Tourismuswelt

In diesen Restaurants an der historischen Grand' Place von Brügge können Einheimische günstiger essen als Touristen. Gerechtfertigt? Bild: Fotolia

Sollen Einheimische weniger als Touristen bezahlen?

In Brügge wird ein duales Preissystem von offizieller Seite gutgeheissen. Sind solche Modelle tatsächlich eine Notwendigkeit?

Grundsätzlich sollte gelten: Eine Ware oder eine Dienstleistung hat einen Preis, welcher zumindest auf lokaler Ebene für alle derselbe ist. Erfahrene Reisende wissen jedoch: An manchen Orten der Welt wird der Tourist «geschröpft», d.h. man verlangt vom Touristen deutlich mehr Geld für eine Leistung, als dies von Einheimischen verlangt würde – in der Regel, weil der Tourist auch die deutlich höhere Kaufkraft hat.

Jedoch betraf die Überteuerung immer generell touristische Zentren. Auf der Piazza Umberto in Capri kostet ein Bier eben 8 Euro, auf den Champs-Elysées in Paris auch.

Inzwischen wird aber immer mehr differenziert. Jüngstes Beispiel: Brügge, in Belgien. Dort hat sich herausgestellt, dass unter den Restaurantbetreibern im touristischen Kern gilt, dass «Auswärtigen» generell 10% mehr verrechnet wird. Für den Preisunterschied sorgt der Dialekt des Gastes: Erkennt der Restaurantbetreiber, dass der Gast ein Einheimischer ist, werden 10% vom Preis abgezogen. Ein Gast aus Brüssel, mit anderem Dialekt, gilt demnach auch als Tourist und muss auch mehr zahlen.

Der Clou: Die Wettbewerbsbehörden von Brügge finden diese Praxis in Ordnung. Mit der Begründung, dass Massentourismus zu einer derart schlimmen Preisinflation führt, dass man die lokale Bevölkerung «schützen» müsse – mit solchen Preisrabatten. Ein nachvollziehbares Argument.

Tourismus verteuert das Leben für Einheimische

Ebenfalls offiziell sanktioniert ist ein solches «dual pricing» zum Beispiel in Kuba, oder auch in Indien und Kambodscha, wo für den Besuch des Taj Mahal bzw. von Angkor Wat den Touristen deutlich mehr verrechnet wird. Unter dem Strich wird damit natürlich auch ein Zufluss einheimischer Besucher garantiert, welche sonst die Attraktionen im eigenen Land gar nicht mehr besuchen könnten.

Finden Sie die Praxis des «dual pricing» in touristischen Zonen in Ordnung? Oder finden Sie dies diskriminierend gegenüber ausländischen Besuchern, welche auch so viel Geld in die lokale Wirtschaft pumpen? Teilen Sie uns Ihre Meinung in der Kommentar-Spalte (unten) oder auf unserer Facebook-Seite mit.

(JCR)