Tourismuswelt

Sunday Press Ramschpreise bei Air Berlin - die Nachfrage bleibt trotzdem gering

Setzt die SBB im Kampf gegen die BLS auf Erpressung? – Schweiz Tourismus zieht in ein geschichtsträchtiges Gebäude. – Was hat der Elvetino-Chef genau verbrochen? Wir haben die wesentlichen Touristik-News der Sonntagspresse wie immer für Sie zusammengetragen.

Air Berlin verscherbelt Flüge

Die «SonntagsZeitung» widmet in ihrem Wirtschaftsteil der insolventen Air Berlin einen Artikel. Es geht um die preislichen «Rettungsaktionen» und darum, dass Reiseunternehmen von Buchungen abraten.

Konkret: Air Berlin verscherbelt ihre Flüge. Ab Zürich nach San Francisco via Düsseldorf kostet der Retourflug inklusive aller Gebühren 383 Euro. Flüge nach Düsseldorf und Berlin gibt es schon ab 79 Euro hin und zurück – und das sind keine Lockvogelangebote. Das mag ein paar Schnäppchenjäger anlocken. Die Nachfrage ist aber offenbar gering. «Die Nachfrage für die Tickets einer Airline, die Insolvenz beantragt hat, ist jeweils bescheiden», wird Kuoni-Sprecher Marcel Schlatter zitiert. Globetrotter hat die Fluggesellschaft sogar vorsichtshalber aus dem Programm gekippt, bestätigt Nick Gerber, Leiter Produkte. «Die Nachfrage ist aber ohnehin sehr gering.» Und Geschäftsreisen-Spezialist Finass Reisen verkauft AirBerlin-Flüge nur noch auf ausdrücklichen Wunsch: «Wir weisen die Kunden darauf hin, dass die Situation bei Air Berlin äusserst unklar ist», sagt Geschäftsleitungsmitglied Daniel Wittwer.

Vor diesem Hintergrund flammt die Diskussion über die Absicherung von Flügen auf. Wer eine Pauschalreise mit Hotel gebucht hat, ist über die Kundengeldabsicherung des Reiseanbieters versichert; wer direkt gebucht hat bzw. nur den Flug bucht, muss bei einem Grounding wohl auf Rückerstattung verzichten. Immerhin: Reisende, die mit Kreditkarte bezahlt haben, können den Betrag beim Kartenherausgeber zurückfordern. Dies bestätigen etwa die Postfinance. die Cembra Money Bank, UBS, Viseca und Cornercard. Weniger klar sei die Lage bei Swisscard, der Herausgeberin der Karten Coop Supercard Plus, Swiss Miles & More und der Karten von Credit Suisse: «Eine Garantie auf Rückerstattung hat der Kunde nicht», sagt ein Sprecher. «Swisscard wird im konkreten Einzelfall die Situation analysieren

Schweiz Tourismus: Neuer Chef – und neuer Hauptsitz

Zurzeit drehen sich zahllose Spekulationen darum, wer die Nachfolge von Jürg Schmid an der Spitze von Schweiz Tourismus antreten wird. Doch es gibt noch mehr News: Spätestens Anfang 2019 wird die Marketingorganisation innerhalb von Zürich umziehen, hat die «SonntagsZeitung» herausgefunden. Man habe den auslaufenden Mietvertrag genutzt, um die Bürosituation zu verbessern. Der neue Standort ist bereits bekannt: Es handelt sich um die geschichtsträchtige alte Stadthalle im Zürcher Kreis 4, bis in die 1940er-Jahre ein beliebter Versammlungs- und Veranstaltungsort der Stadtbewohner. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde im vergangenen Jahr verkauft. Derzeit dient es noch als Autowerkstatt. 

Setzt die SBB im Kampf gegen die BLS auf Erpressung?

