Tourismuswelt

Sunday Press Nur die Belair-Piloten dürfen wieder hoffen

Dank dem Air Berlin-Deal der Lufthansa wachsen Swiss und Edelweiss. – Petition gegen den Massentourismus auf der Rigi. – Reiche Ausländer suchen medizinische Behandlung in der Schweiz.

Die Flotte der Swiss soll um drei Maschinen vom Typ Airbus A319 wachsen und jene des Ferienfliegers Edelweiss um zwei zusätzliche Airbus A320. So sollen die beiden Lufthansa-Töchter vom Verschwinden des insolventen Konkurrenten Air Berlin profitieren, wie die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf «gut informierten Quellen» schreibt. Damit dürfen 50 Belair-Piloten auf eine Weiterbeschäftigung hoffen, nicht aber das Kabinenpersonal. Die beiden Fluggesellschaften nahmen keine Stellung.

Den Ausbau will die Swiss stemmen, indem sie die drei Flugzeuge, die sie ursprünglich durch die neuen Bombardiers der C-Serie ersetzen wollte, nicht an die Leasingfirma zurückgibt. Welche Strecken zusätzlich geflogen werden, sei noch nicht bekannt. Bereits angekündigt hat die Swiss, die Flüge nach Berlin und Düsseldorf aufzustocken – «beides Air-Berlin-Paradestrecken», so die Zeitung. Der Ausbau biete Chancen für rund 50 Piloten der Air-Berlin-Tochter Belair, die Ende Monat ihren Betrieb einstellt, ihren Job zu behalten. Sie wurden eingeladen, sich im Eilverfahren bei Swiss und Edelweiss zu bewerben.

Thomas Steffen, Sprecher des Pilotenverbandes Aeropers, bestätigte entsprechende Gespräche der Personalverbände für eine möglichst unbürokratische Integration. Im Gegensatz zu den Piloten wurde den Flugbegleitern kein Angebot zur Übernahme gemacht, was die Gewerkschaft Kapers als «moralisch fragwürdig» kritisiert: «Strecken der Air Berlin übernimmt die Swiss gerne, die Mitarbeiter werden aber hängen gelassen.» Viele Belair-Mitarbeiter hofften deshalb immer noch auf einen Käufer für die Airline.

Laut «SoZ» stehen Verhandlungen mit einer deutschen Beteiligungsgesellschaft kurz vor dem Abschluss, die zunächst eine Maschine mit 50 Belair-Mitarbeitern und der Schweizer Betriebsbewilligung übernehmen und später ausbauen will. Ein Air-Berlin-Sprecher bestätigte am Wochenende überdies, dass die Verhandlungen mit Easy Jet weitergeführt werden. Easy Jet ist an der Übernahme von 25 Flugzeugen interessiert, wie die Gesellschaft gemäss «NZZ am Sonntag» mitteilte.

Prominente gegen «Disney-World» auf der Rigi

Namhafte Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur unterstützen eine Online-Petition, die seit Freitag aufgeschaltet ist und die sich gegen die Ausbaupläne der Rigi-Bahnen wendet. «Nein! Zu Rigi-Disney-World» wurde vom Kulturwissenschafter René Stettler lanciert, der selbst auf der Rigi wohnt und gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag» betont, dass die Rigi ein sanfter Naherholungsberg sei und «das so bleiben soll». Er versteht die Petition als Kritik am Massentourismus und den Plänen der Rigibahnen, in den nächsten Jahren 50 bis 60 Millionen Franken in den Bau eines historischen Bergörflis, einer Erlebnisalp und einem begehbaren Turm zu investieren.

«Von einer Disneyfizierung kann keine Rede sein», sagt dagegen Stefan Otz, der CEO der Rigibahnen. Vielmehr strebe man «ein nachhaltiges und naturschonendes Wachstum» an. Für den November ist ein «runder Tisch» vorgesehen, nachdem die Initianten den direkten Dialog mit den Rigibahnen abgelehnt hatten. Otz sagt, dass die Ausbaupläne auch viel Zuspruch erhalten würden. «Es ist keineswegs so, dass die ganze Rigi gegen uns wäre.»

