Tourismuswelt

Sunday Press «Reisebüros können meist günstigere Flugpreise offerieren»

Bei den verbliebenen Reisebüros zeichnet sich ein Aufschwung ab. – Vier-Sterne-Hotels sind fast so günstig wie Jugendherbergen. – Neues vom Münzwurf in den Trevi-Brunnen.

Die «NZZ am Sonntag» titelt heute: «Reisebüros dürfen wieder hoffen», dieses Jahr soll es wieder aufwärts gehen. Zunächst ist im Artikel aber vom Niedergang der Branche zu erfahren: Die Anzahl Reisebüros hat sich seit dem Jahr 2000 halbiert. Nach 2208 Franken im 2012 geben Schweizer Haushalte fünf Jahre später nur noch 1752 Franken aus für Pauschalferien, obwohl sie öfters reisen. Der durchschnittliche Reisebüro-Umsatz ist im letzten Jahr um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Digitalisierung habe die Reisebranche früh erfasst, stellt die Zeitung fest.

Eine Konsolidierung sei notwendig gewesen, wird Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands (SRV) zitiert: «Wer heute versucht, den Menschen und die persönliche Beratung ins Zentrum zu stellen und den Mehrwert einer Buchung übers Reisebüro herausstreichen kann, der wird überleben.» Die aktuelle Bestandesaufnahme stimmt Kunz positiv: «Wir erwarten dieses Jahr ein Plus von bis zu einem hohen einstelligen Prozentbereich».

Zum Image, Reisebüros seien teurer als der Online-Kanal, sagt Kunz: «Zwar werden oft Bearbeitungshonorare erhoben, doch Reisebüros können für die Kunden meist günstigere Flugpreise offerieren, als diese online finden.» Und Kunden würden wegen der geopolitischen Lage ihre Ferien eher wieder dem Reisebüro anvertrauen, weil sie dadurch auch besser abgesichert seien. 

Dyamische Preise bei den Jugendherbergen

«Uns macht das Preisdumping in den Städten zu schaffen», stellt Fredi Gmür, CEO der Schweizer Jugendherbergen, im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag» fest, «Zimmer in einem Vier-Sterne-Hotel sind plötzlich nicht mehr viel teurer als in einer Jugendherberge». So kostet etwa eine Nacht in der Jugi in Zürich am 9. Dezember 84 Franken, eine im Courtyard by Marriott Zürich North 90 Franken.

Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, kann dieser Entwicklung wenig Positives abgewinnen. Kurzfristig könnten solch tiefe Preise mal eine Massnahme sein, um zusätzliche Gäste anzulocken. «Aber langfristig kann dies keine Strategie sein», sagt er. «Damit lassen sich die Investitionen nicht mehr finanzieren.» 

Die Schweizer Jugendherbergen reagieren jetzt auf das agressive Pricing der Hotellerie und führen auf diesen Dezember hin ein dynamisches Preismodell ein. Die Preise variieren nun von Tag zu Tag. Damit wollen die Jugendherbergen schneller auf das Verhalten der Mitbewerber reagieren können.

Wellness-Hokuspokus

Tourismus-Themen sind in der heutigen «Sonntagszeitung» nur spärlich zu finden. Eine Breitseite kriegt die boomende Wellness-Industrie ab,. Heilende Steine, Farbtherapie, Lichtklänge und Kräutersude werden in Frage gestellt. Da könne die Ärzteschaft noch lange händeringend erklären, die propagierten Behandlungen seien vollkommen absurd, ja, sogar schädlich. Die gesundheitsversessene Frau glaube, was sie glauben will.

Aber das mache ja mittlerweile den Kern von Wellness aus, findet die Autorin: ein kruder Mix aus Aberglaube, Esoterik und Scharlatanerie. Wissenschaftlich haltbar sei kaum etwas aus dem gigantischen Angebot. Während sich die Welt über alternative Fakten in der Politik echauffiere, hätten sie dort, wo es um den eigenen Körper geht, seit Jahren Hochkonjunktur.

