Tourismuswelt

Sunday Press «Die SBB betreiben eine 'Easyjetisierung' der Tarife»

Die jüngst lancierte Initiative der Bundesbahnen mit «willkürlichen» Upgrades in die erste Klasse ärgert die Konsumentenschützer. Darüber hinaus nimmt Airbnb Kurtaxen ein, therapieren Pferde Menschen mit Flugangst, und fahren Schiffe ohne Kapitän. Das Potpourri zum Sonntag.

Die SBB wollen die zweite Klasse entlasten. Seit März können Kondukteure Passagieren ein günstiges Upgrade in die erste Klasse offerieren. Beispiel: Die einfache Fahrt von Burgdorf nach Zürich über Olten in der zweiten Klasse kostet mit Halbtax-Abo 20.50 Franken, für die gleiche Fahrt in der ersten Klasse werden 36 Franken fällig. Das Zugpersonal kann nun aber während der Fahrt einen Klassenwechsel zum Aufpreis von bloss 5 Franken anbieten. So kommt man auf besagter Fahrt 10 Franken oder rund 30% günstiger als beim Kauf eines regulären Billetts der ersten Klasse. «Das Zugpersonal kann in eigener Kompetenz je nach Situation mit einem Klassen-Upgrade Kunden spontan begeistern, einmal erste Klasse zu reisen», bestätigt SBB-Sprecher Christian Ginsig das Angebot. Es gebe keine fixen Strecken für das Angebot und Kondukteure könnten individuell entscheiden. Der Test mit den Upgrades laufe bis Ende Jahr.

Bei den Konsumentenschützern kommt das günstige Klassen-Upgrade aber nicht gut an, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. «Fahrkarten des öffentlichen Verkehrs müssen transparent und für jedermann zugänglich sein», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. Sie spricht von einer zunehmenden «Easyjetisierung» der Tarife im öffentlichen Verkehr, bei der nicht einmal mehr das Personal den Durchblick habe, was eine Fahrt am Ende wirklich koste.

Hintergrund der Aktion ist, dass im Fernverkehr die Züge über den ganzen Tag gerechnet nur zu rund 30% ausgelastet sind. Obwohl sich gut 80% der SBB-Sitzplätze in der zweiten Klasse befinden, sei diese aber auf viel befahrenen Strecken und zu gewissen Zeiten chronisch überlastet. Vielleicht schafft die neue Praxis marginale Abhilfe – ein Ertragsbringer ist sie sicherlich nicht.

Airbnb erhebt Kurtaxe für Zug Tourismus

Künftig wird Airbnb über seine Plattform automatisiert die Berherbergungsabgaben für alle Gastgeber im Kanton Zug einziehen und an die Zuger Tourismusorganisation weiterleiten. Dies schreibt die «Zentralschweiz am Sonntag». Damit sei Zug der erste Schweizer Kanton, in dem ein solches automatisiertes Verfahren zum Einsatz komme. Mit der Vereinbarung gelingt es Airbnb erstmals in der Schweiz, einen Schlusspunkt unter einen Jahre dauernden Zwist um die Kurtaxe zu setzen. Denn seit langem fordern Hotels gleichlange Spiesse für professionelle und private Wohnungs- und Zimmeranbieter.

Airbnb kündigt denn in der Mitteilung auch weitere solcher Vereinbarungen an. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagt eine Sprecherin, sie rechne bereits im laufenden Jahr mit weiteren Partnerschaften. Man sei mit verschiedenen Kantonen im Dialog. Weltweit habe Airbnb mit über 270 Städten und Kommunen eine solche Vereinbarung zur automatisierten Erhebung und anschliessenden Ausschüttung der Beherbungssteuern. So seien seit dem Start des Modells im Jahr 2014 insgesamt 240 Millionen Dollar erhoben und wieder abgeführt worden.

Roboterkapitäne für Frachtschiffe

Laut dem SonntagsBlick «tüfteln Japaner am Geisterschiff». Etwas weniger plakativ ausgedrückt: Selbstfahrende Schiffe sollen der japanischen Schiffsindustrie aus der Krise helfen.

Um Marktanteile aufzuholen, spannen Konzerne und Reedereien wie Mitsui O. S. K. Lines und Nippon Yusen zusammen. Bis 2025 sollen autonom fahrende Schiffe Realität werden. Eine Besatzung braucht es dann nicht mehr. Dank künstlicher Intelligenz soll sich zudem die Zahl der Unfälle drastisch reduzieren. Die Roboterschiffe sollen auch fähig sein, immer die effizienteste und sicherste Route einzuschlagen. Nicht nur Japan tüftelt an selbstfahrenden Schiffen. Der norwegische Düngemittelkonzern Yara will bereits 2018 ein elektrisch betriebenes Frachtschiff in Betrieb nehmen, vorerst allerdings noch mit einer Besatzung an Bord. Für Passagierschiffe gibt es derzeit keine ähnlichen bekannten Initiativen...

Teure Schweiz

Die «Sonntagszeitung» hat mal wieder das Preisniveau in der Schweiz unter die Lupe genommen. Fazit: Schweizer Preise sind 61 Prozent über dem EU-Schnitt.

So lagen die Preise für Nahrungsmittel lagen letztes Jahr in der Schweiz 73 Prozent über dem europäischen Mittel. Einzig in Norwegen war das Preisniveau (plus 63 Prozent) annähernd so hoch. Von den Nachbarländern lockt Deutschland mit den günstigsten Lebensmittelpreisen (plus 6 Prozent).

