Tourismuswelt

Mal kurz eine positive Bewertung shoppen gehen: Fivestar und weitere Anbieter mischen da mit. Zur Freude dubioser Hoteliers und zum Missfallen der Bewertungsportale. Bild: Screenshot Fivestar

Eine Sisyphus-Arbeit zum Erhalt der Glaubwürdigkeit

Bewertungen können en gros eingekauft werden. Der Kampf gegen solche Angebote ist für Tripadvisor oder Holidaycheck notwendig, aber auch unaufhörlich.

Zahlreiche Reisende buchen ihr Hotel heute selber im Internet. Das Problem: Wie weiss man, ob das Hotel wirklich so gut ist, wie es sich präsentiert? Die Lösung: «Peer reviews», also Bewertungen anderer Reisender. Diese Bewertung sind ein ganz wesentliches Kaufentscheidungs-Kriterium geworden und haben das Wachstum grosser Branchenplayer wie Tripadvisor oder Holidaycheck erst ermöglicht.

Ein Problem, mit welchem diese Bewertungsportale stets gekämpft haben, war der Vorwurf, dass viele Bewertungen gefälscht seien – verfasst vom Hotel selber oder von eingekauften Bewertern. Der Gedanke liegt tatsächlich nahe, weil ja die Nutzer-Bewertung dermassen viel Gewicht hat im Online-Business.

Das deutsche Branchenmagazin «Gloobi» hat nun ein Unternehmen ausfindig gemacht, welches besonders dreist vorgeht: Die Five Star Marketing in Löhne, nahe von Bielefeld, bietet auf ihrer Webseite Bewertungen gleich im Zehnerpack an. Eine Bewertung bei Holidaycheck gibt es beispielsweise für 19,95 Euro, zehn Bewertungen für 189,95 Euro. Je nach dem, wo bewertet wird, sind die Preise anders. Angeboten werden auch Rezensionen auf Portalen ausserhalb der Reisebranche, etwa bei Amazon.

Meist legal und auch oft genutzt - aber von den Portalen verhasst

Das Angebot ist völlig legal. Angeboten werden «echte Bewertungen, die der hohen Qualität Ihrer Produkte und Dienstleistungen gerecht werden». Klingt gut, implizierte aber eine unabhängige Bewertung durch die Produkttester. Da sie aber bezahlt sind, können sie unmöglich neutral sein. Ausserdem wird nirgendwo garantiert, dass die Verfasser der Bewertung, also die «Produkttester» tatsächlich auch vor Ort waren und das Produkt getestet haben. Die Produkttester werden ihrerseits über Ebay angeheuert und entlöhnt; einwandfreies Deutsch und ein persönlicher Account, von welchem aus man rezensieren kann, sind in etwa die einzige Voraussetzung, die man für den Job braucht.

Anscheinend kann man mit Fake-Bewertungen ein Geschäftsmodell machen. Die Nachfrage von Seiten Hotels dürfte da sein. Dies wiederum unterwandert die Glaubwürdigkeit und das Geschäftsmodell per se von Tripadvisor oder Holidaycheck. Diese wehren sich gegen die «Optimierungs-Unternehmen» - Tripadvisor sei allein im letzten Jahr gar gegen 59 solche Unternehmen vorgegangen. Das ist zweifelsohne löblich. Aber das Ausmerzen von Fake-Bewertungen hat auch etwas von Sisyphus-Arbeit, also von einer nie endenden, mühseligen Arbeit. Es wird als Problem für die Portale bestehen bleiben.

(TN)