Tourismuswelt

Der künftige UNWTO-Generalsekretär Zurab Pololikaschwili (2.v.l.) spricht zu den Mitgliedern. Rechts von ihm Prinz Sultan bin Salman bin Abdulaziz al Saud, UNWTO-Generalsekretär Taleb Rifai und Li Jinzao, Chairman der China National Tourism Administration. Bild: Christian del Rosario/UNWTO

22. GV der UNWTO: Konvention zu Ethik im Tourismus und ein neuer Generalsekretär

Der Welttourismusverband blickt auf eine geglückte Meetingwoche in Chengdu (China) zurück.

In der vergangenen Woche führte die World Tourism Organization (UNWTO) in der chinesischen Stadt Chengdu ihre 22. Generalversammlung ab. 1300 Mitglieder nahmen am alle zwei Jahre stattfindenden Meeting teil. Besonders stolz ist die UNWTO auf die Verabschiedung von zwei «Meilensteinen»: Zum einen die «Chengdu Declaration on Tourism and the SGDs» sowie die «Framework Convention on Ethics».

Beginnen wir mit Zweiterem: Die «Convention of Tourism Ethics» hat den bestehenden «Global Code of Ethics» in ein verbindliches Dokument umgewandelt. Das Ziel ist, die Ethik im Tourismusgeschäft zu verbessern. Vorgeschlagen wird eine Vorgehensweise hinsichtlich Ethik und Nachhaltigkeit, einerseits in Bezug auf die bereisten Gebiete, aber auch hinsichtlich dem Verhalten und den Rechten der im Tourismus tätigen Profis. Pascal Lamy, Chairman des World Committee on Tourism Ethics (WCTE), erklärte hierzu: «In der heutigen Welt ist das Geschäftsvolumen aus touristischen Aktivitäten höher als jenes aus Industrien wie Öl, Automobil oder Nahrungsmitteln. Deshalb ist es wichtig, rechtliche Richtlinien aufzustellen, damit Tourismus verantwortungsvoll und auf lange Sicht auch nachhaltig betrieben wird. Tourismus soll für alle Beteiligten Vorteile bieten.» Für den noch amtierenden UNWTO-Generalsekretär war die Verabschiedung des «Framework» ein wichtiger Schritt im Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus.

Wie verbindlich diese Vorgaben wirklich sind, steht indes in den Sternen. Es sind immerhin Richtlinien, an die sich verantwortungsbewusste Reiseunternehmen halten können. Darüber hinaus wurde übrigens auch das Recht auf freie Bewegung für Touristen proklamiert – dies ist zumindest in Ländern mit restriktiven Regimes aber wohl weiterhin bloss Wunschdenken.

Nachhaltigkeit im Zentrum des Geschehens – aber sind die Entschlüsse Papiertiger?

Der zweite Meilenstein, die «Chengdu Declaration on Tourism and the Sustainable Development Goals», beinhaltet 21 Artikel, welche den Regierungen weltweit aufzeigen sollen, wie der Tourismus ökonomische, soziale und ökologische Verbesserungen erzielen kann. Die Regierungen werden angehalten,. «ganzheitliche Tourismusstrategien zu entwickeln, welche positive Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt und auf den Wohlstand der Bevölkerung nach sich ziehen sollen», wie e sim Artikel 1 heisst. Konkret geht es darum, den Tourismus in die 2016 von der UNO festgelegten «Sustainable Development Goals» (SDG) einzubinden, also in die Bemühungen um eine nachhaltige globale auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene – die so genannte «Agenda 2030».

Die Tourismusbranche soll dabei «Einigkeit» demonstrieren. Unter anderem wurde dies in einem Meeting verdeutlicht, wo es darum ging, die Hilfeleistungen für Geschädigte des Hurrikans Irma sowie des Erdbebens in Mexiko zu koordinieren. Im Zentrum standen dabei nebst eigentlichen Hilfeleistungen die Verbesserung der Kommunikation und der gegenseitige Austausch im Krisenmanagement.

Auch hier ist wieder fraglich, ob, wie und wann die Regierungen wirklich aktiv sein werden. Es ist allerdings leicht, die UNWTO-Beschlüsse als «Papiertiger» abzutun. Es ist immerhin löblich, wenn Nachhaltigkeitsthemen traktandiert, behandelt und mediatisiert werden. Mit Zynismus ist man noch nie weitergekommen.

[Bild: UNWTO-Generalsekretär Taleb Rifai und CNTA-Chairman Li Jinzao gehen mit gutem Beispiel voran und pflanzen in Chengdu Bäume - Text geht unter dem Bild weiter]

Neuer Generalsekretär bestätigt

Als Generalsekretär bestätigt wurde, wie erwartet, der Georgier Zurab Pololikaschwili. Er ist für die Amtsperiode 2018-2022 gewählt und löst somit Taleb Rifai Ende Jahr ab. Der nicht unumstrittene Pololikaschwili, aktuell Botschafter Georgiens für Spanien, Andorra, Marokko und Algerien, war im Mai vorgeschlagen worden.

(JCR)