Tourismuswelt

Junge Menschen reisen viel und gerne, was dank tiefen Preisen auch besser möglich ist als früher. Da sie aber vermehrt Fernreisen statt 08/15-Reisen unternehmen, ist auch der Beratungsbedarf gross, was den Reisebüros in die Hände spielt. Bild: Fotolia

Millennials kehren stärker ins Reisebüro zurück als erwartet

Studien dazu beziehen sich zwar auf Millennials in den USA. Doch bei uns dürfte der Effekt ähnlich sein – und zahlreiche Prognostiker Lügen strafen.

Gleich drei Studien haben sich jüngst in den USA mit den Reisegewohnheiten der Millennials, also der Generation der Jahrgänge 1980-2000, auseinandergesetzt.

Laut der Studie der auf die Reise- und Hotelbranchen spezialisieren Firma MMGY Global haben 33 Prozent der Millennials auf die Frage, ob sie in den nächsten zwei Jahren die Dienste eines Reisebüros zu beanspruchen gedenken, mit Ja beantwortet. Zum Vergleich: Nur gerade 17 Prozent der Vertreter der Generation X (Jahrgänge 1965-1980) beantworteten diese Frage mit Ja, und 18 Prozent aus der Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1950-1965). Die Familien der Millennials werden auch als grösste Wachstumstreiber der US-Reisebranche betrachtet: So ist der Anteil der Millennials, welche 2017 eine Ferienreise unternehmen wollen, gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gestiegen, bei den Gen X nur um 3 Prozent und bei den Boomers sogar um 1 Prozent gesunken - wobei diese Resultate weniger überraschen.

Eine landesweite Studie der American Society of Travel Agents (ASTA) namens «How America Travels» kommt auf ähnliche Ergebnisse. Dieser zufolge sagen 44 Prozent der Millennials aus, dass der Gebrauch eines Reisebüros «wertvoll» sei, gegenüber 33 Prozent bei Gen X und 34 Prozent bei den Boomers.

Laut dem Fachmagazin «Travel Weekly» hat schliesslich auch die Reisebürovereinigung Virtuoso neulich an der Virtuoso Travel Week in Las Vegas deklariert, dass die Zuwendung von bzw. das Geschäft mit Millennials deutlich am wachsen sei, auch wenn unter dem Strich die Babyboomers weiterhin rund die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Besonders mit wohlhabenden Millennials würden gute Geschäfte gemacht. Allerdings wird den Reisebüros geraten, sich auf die Babyboomers zu konzentrieren, weil dort das Geld sitze – mit dem Nachteil, dass diese Generation natürlich zunehmend älter werde, weshalb man die Millennials nicht aus den Augen verlieren dürfe.

Auch das Internet bietet nur begrenzte Möglichkeiten

Klar, zwei der drei genannten Studien kommen von Reisebürovereinigungen, das mag das Bild etwas verzerren. Dennoch dürfte die Feststellung, dass Millennials im Zeitalter der Do-it-yourself-Reisebuchung wieder mehr auf die Dienste von Reisebüros für Beratung und Buchung zurückgreifen, zutreffend sein. Eine Rolle spielt dabei das Bewusstsein der - überaus reisefreudigen - jüngeren Generationen, dass man nicht alles selber weiss und im Internet findet, sondern durchaus auch auf Know-how von Profis zurückgreifen sollte, wenn man an einen unbekannten Ort reisen will. Interessant eigentlich, dass sich ausgerechnet die «Digital Generation» der Limiten des Internets bewusst ist.

(JCR)