Tourismuswelt

Im Adamskostüm dinieren: Nicht jedermanns Sache - vielleicht in den Ferien aber mal? Bild: HO

Paris erhält sein erstes Restaurant für Nudisten

Das mag nicht gerade für alle appetitlich wirken. Immerhin: Gäste müssen sich keine Sorgen um Flecken auf der Kleidung mehr machen.

Neu ist das Konzept von Restaurants, wo (optional) nackt diniert wird, nicht. Die Rede ist nicht von Restaurants, wo etwa Sushi direkt ab einer nackten Person auf dem Tisch gegessen wird, wie in Japan – sondern von Restaurants, wo die Gäste nackt sind. Letztes Jahr machte das Bunyadi in London damit Schlagzeilen, seit diesem Jahr gibt es auf Teneriffa im Innato eine ähnliche Möglichkeit. Doch dass Paris, die Hauptstadt des Landes mit der weltweit wohl grössten Nudisten-Tradition, noch kein solches Etablissement hatte, durfte doch erstaunen.

Das ist nun Vergangenheit. Vor wenigen Tagen hat an der Rue Gravelle 9 im 12. Arrondissement das «O’Naturel» eröffnet. Der Name ist ein Wortspiel mit «au naturel», was Französisch für «naturbelassen» ist. Das Restaurant kann bis zu 40 Gäste empfangen, die sich entkleiden dürfen (aber nicht müssen); niemandem erlaubt ist die Mitnahme von Handys oder anderen technischen Gadgets, mit welchen man Fotos schiessen kann. Schwere weisse Vorhänge verhindern eine Einsicht von aussen. Die Stühle und Tische sind dezent, das Licht zwar nicht gedimmt, aber doch weich. Eine Reservation ist obligatorisch.

Nach der Ankunft kann man in einer Garderobe seine Kleider abgeben, um sich anschliessend völlig befreit der Menükarte zu widmen, die durchaus Qualität hat und Kombinationen zwischen 39 und 49 Euro oder auch einzelne Hauptgänge für 29 Euro bietet. Gourmets können damit zufrieden sein, wobei sich die Klientel vorwiegend aus Nudisten oder Personen, die damit eine Wette einlösen oder sich sonst wie amüsieren wollen, zusammenstellen wird. Laut dem französischen Nudisten-Verband sind in unserem Nachbarland immerhin 2,6 Millionen Personen «aktive Nudisten», also solche, die gerne einmal FKK-Ferien verbringen oder sich anderweitig leichtbeschürzt irgendwelchen Tätigkeiten hergeben.

Ob der Anblick anderer nackter Menschen beim Essen wirklich appetitanregend ist, und ob man gerne von anderen Nackigen bedient wird (ja, auch das Personal läuft freizügig rum) sei mal dahingestellt. Irgendwie fallen uns auch gerade keine passenden Wortspiele ein. Klar ist nur: Das neue Restaurant gesellt sich zu einem Schwimmbad, wo Pariser drei Mal pro Woche nackt schwimmen können, sowie landesweit in Frankreich zu 460 Campings und Strände, wo man sich im Adamskostüm vergnügen kann.

(JCR)