Tourismuswelt

Über Forderungen mancher Bekannter kann man als Reisebüro-Inhaber nur noch die Stirn runzeln. Bild: Pixabay.

Einwurf «Du hast ein Reisebüro? Kriege ich Rabatt?»

Linda von Euw

Hat man ein eigenes Reisebüro, ist man des Öfteren mit Rabatt-Forderungen konfrontiert. Freunde sind dabei manchmal besonders dreist. Und wehe, sie profitieren nicht von einem.

Ist man mit einem Reisebüro selbständig, sind zunächst einmal alle Bekannten hellauf begeistert. Aber erfahrungsgemäss weniger, weil man den Schritt in die Selbständigkeit – und dann erst noch in einer hart umkämpften Branche – gewagt hat, sondern weil jeder plötzlich günstige Ferien wittert.

Also wird man regelmässig angefragt für Angebote, die die Bekannten irgendwo online gefunden haben. Da es ja Bekannte sind, setzt man sich natürlich gerne auch mal am Sonntag an den PC und schaut entsprechende Angebote nach, bereitet diese auf und mailt sie umgehend.

Geduldig erklärt man, dass man als Reisebüro auf Flugbuchungen von der Airline selber leider keine Kommission erhält und es auch keine geheimen Abkommen gibt, die besagen, dass man alle Angebote für die Hälfte des offiziellen Preises bekommt. Man zeigt auf, dass man für seine Arbeit auch etwas verrechnen muss, da man sonst nichts daran verdient.

Bei Fluganfragen heisst es dann oft: «Ich komme ja günstiger, wenn ich bei der Airline direkt buche!» Weil man dann 50 Franken spart. Okay, gut, es gibt halt auch unter den Bekannten Rappenspalter, das muss man akzeptieren. Aber was man nicht akzeptieren muss, sind freche Forderungen von Freunden.

«Machen wir doch 50:50 bei der Kommission»

Ein Beispiel aus der Praxis: Eine Freundin schickt ein Angebot, dass sie sich bei einem grossen Veranstalter rausgesucht hat. Eine Wochen Ferien für vier Personen, Preis 1700 Franken.

«Kann ich das über dich buchen?» Selbstverständlich. «Bekomme ich Rabatt?» Freundlich erklärt man, warum es bei 8 bis 10 Prozent Kommission leider nicht möglich sei, da man sonst schon nicht sehr viel daran verdiene. «Machen wir 50:50 bei der Kommission», fordert die Freundin rigoros mit dem Hinweis, dass es sich bei der Buchung ja um einen Gefallen handeln würde. Kurzes Stutzen, dann erklärt man das mit der Selbständigkeit und der Kommission nochmals. Ist ja durchaus möglich, dass die Freundin das vorhin nicht richtig verstanden hat. «Aha. Dann buchen wir direkt. Ist ja sonst noch Aufwand für mich, wenn ich noch alle Namen, wie sie im Pass stehen, durchgeben muss.»

Rabatt als Bedingung? Unfair.

Geht man zu einem befreundeten Arzt mit eigener Praxis und verlangt von ihm eine Behandlung zum halben Preis, weil das ja unter Freunden selbstverständlich ist? Kaum vorstellbar. Und abgesehen davon: Einem anderen den Lohn aberkennen heisst auch, dass man dessen Arbeit nicht wertschätzt.

Immer mehr Reisebüros schliessen. Und wahrscheinlich nicht zuletzt wegen genau solcher Freunde und Bekannten, die es zwar «cool» finden, dass man selbständig mit einem Reisebüro ist, wenn sie aber selber nicht in Form von Rabatt davon profitieren, ist ihnen der Verbleib des anderen relativ egal.

Was man mit solchen «Freunden» macht? Von der Freundesliste streichen. Und für alle anderen: Natürlich gibt man seinen Bekannten und Freunden gerne Rabatt, wo immer es möglich ist. Aber Gefallen und Geschenke macht man grundsätzlich am liebsten FREIWILLIG. Wird Rabatt zur Bedingung gemacht, ist das eine äusserst unfaire Forderung.