Tourismuswelt

Sunday Press Skiorte hatten die besten Feiertage seit Jahren

Die Schweizer Bergbahnen kommen aus der Talsohle heraus. – SBB-Meyer tritt gegen seinen Vorgänger nach. – Airbnb verhandelt mit Schweizer Städten über Kurtaxen. – Hotelplan verzichtet auf Delfin-Shows.

Viel Schnee und schönes Wetter bescherten den Schweizer Wintersportorten die besten Festtage seit Jahren. Auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» ziehen Arosa, Laax oder Andermatt ein «durchwegs positives Fazit». So verkaufte Laax zwischen dem 24.12.2017 und dem 1.1.2018 fast 28 % mehr Tickets als im Vorjahr. Im St. Galler Skigebiet Atzmännig kletterte der Umsatz über die Feiertage um 373 %, 17 % mehr Gäste zählte die Skiarena Andermatt-Sedrun.

Mit 475'000 Fahrten verzeichnete das Schwyzer Skigebiet Hoch-Ybrig sogar neunmal mehr Fahrten im Dezember als im selben Vorjahresmonat. Auch in Arosa-Lenzerheide liegen die Zahlen im Weihnachtsmonat mit einem Plus von rund 24% deutlich über dem Vorjahreswert. Es habe alles gepasst, fasst Pascal Jenny, Kurdirektor von Arosa-Lenzerheide, zusammen. «Traumhafte Schneeverhältnisse, schönes Wetter, angenehme Temperaturen.» Auch seien die Festtage optimal gelegen, und der Wechselkurs zum Euro habe sich entspannt, sagt André Wellig, Leiter Marketing und Kommunikation der Jungfrauregion.

Die frühen und ausgiebigen Schneefälle waren vor allem für tiefer gelegene Regionen wie den Atzmännig ein Segen, da der zwischen 820 und 1200 Meter gelegene Ort ganz auf Naturschnee setzt. Roger Meier, Geschäftsführer der Sportbahnen Atzmännig sagt: «Die Voraussetzungen waren so gut wie seit Ewigkeiten nicht mehr.» Wichtig ist die Wintersaison vor allem für die Destinationen in den Kantonen Graubünden, Wallis, Freiburg und Waadt. Dort erwirtschaften sie zwischen 80% und 92% der Verkehrserträge in der kalten Jahreszeit. Deshalb haben die Feiertage besonderes Gewicht.

Bei den Seilbahnen geht es bergauf

Die gute Auslastung in den Winterkurorten beschäftigt auch die «SonntagsZeitung», die den Fokus auf die Bergbahnen legt. Gemäss einer neuen Studie können sich die Bahnbetreiber aus der finanziellen Notlage befreien. Bis Ende Dezember verzeichneten sie 36 % mehr Gäste als im Vorjahr, wie der Verband Seilbahnen Schweiz bekannt gab.

Selbst gegenüber dem Fünfjahresdurchschnitt wurde mit plus 13,6 % eine deutliche Zunahme registriert. Nach den miserablen Wintern der letzten Jahre stünden die Chancen «für viele Bergbahnen» gut, dass sie sich finanziell erholen. Denn der Mehrheit von ihnen stehe das Wasser bis zum Hals. Aber nun sei die Talsohle durchschritten, glaubt Bergbahnspezialist Philipp Lütolf, Wirtschaftsprofessor der Hochschule Luzern. In seiner neusten Branchenanalyse schreibt er: «Für die Ausflugsbahnen geht es weiter aufwärts.» Hoffnung machten der schwächere Franken und die Tatsache, dass die meteorologischen Bedingungen gegenüber den vergangenen zwei bis drei Jahren fast nicht mehr schlechter werden könnten.

Zudem ist die Schweiz international wieder konkurrenzfähig. Erstmals seit Jahren kann sie preislich mit Österreich mithalten. Der Aufschwung wirkt sich positiv auf die Finanzlage der Bergbahnen aus. Im Auftrag der Berner Nebenwertebörse, an der mehr als 70 Bahnen gelistet sind, hat Lütolf 48 Bergbahnfirmen untersucht, die gut 85 Prozent des Branchenumsatzes ausmachen. Bereits 10 Prozent mehr Skifahrtage würden die Kapitalrendite so stark anheben, dass zahlreiche Skigebiete wieder die notwendigen Investitionen finanzieren können, schreibt Lütolf.