Dabei könne man das doch alles viel einfacher haben: Indem man das Handy weglegt, zügig auf einen Hügel steigt, sich dort auf eine Bank setzt und runterguckt – und dabei nichts tut. Man müsse es bloss aushalten. Doch dafür gebe es bestimmt auch ein Wellness-Seminar, in dem sich das lernen lässt.

«Cruise-Buchungen laufen gut»

Zu Besuch an der gestrigen Kreuzfahrtmesse von Kuoni Cruises war der «Sonntagsblick» und hat beobachtet: An den Messeständen tummeln sich vor allem Leute im Rentenalter, Junge sind nur ganz wenige auszumachen. Cornelia Gemperle von Kuoni Cruises hält dagegen: «Es kommen auch junge Leute, viele Familien. Gerade für Familien können Kreuzfahrten im Mittelmeer eine preislich interessante Alternative zu Badeferien sein».

Weltweit boome das Geschäft mit den Kreuzfahrten, stellt die Zeitung fest, erstmals könnten dieses Jahr über 25 Millionen Menschen auf Kreuzfahrtschiffen die Weltmeere bereisen. In der Schweiz allerdings mache der Boom aber gerade Pause, die Zahl der Kreuzfahrttouristen stagniere seit einigen Jahren bei rund 140'000. Dazu sagt Cornelia Gemperle: «Das kann sich wieder ändern. Die Buchungen für nächstes Jahr laufen gut, zum Teil haben wir schon Reisen für 2019 verkauft.»

In einem weiteren Artikel beleuchtet der «Sonntagsblick» ein gigantisches Bahnprojekt in Südamerika: eine Bahnlinie vom brasilianischen Santos durch Bolivien bis zum peruanischen Hafen Ilo. Bioceánico heisst das Jahrhundertprojekt, das auf 3750 Schienenkilometern den Atlantik mit dem Pazifik verbinden soll. Das bis zu 14 Milliarden teure Projekt soll bis 2025 fertig sein.

Der bolivianische Präsident Evo Morales werde am 14. Dezember zu einem Arbeitstreffen in die Schweiz kommen und mit Bundespräsidentin Doris Leuthard eine Absichtserklärung zu Bioceánico unterschreiben. Das Memorandum soll ein Türöffner für die Schweizer Industrie sein. Die Chancen stünden gut, dass Stadler Rail Zahnradlokomotiven liefern dürfe.

Bangkok für Gourmets

Auf den Reiseseiten ist über das kulinarische Thailand einiges zu erfahren. Die Weltstadt der Strassenküchen mausert sich gemäss der «Sonntagszeitung» zum Gourmet-Mekka – dank junger, kreativer Köche, die das kulinarische Erbe neu interpretieren.

In der Stil-Beilage der «NZZ am Sonntag» werden sechs alternative Pisten in Graubünden präsentiert, abseits von Parsenn und Corvatsch: sie heissen Piz Cartas (Savognin), Duty-Free-Run (Samnaun), Sent (Schuls), Brand (Davos), Piz Sezner (Obersaxen) und Schlappin (Klosters).

Und in der «NZZ am Sonntag» ist zudem zu erfahren: Rom nimmt Caritas die Münzen aus dem Trevi-Brunnen weg. Im vergangenen Jahr haben Touristen Münzen im Wert von 1,4 Millionen Euro in den Brunnen geworfen. Die Legende sagt, wer eine Münze über die Schulter in den Brunnen wirft, komme nach Rom zurück. Wer zwei Münzen wirft, verliebe sich in der Stadt, und wer sogar drei Münzen springen lässt, der heirate diese Liebe. Bisher konnte Caritas über die Münzen walten, nun will sie die Stadt. Weiterhin sollen soziale Projekte gefördert werden, aber nur solche, die von der Gemeinde abgesegnet wurden.

(GWA)