Bei den Dienstleistungen von Hotels und Restaurants wiederum figuriert die Schweiz 67 Prozent über dem EU-Schnitt und damit auf dem unrühmlichen ersten Platz. Österreich (plus 3) und Italien (plus 4) bewegen sich in diesem Sektor nahe am EU-Mittel. Am günstigsten nächtigen und tafeln Touristen auf dem Balkan. 

Bern vermarktet sich offensiv als Kongressstadt

Vergangene Woche hat die Stadt Bern zusammen mit Partnern eine Holding für Veranstaltungen und Kongresse gegründet, wie die «NZZ am Sonntag» weiter ausführt. Mit der Gesellschaft «Bern Welcome» rücken Standort- und Tourismusförderung zusammen. Dank dem Abbau administrativer Hürden soll der Aufwand für Veranstalter reduziert werden. Bisher hatten diese für die Durchführung eines Grossanlasses mit bis zu fünfzig Dienststellen zu tun. Mit «Bern Welcome» sollen nicht nur bestehende Events erhalten, sondern auch neue Veranstaltungen und Kongresse in die Hauptstadt geholt werden.

Die Vorstellungen der Verantwortlichen reichen von Sportveranstaltungen für Seniorinnen und Senioren oder Jugendliche bis zu einem Kulturfestival. Am meisten Wertschöpfung generierten grosse Kongresse, sagte ein Vertreter der Hotellerie an einer Medienkonferenz.

Graubünden erfindet sich neu

Laut «NZZ am Sonntag» wird die Bündner Regierung Ende Juni wesentlich über das Schicksal des Projekts «Graubünden Viva» bestimmen. Dieses will Hersteller von regionalen Nahrungsmitteln und Wein unter einem Dach vereinen sowie gemeinsame Logistik- und Vertriebskanäle schaffen. Hintergrund der Aktion ist, neue Standbeine für den Kanton zu schaffen, der sich zu stark vom Tourismus abhängig gemacht habe. Geplant sei, mit Firmen und Verbänden aus verschiedenen Sparten ein grosses Netz zu spinnen. So sollen etwa in Shops an den Einfallsachsen in den Kanton und in Bahnhofsbuffets der Rhätischen Bahn (RhB) die Produkte erhältlich sein.

Bündner Wirtschaftsvertreter und die Regierung hatten sich von einer Olympiakandidatur neuen Schwung erhofft. Die Winterspiele 2026 hätten dem kriselnden Tourismus und der Bauwirtschaft dringend benötigte Impulse verliehen, hatten die Befürworter vergeblich argumentiert. Rund 60 Prozent der kantonalen Stimmbevölkerung erteilten einer Olympia-Bewerbung im Februar aber eine Absage.

Pferd, Esel, Hund und Katze helfen beim Fliegen

Therapiehunde sind an Flughäfen in den USA so eine Art Trend: An mehr als 30 Airports beruhigen sie nervöse Passagiere. Der Flughafen im kalifornischen San Jose hat darüber hinaus eine Katze im Einsatz. San Francisco setzt auf ein Therapie-Schwein. Auch der Cincinnati/Northern Kentucky International Airport war an Hunden interessiert, entdeckte dann aber eine Alternative, schreibt die «Sonntagszeitung». Der Flughafen setzt auf Mini-Therapie-Pferde. Zwei der Tiere – Denver und Ruby – kommen zwei Mal im Monat zum Flughafen. Manche Reisenden erzählten, sie fühlten sich besser, ruhiger und könnten tief durchatmen im Kontakt mit den Tieren. Es soll sogar Passagiere geben, die ihre Flüge extra auf die Tage legen, an denen auch die Mini-Pferde da sind. Nun ist angedacht, bald auch Esel als Therapietiere einzusetzen. 

Slowenien – die unbekannte Schönheit

Eine Destination wird bei der «Sonntagszeitung» hervorgehoben: Slowenien. Das kleine Land zwischen Italien, Österreich und Kroatien – gerade mal halb so gross wie die Schweiz und mit lediglich zwei Millionen Einwohnern – ist zuletzt vor allem deshalb ins öffentliche Licht gerückt, weil Melania Trump, die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump, aus Slowenien stammt. Über diese Art von Werbung mag man geteilter Meinung sein. Sicher ist: Slowenien ist die Reise wert.

In der «Sonntagszeitung» wird vor allem einer der schönsten und malerischten Orte des Landes präsentiert: Der Bleder See. Das slowenische Bled liegt in einer Landschaft, wie sie Amerikaner und Asiaten von Europa erträumen: Das Wasser des kleinen Sees leuchtet türkisfarben vom Kalk der weissen Julischen Alpen, und mittendrin erhebt sich eine Insel, die einzige Sloweniens, die gerade genug Platz bietet für eine Kirche. Mariä Himmelfahrt, eine Wallfahrtskirche, steht seit 1465 hier auf einem Kalkfelsen, bekränzt von Bäumen.

Über den See wird man von stehenden Ruderern gebracht, nicht unähnlich den venezianischen Gondolieri. «Die Hälfte der Touristen, die ich zur Insel bringe, kommt aus Asien», sagt Klemen, einer dieser Ruderer, «und ein weiteres Drittel sind Italiener.» Er kann sich nicht erinnern, in diesem Jahr auch nur einen Schweizer übergesetzt zu haben. «Wir leben in einer verrückten Welt: Die Menschen kommen in Scharen vom anderen Ende des Planeten, aber die Europäer, die haben uns noch nicht entdeckt!»

(JCR)