Tourismuswelt

Sunday Press Swiss sieht Langstreckenflüge gefährdet

Deutliche Worte von Swiss-Chef Thomas Klühr an die Adresse der Schweizer Politik. – Erlebt das totgesagte Reisebüro ein Revival? – DER Touristik bläst zur Aufholjagd.

Werden die Engpässe auf dem Flughafen Zürich nicht bald behoben, droht die Swiss indirekt mit der Aufgabe der Langstreckenverbindungen nach Südamerika, Südafrika und Südostasien. In einem grossen Interview mit der «NZZ am Sonntag» kritisiert Swiss-Chef Thomas Klühr die viel zu zögerliche Umsetzung des Sachplans Infrastruktur massiv.

Um die Verspätungsproblematik in den Griff zu bekommen und den heutigen Bedarf abzudecken, brauche die Swiss die Umsetzung «jetzt» und nicht erst in acht Jahren wie vorgesehen. «In acht Jahren genügen die Veränderungen nicht mehr», sagt Klühr. Es überrasche ihn schon, «dass ein Land wie die Schweiz diesen Engpass einfach auf sich zukommen lässt.» Seiner Ansicht nach steht die Anbindung der Schweiz an die globalen Märkte zur Diskussion und «nicht etwa das Wachstum der Swiss oder der Lufthansa-Gruppe». Die Engpässe auf dem Flughafen Zürich seien eine Realität. «Verlieren wir – wie politisch gefordert – die letzten dreissig Minuten am Abend zum Abbau von verspäteten Flügen, gefährden wir damit die Langstreckenverbindungen nach Südamerika, Südafrika sowie Südostasien.»

Als «sehr gut» bezeichnet Klühr den gegenwärtigen Geschäftsverlauf der Swiss. «Wir haben einen starken Markt, einen wieder schwächeren Franken und einen relativ tiefen Kerosinpreis. Alles zusammen lässt uns auf sehr gutes Jahr hoffen.» Ein Spitzenergebnis für 2017 von über 500 Millionen Franken liegt laut «NZZ am Sonntag» in Reichweite. Im weitern wehrt sich Klühr gegen den Vorwurf, auf den Strecken von Air Berlin die Preise erhöht zu haben. «Das stimmt so nicht! Wir haben die Preisstruktur nicht verändert.» Dass das Buchungssystem auf die hohe Nachfrage reagiere, sei der «übliche Mechanismus einer Marktwirtschaft». Man habe die Situation nicht ausnutzen wollen und habe deshalb das Angebot auf einigen Strecken erhöht. Nach Berlin kam überdies ein grosses Langstreckenflugzeug zum Einsatz. Aus diesem Grunde verstehe er die «derzeitige Aufregung nur begrenzt». Auch für den Standort Genf ist Klühr «zufrieden und zuversichtlich, dass wir das Ziel einer schwarzen Null Ende 2018 erreichen werden.» Dies sei die Bedingung dafür, «dass wir langfristig in Genf bleiben.» Wachsen werde die Swiss «primär» über die zusätzlichen Kapazitäten in Form von grösseren Flugzeugen. Auf den Kurzstrecken würden drei Maschinen länger eingesetzt für «ein moderates Wachstum». Auf den Langstrecken dagegen «bestehen derzeit keine konkreten Ausbaupläne».

Erlebt das totgesagte Reisebüro ein Revival?

Die notleidenden Reisebüros können wieder hoffen. Nachdem «Travelinside» über den Kauf von zwei Reisebüros durch Hotelplan berichtet hat, vertieft die «SonntagsZeitung» das Thema und kommt zum Schluss, dass die Reisebüro-Branche wieder optimistischer in die Zukunft blicken kann. Neben der Migros-Tochter, die an die Übernahme von 15 bis 20 Reisebüros denkt, ist auch DER Touristik Suisse an einer Erweiterung des Filialnetzes durch eigenständige Reisebüros interessiert. Laut der Pressestelle seien verschiedene Modelle denkbar: von der Übernahme und der Umwandlung in Kuoni- oder Helvetic-Tours-Filialen bis zum Erhalt der bisherigen Marke.

