere Unruhen in der Welt stiften.

(JCR)