Tourismuswelt

Sunday Press Stirnimann, Wittwer und die Anti-Touristen-Proteste

Die «Reisebüro-Barone» äussern sich zum Overtourism im Mittelmeer. – Die Hotelplan Group hat 93 Prozent des Umsatzes im Trockenen. – Die Swiss braucht mehr Security-Personal für die US-Flüge. 

Die Sommerflaute ist vorbei, so prall an touristischen Themen waren die Sonntagszeitungen schon lange nicht mehr. Gleich zweimal zu Wort kommt heute Thomas Stirnimann, CEO der Hotelplan Group. Er und TUI Suisse-Chef Martin Wittwer – für den «Sonntagsblick» die «Reisebüro-Barone» – wurden zu den jüngsten Anti-Touristen-Protesten befragt. «Wenn auf Mallorca oder in Barcelona <Tourist go home> an die Wände gesprayt wird, dann betrübt mich das natürlich. Das ist die Kehrseite des Spanien-Booms», sagt Stirnimann. Die Insel versuche, höherklassig zu werden. Aber das sei nicht so einfach.

Martin Wittwer hat in Mallorca selber eine Wohnung und nicht das Gefühl, dass die Insel überfüllt sei: «Klar, einzelne Strände sind in der Hochsaison voll, aber es gibt immer noch ruhige Orte auf der Mittelmeerinsel». Er verweist zudem auf die eigenen TUI-Hotels und die hohen ökologischen Standards. Und er sagt: man stehe in Kontakt mit den Behörden. Die Regierung denke über die Festsetzung von Höchstzahlen nach: «Wir beteiligen uns natürlich an der Diskussion». Stirnimann pocht darauf, dass Reisen ein «Menschenrecht» sei und rät, einmal abseits der Zentren zu reisen.

Bedfinder mit 15 Millionen Franken Umsatz

Auch in der «Zentralschweiz am Sonntag» kommt Thomas Stirnimann zu Wort. Vielversprechend sehe das laufende Geschäftsjahr bei der Hotelplan Group aus, Grossbritannien bleibe weiterhin eine Ertragsperle. Selbst 8 Prozent höhere Preise hätten die Reiselust der Briten nicht getrübt. Über 93 Prozent seien bereits in den Büchern. Ein gutes Herbstgeschäft in der Schweiz könne nun den Gewinn in die Höhe schrauben.

Stirnimanns aufgeräumte Stimmung hat noch einen weiteren Grund: Bedfinder. Mit dem Start-up, dessen Dienst Google und die Hotelplan Group vor einem Jahr aufgeschaltet haben, werden im ersten Jahr 15 Millionen Franken Umsatz erzielt. Neu arbeitet Bedfinder mit Trivago – bald auch mit Kayak – und hat nun auch Angebote in Irland, Neuseeland und Kanada aufgeschaltet. Vorerst vermittelt Bedfinder Hotelbuchungen, in einem zweiten Schritt sollen Packages folgen. «Viele Unternehmen träumen davon, Reisepakete weltweit online anzubieten. Aber nur wenige können es», sagt Stirnimann. Schweizer Kunden können heute über Google und Trivago noch keine Produkte von Bedfinder buchen, erst über die Bedfinder-Webseite. Dies werde noch eine Weile so bleiben. Nicht weil Hotelplan Angst hätte, sein eigenes Geschäft zu konkurrenzieren. Die Schweiz biete wenig Wachstumspotenzial und geniesst nicht erste Priorität.

Swiss droht Arbeitsflut

Bereits am Samstag schrieb die «Schweiz am Wochenende» über eine neue Baustelle, die sich bei der Swiss auftut: Die Swiss braucht für US-Flüge mehr Security-Personal. Die Anforderungen der US-Flugsicherheitsbehörde TSA sind der Grund dafür. Es geht um die Befragung der Passagiere, bevor sie das Flugzeug betreten. 

Die Swiss bietet wöchentlich 70 Flüge von Zürich und Genf in die USA, der Personalaufwand für die Befragung der über 10'000 wöchentlichen USA-Passagiere werde gross sein. Eine Swiss-Sprecherin sagt dazu, dass die Airline mit der Drittfirma Checkport zusammenarbeiten werde. Und werden die Swiss-Flüge nun teurer? Die Preisgestaltung würde von Angebot und Nachfrage abhängen. Und diese sei derzeit stabil.