Die Zeitung zitiert auch Globetrotter-Chef André Lüthi, der ebenfalls schon mehrere Reisebüros übernommen hat. «Es werden sich künftig noch mehr Reisebüros grösseren Konzernen anschliessen, denn alleine wird es immer schwieriger zu existieren.» Nach Angaben des Schweizer Reise-Verbandes verschwanden in den letzten zehn Jahren 850 Betriebe, was rund einem Drittel der Reisebüros entspricht. Im gleichen Zeitraum ging die Nettorendite im Durschnitt von knapp 3 auf 1,2 Prozent zurück. Der Verband bewertet das Interesse der Konzerne an den kleinen Firmen positiv. «Die Talsohle ist erreicht», glaubt Geschäftsführer Walter Kunz, «jetzt geht es mit dem stationären Handel wieder aufwärts.»

Mit dem Skibus nach Andermatt

Angesichts der verschlechterten SBB-Verbindungen auf der Gotthard-Strecke macht Samith Sawiris seine Ankündigung wahr und setzt ab dem 23. Dezember Skibusse nach Andermatt ein. Diese fahren allerdings nur an den Wochenenden und Feiertagen einmal pro Tag von Aarau, Lenzburg, Baden, Zürich und Zug nach Andermatt.

Ab dem 3. Februar kommt Luzern dazu, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Die Fahrt mit dem Skibus ist nicht nur günstiger als mit dem Zug, es entfällt auch das mehrfache Umsteigen. Zudem fährt er direkt zur Talstation der neuen Gondelbahn, die ins ausgebaute Skigebiet führt.

DER Touristik bläst zur Aufholjagd

Im Reiseteil nimmt die «SonntagsZeitung» den Versand der neuen Badeferienkataloge zum Anlass, auf die Sommersaison 2018 zu blicken. Dabei fällt auf, dass Edelweiss und Germania ihr Angebot an Flugreisen im Mittelmeerraum massiv ausgebaut haben, um so die Lücke von Air Berlin zu füllen. «Der Markt reguliert sich wie von selbst», wird TUI-Suisse-Chef Martin Wittwer zitiert. Dieser sieht sich nicht nur durch die Onlineanbieter herausgefordert, sondern auch durch DER Touristik Schweiz, dessen deutscher Chef Dieter Zümpel «zur Aufholjagd bläst». Er positioniert die Günstigmarke Helvetic Tours als «puren Familien und Badeferienbrand» im tieferen Preissegment. So hofft man auf mehr Relevanz im Badeferienmarkt. Grosse Pläne hegt Zümpel auch mit der Kernmarke Kuoni. «Die Palette beginnt im gehobenen und endet im absoluten High-End-Segment.» Dabei werde wieder viel Gewicht auf klassische Badeferien rund ums Mittelmeer gelegt. Vor der Übernahme durch den Rewe-Konzern hatte Kuoni das Geschäft mit Pauschalreisen sträflich vernachlässigt.

Lesenswert ist auch die grosse Reportage über die (fast) letzte Reise mit dem Postschiff nach St. Helena im Südatlantik, der Verbannungsinsel von Napoleon. (Wegen der Eröffnung des Flughafens wird das Postschiff im Februar aus dem Verkehr genommen.) Der freie Journalist Beat Eichenberger gewann mit dieser Idee den Imholz-Förderpreis von 7500 Franken, der jedes Jahr durch den Swiss Travelwriters Club vergeben wird.

Luzern und der Massentourismus

«Die Zentralschweiz am Sonntag» greift in einem Kommentar die Diskussion um die negativen Folgen des Massentourismus in der Stadt Luzern auf. Grundsätzlich sei es zu begrüssen, wenn sich die Politik Gedanken macht, wie man künftig den Herausforderungen der Besuchermassen begegnen will. Eines sei aber klar: «Verbote, so verlockend sie sein mögen, sind nicht zielführend.» Der Autor erinnert daran, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Luzern ist. 1,2 Millionen Logiernächte generierten allein in der Stadt eine Bruttowertschöpfung von einer Milliarde Franken und 11 000 Vollzeitstellen.

Im Reiseteil berichtet die Zeitung über das Bemühen der beteiligten fünf Staaten im südlichen Afrika, den länderübergreifenden KaZa-Nationalpark für die Tierwelt zu erhalten. Das vor fünf Jahren eröffnete Schutzgebiet ist das grösste der Welt. Wilderer und die sich ausbreitende Landwirtschaft setzen der «Wildnis ohne Grenzen» aber zu.

Im «Stil» der «NZZ am Sonntag» werden zwei Zürcher Frauen porträtiert, die sich auf die Vermittlung von Ferienhäusern «fernab von Trubel und Wi-Fi» spezialisiert haben.

(HPB)