Dies ist auch bitter nötig, denn vielen Bergbahnen fehlt das Geld, um Renovationen und der Ersatz veralteter Anlagen aus eigener Kraft zu finanzieren. Einig ist sich die Branche laut «SoZ», dass Tiefstpreise, wie sie Saas-Fee vor zwei Jahren mit einem Jahresabonnement für 222 Franken lanciert hat, keine Lösung sind. «Das schadet allen Bergbahnen», sagt Samuel Rosenast von Davos Klosters Tourismus. Denn mehr Gäste nützen den Skigebieten nur dann etwas, wenn diese sich das Wachstum nicht durch einen Preiszerfall erkaufen. «Die Saison 2017/18 könnte diesbezüglich entscheidend sein», schreibt Experte Philipp Lütolf: «Verläuft sie deutlich besser als die letzten drei Saisons, wird der Druck für weitere Preisreduktionsaktionen abnehmen.»

Auch Airbnb-Kunden sollen Kurtaxen zahlen

2018 feiert die Onlinebuchungsplattform Airbnb das zehnjährige Bestehen. Gegenüber dem «SonntagsBlick» kündet eine Sprecherin an, dass im Verlaufe des Jahres ihre Kunden in der Schweiz ebenfalls Kurtaxen bezahlen werden. «Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit einigen Kantonen bezüglich einer Vereinbarung zur Beherbergungsabgabe», sagt sie.

Auf Anfrage der Zeitung bestätigen die Kantone Basel-Stadt, Bern, Genf, Luzern, Tessin und Wallis entsprechende Gespräche. Am weitesten fortgeschritten sind die Verhandlungen in Basel-Stadt: «Die Vereinbarung mit Airbnb ist praktisch unter Dach und Fach. Wir gehen davon aus, dass sie im ersten Quartal 2018 unterzeichnet wird», sagt Samuel Hess vom Amt für Wirtschaft und Arbeit. Die Regierung erhofft sich durch das automatische Gasttaxen-Inkasso von Airbnb zusätzliche Einnahmen von 200'000 bis 300'000 Franken.

In Luzern feilscht eine Arbeitsgruppe aus Stadt, Kanton und Tourismusverband um einen Deal mit Airbnb. «Die Verhandlungen laufen konstruktiv und lösungsorientiert», sagt Tourismusdirektor Marcel Perren. Angestrebt wird eine Lösung für alle 83 Gemeinden im Kanton. Dass Airbnb-Kunden keine Kurtaxen bezahlen müssen, ist dem Schweizer Gastgewerbe seit der Gründung ein Dorn im Auge. Heute bietet die Onlinebuchungsplattform in der Schweiz bereits 26'000 Unterkünfte an. 2016 verzeichnete sie fast 450'000 Gästeankünfte. Doch Airbnb dürfte in der Kritik bleiben, weil private Vermieter nicht die gleichen Sicherheits- und Feuervorschriften einhalten müssen wie Hotels.

Jutta Ulrich von Tessin Tourismus sagt: «Unser Ziel ist es, den Sektor zu regulieren, um einen unfairen Wettbewerb mit professionell geführten Unterkünften wie Hotels zu vermeiden. Dabei möchten wir uns nicht auf das Inkasso von Kurtaxen und Tourismusabgaben beschränken.» Der radikalste Regulierungsvorschlag kommt aus Genf. Sprecherin Emmanuelle Lo Verso teilt mit: «Der Kanton möchte die Anzahl der Miettage von Immobilien begrenzen, damit Objekte nicht dem angespannten Wohnungsmarkt entzogen werden.»

Hotelplan kippt Delfinshows aus dem Angebot

Der Schweizer Reiseveranstalter will ein Zeichen gegen die umstrittene Haltung von Delfinen und Walen in Gefangenschaft setzen und streicht deshalb entsprechende Angebote aus den Katalogen. Ab November werden auch keine Tickets mehr zu den bei Touristen beliebten Shows mit Meeressäugern angeboten, wie die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet. Über einen entsprechenden Beschluss werde der Veranstalter «in diesen Tagen» informieren.

«Wir setzen uns für Nachhaltigkeit ein und wollen damit ein weiteres Zeichen setzen», sagt Michèle Hungerbühler, Verantwortliche Nachhaltigkeit bei Hotelplan Suisse. Auch stelle man ein Umdenken bei den Kunden fest. «Es gibt eine wachsende Zahl an Personen, die sich über solche Angebote stört.»