Die Bundesbahn SBB setzt den Kanton Bern, den Haupteigner der SBB-Konkurrentin BLS, unter Druck: Gemäss Recherchen der «SonntagsZeitung» haben die SBB einen fixfertig ausgehandelten Baurechtsvertrag mit dem Kanton für den Bau eines Fachhochschul-Campus auf einem Berner SBB-Areal auf Eis gelegt. Die Unterschrift bleibe so lange aus, bis die BLS ihre Forderung nach eigenen Fernverkehrskonzessionen auf Kosten der SBB aufgebe. In Berner Regierungskreisen spricht man von «Erpressung». Der Fachhochschul-Campus, der im Osten Berns entstehen soll, ist für den Kanton ein dringliches Geschäft; der Baurechtsvertrag daher ein geeignetes Druckmittel. Für die SBB steht im Streit um die Neukonzessionierung der Fernverkehrstrecken viel auf dem Spiel. Sie haben derzeit das Monopol auf den meist rentablen Fernverkehrslinien. Nun aber beansprucht die BLS Fernverkehrsstrecken von Interlaken via Bern, Olten nach Basel beziehungsweise Richtung Aarau, Zürich, Zürich-Flughafen bis nach St. Gallen, sowie auch eine Direktverbindung von Brig via Bern Richtung Zürich, Zürich-Flughafen bis nach Romanshorn. Die Linien sind nicht identisch mit den schnellen SBB-Hauptlinien zwischen Zürich und Bern, sie würden diese aber konkurrieren.

Der Kampf zwischen SBB und BLS ist auch der «NZZ am Sonntag» einen eigenen Artikel wert. «Unsere Angestellten bekommen es leider zu spüren, dass die Zusammenarbeit mit den SBB derzeit schwierig ist», wird dort BLS-Sprecher Matthias Abplanalp zitiert.

Pilotprojekt der SBB weckt Interesse des Auslands

Auch die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet über die SBB – allerdings in anderem Zusammenhang: Die SBB wollen bei der Überwachung und periodischen Prüfung der Bahnanlagen auf künstliche Intelligenz setzen und spannen dafür mit dem CSEM zusammen, dem Schweizerischen Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik. Am 1. August startete ein entsprechendes zweijähriges Projekt. Seit Jahrzehnten werden die Inspektionen von Mitarbeitenden «auf Sicht» vorgenommen, das heisst, die Gleise werden abgeschritten und die Arbeiter schauen auf Schäden. Das Know-how dieser Arbeiter wird auch künftig nötig sein. Aber sie werden zunehmend durch Technik unterstützt. Das Pilotprojekt hat bereits jetzt das Interesse mehrerer ausländischer Bahnunternehmen geweckt, wie Marcel Zurkirchen, Leiter Produktion Messleistungen der SBB, gegenüber der Zeitung bestätigt.

Was genau hat der Elvetino-Chef verbrochen?

Noch mehr Bahnthemen: Die «SonntagsZeitung» beschäftigt sich auch mit dem Fall des freigestellten Elvetino-Chefs Wolfgang Winter. Die Recherchen zeigen, in welche Richtung die angeblichen Verfehlungen des Elvetino-Chefs - er war seit 2012 im Amt - gehen. Im Grundsatz dreht es sich darum, dass Winter in verdächtig hohem Mass Unternehmensgelder verschwendet hat. So wurden Elvetino Beraterhonorare in ungewohnter Höhe in Rechnung gestellt, ohne dass ersichtlich war, was genau der Gegenwert dieser teuer abgerechneten Leistungen war. Gegenstand der Abklärungen sind auch üppige Kreditkartenabrechnungen von Winter. Und schliesslich gab es offenbar auch Ungereimtheiten im Wareneinkauf - auch hier sind es nicht erklärbar hohe Ausgaben, die nun von der SBB-Compliancestelle unter die Lupe genommen werden. Winter selber äussert sich nicht zu den Vorwürfen. «Solange das Verfahren läuft, möchte ich nichts sagen», erklärt er. 

Hanna Rychener äussert sich zum Bürgenstock Resort

Natürlich beschäftigt sich die «Zentralschweiz am Sonntag» auch mit der (teils verschobenen) Eröffnung des Bürgenstock Resorts. Am Montag (28.8.) wird der erste Teil des «Bürgenstock Resort Lake Lucerne», wie der ganze Hotel- und Freizeitkomplex offiziell heisst nach neun Jahren Planungs-und Bauzeit seinen Betrieb auf. Offen für Individualgäste ist ab diesem Zeitpunkt das Palace Hotel, ein Vier-Sterne-Superior-Hotel, und zwei Restaurants. In einem zweiten Schritt geht am 14. September das Fünf-Sterne-Superior-«Bürgenstock Hotel» auf. Davon profitieren wird auch die Stadt Luzern, wie Tourismusexpertin Hanna Rychener Kistler im Interview mit Redaktor Dominik Buholzer sagt. «Dieser neue Leuchtturm wird viele Gäste in die Zentralschweiz locken», so die Direktorin der Höheren Fachschule für Tourismus. Für Rychener sind die Voraussetzungen gegeben, dass das Resort zu einer Erfolgsgeschichte wird: «Die Lage ist auf jeden Fall einmalig», betont sie. Dazu komme die Geschichte: «Der geschichtliche Aspekt muss unbedingt in Szene gesetzt werden.» Zweifel hegt Rychener jedoch, ob das Resort je rentabel sein wird: «Sicherlich wird der Bürgenstock eine Wertsteigerung erfahren. Aber ein Renditeobjekt wird es wahrscheinlich kaum werden können.» Dieses Phänomen kenne man aber auch von anderen Fünfsterne-Häusern.

