Tourismuswelt

Ralf Lieb (oben rechts mit Brille) und sein Team aus im Markt gut bekannten Account-Vertretern, aufgenommen in München. Bild: HO

«Das Vertrauen in mein Team ist mein Erfolgsrezept»

Jean-Claude Raemy

Ralf Lieb hat innert acht Jahren zahlreiche touristische Kunden für Vermarktung und PR gewonnen, welche seine Firma auch in der Schweiz repräsentiert. Im Gespräch mit travelnews.ch skizziert er die Hintergründe seines rasanten Wachstums.

In den letzten Wochen und Monaten kamen immer wieder News herein, wonach die Lieb Management & Beteiligungs GmbH in München wieder einen neuen Kunden gewonnen hat und diesen - in den meisten Fällen – auch in der Schweiz repräsentieren wird. Die Liste der allein in diesem Jahr neu dazu gekommenen Kunden ist eindrücklich: Marketing und Sales wird neu für Monaco, Panama, Südaustralien, Pittsburgh und das Grand Tirolia Kitzbühel gemacht, dazu auch die MICE-Arbeit für Worldhotels, sowie die PR-Arbeit für Madeira und für das Conrad Maldives.

In der Summe vertritt die Firma per Ende Juli 2017 mit 35 Mitarbeitenden 28 Kunden, wobei weitere Neukunden bereits in der Pipeline seien, wie Firmengründer Ralf Lieb erzählt. Das ist umso eindrücklicher, als dass er die Firma 2007 gründete, aber erst 2009 startete, damals mit einem einzigen Account: Ontario, welches er bis heute persönlich vertritt.

Heute besteht die Firma aus zwei Standbeinen: Nach langer, erfolgreicher Zusammenarbeit mit der PR-Agentur MikullaGoldmann PR kaufte Lieb die PR-Agentur und gründete daraus 2013 die LMG Management GmbH als 100%-Tochtergesellschaft von Lieb Management. Die Konzentration bei Lieb Management & Beteiligungs GmbH auf Marketing & Sales und LMG Management auf PR ist mittlerweile «sehr verschwommen», erklärt Lieb, «wir betreuen in beiden Firmen unserer Kunden auch in allen Aspekten.»

Flache Hierarchie und viele Freiheiten

Doch was ist das eigentliche Erfolgsgeheimnis von Ralf Lieb? Klar ist: Über den Preis wird nicht gekämpft. «Pitches, gerade bei staatlichen Unternehmen, werden oft veröffentlicht, da würde man mit unanständigen Angeboten gleich auffliegen», erklärt Lieb. Zudem könne und wolle er gar nicht preislich tiefer liegen, weil er in München höhere Fixkosten als Konkurrenten in anderen Städten habe, sowohl bei den Mieten als auch bei den Löhnen.

Deshalb setzt Lieb bei Letzterem an: «Das Personal ist das A und O. Ich will Mitarbeitende, welche ‚Kaliber haben‘, also bereits etwas Erfahrung mitbringen und die mit Herzblut bei der Sache sind. Solche Mitarbeitende kosten halt etwas mehr. Aber ich kann ihnen vertrauen.»

Dieses Vertrauen geht weit: Lieb weiss manchmal gar nicht, wer wo ist und was gerade gemacht wird. Jeder vertritt seine Accounts selbständig. Auch die Anwesenheitszeiten sind nicht geregelt – einzig die Zufriedenheit der Kunden. Lieb präzisiert: «Wenn eine Mitarbeiterin beispielsweise Hawaii vertritt, macht es wenig Sinn, wenn sie 9-to-5 in München im Büro sitzt. Mir ist lieber, dass sie den Kontakt mit den Kunden in Hawaii pflegt, wenn dort gearbeitet wird.»

Auch komplette Ortsunabhängigkeit gibt es: Eine Mitarbeiterin arbeitet von Hamburg aus, eine von Frankfurt, und von Zürich aus vertritt Susanne Schmitt die Kunden Rocky Mountain International und Travel Oregon. Grundsätzlich gehe es aber um operative Unabhängigkeit: «Sehr oft machen Mitarbeiter Proposals, die ich nicht kontrolliere, und nehmen ohne mich an Pitches teil. Dank ihrem Engagement und ihrer Erfahrung klappt das oft sehr gut.»

Lieb will also auch keine strengen Hierarchiestufen – eine für deutsche Firmen eher unübliche Arbeitsweise. Der Firmengründer hat selber noch Accounts und geht dafür auch auf Roadshow und Events. «Ein Geschäftsführer muss im Job sein», so sein Credo. Seine Zusatzaufgaben seien einfach HR-Angelegenheiten, also die Teamzusammenstellung, sowie natürlich gewisse Finanzbuchhaltungsarbeiten, wobei er in beiden Bereichen interne Unterstützung habe.

Die Firmenkultur ist ein Regulativ

Lieb räumt ein, dass dieses Vertrauen in die Mitarbeitenden etwas riskant sei. Bisher habe er viele Mitarbeitende aus deren früheren Tätigkeiten gekannt – manche waren Kolleginnen, manche Mitbewerber, manche sonst in der Reisebranche verankerte Personen – doch inzwischen habe er auch ihm zuvor nicht bekannte Personen eingestellt, und bisher keine damit Probleme gehabt. Doch was, wenn mal ein Querulant unter den Angestellten wäre? «Wir haben eine Firmenkultur, welche viel Selbstverantwortung erfordert, was wiederum Freiheiten bietet», so Lieb, «wenn jemand nicht mitzieht und dieses Gleichgewicht in Gefahr bringt, würde er oder sie vom Team selber aussortiert.» Die Firmenkultur sei deshalb in sich ein Regulativ.

Auch mit dem in Deutschland viel grosszügiger als in der Schweiz gehandhabten Mutterschutz habe es bislang keine Probleme gegeben. Befristete Jobs bietet Lieb nicht an. «Bisher sind die Mutter gewordenen Mitarbeiterinnen immer in den Job zurückgekehrt, und diejenigen, welche sie in diesem Jahr vertraten, blieben bei der Firma, weil wir inzwischen wieder gewachsen waren», resümiert Lieb.

Diese Kunden sind im Portfolio

In acht Jahren hat Lieb also mit dieser Firmenphilosophie, aber auch «mit Innovationsgeist und einem Fokus auf moderne Technologie und Präsenz in sozialen Medien», seine Firma zum Shooting Star der Tourismusvermarkter im deutschsprachigen Raum gemacht. Bis wieder über neue Kunden berichtet werden kann, anbei noch die aktuelle Übersicht der betreuten Accounts: 

  • Acajou Beach Resort, Seychellen
  • City Sightseeing, San Francisco
  • Grand Tyrolia, Kitzbühel
  • Greater Fort Lauderdale CVB, Florida
  • Hawaii Tourism Europe
  • Monaco Government Tourist Bureau
  • New York Cruise Line
  • North Carolina
  • Ontario Tourism
  • Panama City Beach, Florida
  • PrivateCityHotels (Schweiz, Deutschland, Österreich)
  • Qatar Tourism Authority
  • Rocky Mountain International
  • South Australian Tourism Commission
  • Texas Tourism
  • The Broadway Collection, New York
  • Tokyo CVB
  • Travel Oregon
  • Valamar Hotels & Resorts, Kroatien
  • Visit Florida
  • Visit Norway
  • Visit Panama
  • Visit Pittsburgh & Pittsburgh International Airport
  • Visit Sarasota County
  • Visit Scotland Business Events
  • Visit Seattle
  • Wilderness Safaris, Südliches Afrika
  • Worldhotels