Allerdings: Ganz verweigern will sich Hotelplan nicht. Wer explizit einen Ausflug zu einer Delfinshow wünscht, kann dies weiterhin buchen. Die Mitarbeiter werden die Kunden künftig aber auf die Probleme bei der Haltung der Tiere aufmerksam machen.

Skywork darf Darwin beerben, aber...

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt hat der Berner Fluggesellschaft Skywork die Konzession für die Strecke Lugano-Agno nach Genf erteilt. Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, ist damit die für die Region bedeutende Verbindung aber keineswegs gesichert, weil es für die Airline betriebswirtschaftlich keinen Sinn macht, nur vom Tessin aus nur nach Genf und zurück zu fliegen. «Die Kosten für diesen kurzen Hopser stehen in keinem Verhältnis zum Ertrag», sagt Skywork-Sprecher Max Ungricht.

Flughafenpräsident Emilio Bianchi, dem die Zeit davon läuft, gibt sich dennoch optimistisch: «Ich hoffe, dass wir kommende Woche Nägel mit Köpfen machen können.» Für Skywork sei die Übernahme der Strecke vom Tessin in die Westschweiz nur eine Option, wenn «weitere und vor allem kommerziell interessante Destinationen das Streckennetz ergänzen», dämpf Ungricht die Erwartungen.

SBB-Meyer tritt gegen seinen Vorgänger nach

Die Abrechnung von SBB-CEO Andreas Meyer mit seinem populären Vorgänger Benedikt Weibel geht in eine zweite Runde. Vor einer Woche hatte Meyer im «SonntagsBlick» folgende Aussage getätigt: «Vor elf Jahren waren die SBB eine Eisenbahngesellschaft, die am Auseinanderbrechen war. Heute ist sie die am besten funktionierende integrierte Bahn Europas.» Das töne nach Selbstüberschätzung – und nach einem Angriff auf seinen Vorgänger Benedikt Weibel, schreibt nun die «SonntagsZeitung».

Weibel kann es kaum glauben, dass sich sein Nachfolger so darstellt. «Hat er das wirklich gesagt? Das kann ich mir nicht vorstellen.» Doch die SBB-Medienstelle bestätigt, dass Meyer das Zitat absegnete. «Dann muss eine Wahrnehmungsstörung vorliegen», kontert Weibel. Die SBB-Medienstelle versucht abzuwiegeln und schiebt eine Erklärung nach, was Meyers Aussage bedeuten solle. «Sie fasst die damalige Lage pointiert zusammen», sagt Sprecher Reto Schärli. Die SBB-Medienstelle beteuert, Meyers Aussage sei «keine Kritik» an Benedikt Weibel.

Gleichzeitig führt sie mehrere Defizite auf, die Meyer bei seinem Amtsantritt angetroffen habe. So sei SBB Cargo tief in den roten Zahlen gewesen, der SBB-Pensionskasse hätten mehr als 4 Milliarden Franken gefehlt und bei der Infrastruktur hätten sich «schwerwiegende Fragen zum Zustand der Anlagen» gestellt. Und nicht zuletzt: «Die Zusammenarbeitskultur auf den oberen Führungsebenen war schwach ausgeprägt. Die Divisionen dachten und handelten stark in ihren ‹Gärtchen›, Koordinationsprozesse zwischen den Divisionen fehlten, und es gab keine verbindende Konzernstrategie.» Kurzum: Meyer stellt seinem Vorgänger ein vernichtendes Zeugnis aus. Weibel kontert, bei SBB Cargo sehe es auch unter Meyers Führung nicht besser aus. Und zu den Rückständen beim Unterhalt sagt er: «Wenn es die gegeben hätte, hätten die SBB nicht dauernd neue Pünktlichkeitsrekorde vermelden können.»

Eine Polemik gegen Gstaad

Der Berner Oberländer Nobelkurort Gstaad sei früher ein «Ort mit stilvollen Gästen» gewesen. Doch heute sehe er vor allem «neureiche Proleten», kritisiert der «Spectator»-Kolumnist Taki Theodoracopulos laut «SonntagsBlick» seine Wahlheimat. Der schwerreiche Grieche, den man wegen seines Zungenbrecher-Nachnamens meistens mit dem Vornamen Taki anspreche, wohnt seit den 50er-Jahren überwiegend in Gstaad. Er ist das älteste Mitglied des legendären Eagle Club, einem der exklusivsten Clubs der Welt. Taki ist ein ehemaliger Tennisprofi, der dank geerbten Geldes ein Leben voller Privilegien geniessen darf. Und er ist bekannt für seine spitze Feder. So schreibt Taki seit 1977 für das britische Magazin «The Spectator» seine berühmt-berüchtigte Kolumne «High Life».