Private Aviatik-Kontrolle?

Die Luftfahrtbehörde der Schweiz, das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL), will laut «SonntagsZeitung» einen Teil seiner Aufgaben Privaten in die Hände geben. . Seit Jahren leidet sie unter einer zunehmenden Arbeitslast. Dafür verantwortlich macht das BAZL  zusätzliche Aufgaben, mit denen sie von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) eingedeckt werde. Das Projekt sieht vor, dass künftig nicht staatliche Inspektoren bei der Ausbildung von Privatpiloten für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sorgen. Davon betroffen sind rund 90 Schulen für Segel- und Motorflug sowie Ballon- und Helikopterpiloten. Diese, wie auch der Aero-Club der Schweiz, stehen diesen Plänen skeptisch gegenüber. Zudem überschneidet sich die Lancierung des Projekts sich mit einer Unglücksserie am Schweizer Himmel: Am Sonntag stürzte am Sanetschpass VS eine Piper PA-28 ab. Drei Personen kamen ums Leben. Anfang August verlor ein 74-jähriger Unternehmer über dem Bodensee die Kontrolle über sein Kleinflugzeug. Er und seine Partnerin starben. Nur zwei Tage zuvor war es im Diavolezzagebiet GR zu einer Tragödie gekommen. Ein 60-jähriger Pilot und zwei jugendliche Teilnehmer eines Aviatiklagers stürzten in den Tod. Für den umstrittenen Kontrollauftrag über Flugschulen hat sich bis jetzt übrigens noch niemand beim BAZL beworben, obwohl die Ausschreibung seit Juli läuft und am 1. September endet.

Vermischtes

Die «SonntagsZeitung» widmet dem Glarner Jonas Müller eine grosse und lesenswerte Reportage. Dieser war früher ein Top-Manager bei Electrolux. Jetzt bringt er Kindern im indonesischen Archipel Raja Ampat bei, wie sie Korallenriffe schützen. Das Tauchparadies verzeichnet immer mehr Touristen. Und der Tourismus wird laut Müller die Region verändern: «Das kann eine grosse Chance sein, allerdings ist vor allem der asiatische Tourismus überhaupt nicht nachhaltig. Doch es sind nicht nur die Touristen - auch die Einheimischen wissen nicht richtig mit dem Abfall umzugehen, der sich hier mehr und mehr anhäuft.»

Weiter gibt es im Reiseteil der «SonntagsZeitung» Berichte zur Gastronomie in München, zu schrägen Angeboten in Helsinki, und zur Geniesserstadt Bordeaux. Als weitere Top-Städtereisenziele aus der zweiten Reihe werden darüber hinaus Valencia, Belfast, Trondheim, Palermo und Krakau genannt. Um dies abzurunden, werden in einem separaten Artikel gleich fünf nützliche Gadgets und Apps für Städtereisen, von der Kofferwaage bis zum Instant-Guide, vorgestellt.

Die «NZZ am Sonntag», wo dieses Wochenende wenig «Touristisches» zu lesen ist, widmet einen Artikel der Angst vor dem Supervulkan bei Neapel, welche durch das Erdbeben auf Ischia von letzter Woche neu aufgeflammt ist. Es geht um die «Campi Flegrei» bei Pozzuoli, unter welchen der Supervulkan schlummert, der nach Ansicht von Fachleuten schon bald wieder Feuer und Asche spucken könnte. Sicher ist dies jedoch nicht…

Auch der «SonntagsBlick» verzichtet diese Woche fast komplett auf Inhalte mit touristischen Themen. Am ehesten noch interessant ist ein grösserer Artikel zur Frage der Nachfolgeregelung. Blick informiert, dass der Wirtschaftsdienst Bisnode D&B ausgerechnet hat, dass in den kommenden fünf Jahren 74‘744 Schweizer Unternehmen die Chef-Nachfolge regeln müssen. Darunter sind sicherlich auch einige Unternehmen aus der Reisebranche.

(JCR)