Koscheres Saas-Fee

Über die Herausforderung einiger Schweizer Ferienorte mit jüdisch-orthodoxen Feriengästen schreibt die «Sonntagszeitung» und hat sich in Saas-Fee umgehört, einer bei jüdischen Gästen beliebten Destination neben Arosa, Davos und Engelberg. Auslöser war ein Artikel in der «Jüdischen Allgemeinen», darin werden die Ferienorte kritisiert. Man nehme Anstoss an ihrer Kleidung oder man werde nur verschämt gegrüsst.

«Wir müssen die Service-Qualität der Mitarbeiter verbessern», sagt Hans Beeri, der Direktor der Bergbahnen Hochsaas. Und Jonathan Kreutner vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) räumt ein, dass es auch bei den eigenen Leuten Aufklärungsbedarf gebe: «Es wird eine gewisse Grüsskultur erwartet. Oder dass man mitgebrachtes Essen nicht im Restaurant, sondern auf dem Picknickplatz verzehrt. Wir hatten auch Fälle, wo orthodoxe Touristen bei Wochenkarten Rabatt wollten, weil sie diese am Schabbat ja nicht nutzten». Nun lanciert der SIG eine Informationsoffensive.

Graubünden, ein aufgeblasener Ballon

Nach den Jubelzahlen dieser Woche – die Schweizer Hotels verzeichneten soviele Übernachtungen wie seit neun Jahren nicht mehr – relativiert die «NZZ am Sonntag». Der Frankenschock sei noch nicht überwunden, vor 10 Jahren kostete der Euro 1,67, nun erst wieder 1,13. «Solange der Euro nicht in Richtung 1,30 Franken klettere, kommen die Gäste aus dem Euro-Raum nicht im grossen Stil zurück», sagt Branchenkenner und Berater Peder Plaz.

Besonders im mittleren Hotelsegment herrsche ein harter Konkurrenzkampf, heisst es weiter, insbesondere in Graubünden. Die Margen seien oft dünn. Er reiche knapp zum Überleben, aber nicht für grosse, zukunftssichernde Investitionen. «Die Konsolidierung in der Hotellerie setzt sich fort, denn die Tourismuswirtschaft Graubünden ist wie ein aufgeblasener Ballon, der ständig Luft verliert, bis keine Luft mehr drin ist», sagt Plaz.

Martin Vincenz, Chef von Graubünden Ferien, sagt zu den grossen Verlusten an Logiernächten seit 2008 in einzelnen Orten (St. Moritz - 29%, Davos - 15%, Arosa - 31%): «Die Zahlen zeigen nicht die ganze Wahrheit. Allein in den letzten Jahren sind im Engadin tausend Hotelbetten verloren gegangen. Zahlreiche Hotels wurden in Appartements umgebaut, und diese Zahlen fehlen natürlich auch.»

Graubündens Probleme hat Luzern nicht. In den letzten 10 Jahren sind die Logiernächte von unter einer Million auf 1,27 Million gewachsen. In der «Zentralschweiz am Sonntag» sagt Luzerns Tourismuschef Marcel Perren: «Es ist nicht unser Ziel, die Zahlen möglichst nach oben zu treiben. Unsere Strategie ist qualitatives Wachstum.»

Ebenso in der «ZaS» zu erfahren: die Hotelbetten in Zug sind für das Eidgenössische Schwingfest vom 23. bis 25. August 2019 bereits ausgebucht. 350'000 Besucher werden in den drei Tagen erwartet.

Backpacker, Spiesser ohne Rollkoffer

Eine Breitseite kriegen die Rucksackreisenden heute ab – von einem ehemaligen Artgenossen. In der «NZZ am Sonntag» rechnet der Autor mit der Backpacker-Szene ab, spricht von Spiessern ohne Rollkoffer, von Pseudoabenteuern, die man sich abends im Hostel erzählt und von den vielen Stunden, die vor Ticketschaltern verbracht werden.

Die «Sonntagszeitung» hat einen Schweizer Koch in Ecuadors Amazonsbecken getroffen und beschreibt, wie dieser ausgezogen ist, die Indios auf den Tourismus vorzubereiten. Und «Besser als Mykonos und Ibiza» lautet der Titel im Stilbund der «NZZaS» über einer Paros-Reportage. Zu erfahren sind die besten 11 Tipps dieser weniger bekannten griechischen Insel.

(GWA)