Nun nimmt der Kolumnist sein Wahlheimatdorf ins Visier: «Gstaad war einst ein Ort, der Leute mit Bildung, Stil, Anstand und Manieren beherbergte, heute sind es neureiche Proleten», sagt Taki. «Die schöne Gstaad-Zeit mit echten Stars und grossen Persönlichkeiten ist vorüber», bedauert er. Bis vor ein paar Jahren sei Gstaad von einer Entwicklung verschont geblieben, die man in anderen glamourösen Ferienorten längst beobachten konnte: «The Victory of Vulgarism.» Nun haben auch in Gstaad die unkultivierten und unflätigen Gäste obsiegt, so Taki.

«Mit wenigen Ausnahmen gibt es nur noch Shops für die Neureichen, damit diese mit ihrem Reichtum protzen können», schreibt er. «Zum Glück hat Gstaad noch das Palace, doch das Haus mit Tradition und dem besten Service der Welt muss leider auch von stillosen Gästen leben», so Taki. Palace-Besitzer Andrea Scherz (48) sieht die Lage im Nobelort weniger dramatisch, hat jedoch ein gewisses Verständnis für die Kritik: «Es gibt Gäste, von denen ich mir ein bisschen mehr Respekt und Anstand wünschte», sagt Scherz diplomatisch.

Neue Wegweiser im Schnee

SchweizMobil macht keinen Winterschlaf mehr, schreibt die «Zentralschweiz am Sonntag». Das wohl weltgrösste Langsamverkehrsnetz sei um 3000 Kilometer Winterwanderwege, Schneeschuhtrails, Langlaufloipen und Schlittelwege ergänzt worden – insgesamt um 500 Angebote. «Der Winter brauchte etwas mehr Zeit, weil der eigentlich nicht zu unsern Kernkompetenzen gehört», erläutert Markus Capirone, Koordinationsverantwortlicher bei der Projektleitung von SchweizMobil in Olten, welche die ganze Projektentwicklung, Kommunikation und Qualitätssicherung leistet. «Weil wir jedoch mit SchweizMobil bei den Nutzern auf breite Akzeptanz und Wertschätzung gestossen ist, kamen wir nicht umhin, uns diesen ‹Winterstiefel› doch mal überzustülpen…» Entscheidend war, dass es nach längeren Sondierungen gelang, alle relevanten Partner ins Boot zu holen.

Äthiopien will zum Reiseland werden

Die klassischen Reisteile der Sonntagsblätter sind heute vielfältig und speziell. Der «Stil» in der «NZZ am Sonntag» steht ganz im Zeichen von Reportagen über luxuriöse Schiffsreisen, sei es mit dem Luxus-Segelboot in Indonesiens Inselwelt oder einer Expedition zu den Robben und Eisbären in Grönland. Ergänzt wird das Special, das auch eine Anleitung zum Captain’s Dinner enthält, durch ein Interview mit dem Travelnews-Cruiseexperten Thomas P. Illes. Darin relativiert dieser die Belastung für die Umwelt durch die massive Zunahme des Kreuzfahrt-Tourismus und fragt: «Wo würden die 26 Millionen Kreuzfahrtgäste denn ihre Ferien verbringen? In Hotel-Ghettos an Land, die erst noch gebaut werden müssten.»

Die «Zentralschweiz am Sonntag» wartet mit einer Reportage über Äthiopien auf, das sich anschicke, «sich als Reiseland einen Namen zu machen». Mit gutem Grund, wie der Autor findet: «Der afrikanische Staat hat viel zu bieten und steckt voller Überraschungen.» Die «SonntagsZeitung» schliesslich besuchte in Davos das erste Hard Rock Hotel auf dem europäischen Festland, das kürzlich im traditionsreichen Alexanderhaus eröffnet wurde, und testete das Skigebiet von Nauders auf der Tiroler Seite des Reschenpasses.

(HPB)