Schweizer Spitäler und Hotels für reiche Medizintouristen

Der «SonntagsBlick» kritisiert in einem grossen Artikel die öffentlichen und privaten Schweizer Spitäler, die für «reiche Ausländer aufrüsten». Gefördert werden diese Pläne durch Tourismusdestinationen wie das Megaresort auf dem Bürgenstock, wo das Waldhotel, das in zwei Monaten eröffnet werden soll, als eine Art «Medizinhotel» konzipiert ist. Es soll eine Mischung aus Schweizer und internationalen Patienten geben, weshalb das Waldhotel auch auf die Spitalliste will. «Der Gesundheitsbereich wird substanziell zum Erfolg des Bürgenstock-Resorts beitragen», sagt dessen Chef Bruno H. Schöpfer.

Nicht nur auf dem Bürgenstock will der Tourismus profitieren, da die reichen ausländischen Patienten in der Regel nicht alleine anreisen, sondern eine ganze Entourage mitbringen, inklusive Bodyguards. So kommt der internationale Gast des Berner Inselspitals in den Genuss von «vorteilhaften Konditionen» in Berner Hotels - «darunter in den Edel-Absteigen Bellevue Palace und Schweizerhof», wie der «SoBli» schreibt.

Für den Schweizer Tourismus sind Luxuspatienten ein wichtiger Zukunftsmarkt bestätigt Sprecher Markus Berger: «Die Schweiz mit ihrer hervorragenden Hotelinfrastruktur und ihrer reinen Natur bietet ausgezeichnete Rahmenbedingungen für ein Wachstum des Medical Tourism.» Die Vermarktung stecke allerdings noch in den Kinderschuhen und müsse ausgebaut werden. Laut dem Fachjournal «International Medical Travel Journal» setzt die Schweiz mit reichen Ausländern, die für ihre medizinische Behandlung ins Land kommen, bereits drei Milliarden Franken um. Vier von fünf Schweizer Uni-Spitäler betreiben denn auch ein «International Office», das sich um die Bedürfnisse der Selbstzahler kümmert. Martin Leschhorn, Geschäftsführer von Medicus Mundi, ein Netzwerk von 50 Gesundheitsorganisationen, kritisiert die Schweizer Offensive, weil das hier ausgegebene Geld in den Herkunftsländern fehlt und das eigene Gesundheitswesen geschwächt wird.

Ombudsmann begrüsst das neue Gesetz

Die «SonntagsZeitung» macht die Zunahme von Fällen zum Thema, die von der Sektion Konsularischer Schutz des Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zu bearbeiten hat. Darunter fallen auch entführte Abenteuer-Touristen, deren Freilassung mit Steuergeldern teuer erkauft werden mussten. Im Interview begrüsst Reise-Ombudsmann Franco Muff das neue Gesetz, mit dem leichtsinnige Touristen verpflichtet werden, sich an den Rettungskosten zu beteiligen. Es könne nicht sein, erklärt Muff, dass man bewusst gefährliche Gebiete bereits, ohne dabei ein finanzielles Risiko mit einzubeziehen, zum Beispiel bei einer Entführung.

Auf die Frage, ob Reisende die Kosten für staatliche Rettungsaktionen «in jedem Fall» übernehmen müssten, spricht er sich gegen die Übernahme der vollen finanziellen Verantwortung aus: «Man sollte das von Fall zu Fall beurteilen». Eine finanzielle Beteiligung scheine ihm jedoch angebracht. Es dürfe nicht sein, dass der Staat im Ernstfall die vollen Kosten trägt und man im Nachhinein ein Buch publiziert wie die «Pakistan-Geiseln» und damit auch noch Geld verdient.

Viel Lesestoff in den Reiseteilen

Die neu gestaltete «Stil»-Beilage «NZZ am Sonntag» wartet mit einer attraktiv aufgemachten Reportage über Island auf. Die Insel unterhalb des Polarkreises sei kein Ziel, sondern «eine bewusstseinserweiternde Erfahrung». Wer sie besuche, «lernt staunen wie ein Kind».

Die «SonntagsZeitung» stellt eine Rodeo-Reiterin in den Mittelpunkt ihrer Reportage über einen Besuch im US-Bundesstaat South Dakota. Sie war zudem an Bord der Europa 2, dem Luxus-Kreuzfahrtschiff der Hapag-Lloyd Cruises, das in zwei Wochen generalüberholt wurde, um den Kunden «nur das Beste das bieten», wie Reedereichef Karl J. Pojer sagt. 600 Euro zahlt der Passagier im Durchschnitt pro Tag.

Die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet über einen «Roadtrip» in den Südwesten der USA, der mit seinen Nationalparks zu den «faszinierendsten Regionen» gehört. Wer aber nur Entspannung und Erholung auf dieser geführten Reise mit dem Wohnmobil suche, sei fehl am Platz.

(HPB)