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Gastautor Dominic Eckert (Dreamtime Travel, rechts) an der ATE 2017 mit Andrew Woodcock von Crikey Camper. Alle Bilder: Dominic Eckert

Die Schweiz punktet im unbekannten Australien

Dominic Eckert

Dominic Eckert, der Gründer von Dreamtime Travel, berichtet von der ATE in Sydney: Während die Chinesen den Massenmarkt dominieren, setzen abgelegenere Orte touristisch auf Abenteurer-Quellmärkte wie die Schweiz.

Dieses Jahr fand die grösste australische B2B-Reisemesse, die Australian Tourism Exchange (ATE), zum 38. Mal und wieder einmal in Sydney statt, wie schon 2015 und 2013 und weitere Male davor. Dennoch war es dieses Mal anders: Erstmals fand die ATE nämlich im brandneuen Messezentrum von Sydney statt, dem erst im Dezember 2016 eröffnete «International Convention Centre» (ICC).

Die brandneuen Hallen des für 1,5 Milliarden AUD-Dollar erbauten ICC Sydney bieten top Infrastruktur, sind grosszügig organisiert und die Lage direkt am Darling Harbour, im Herzen der Metropole, ist sehr attraktiv und praktisch. Die Messe selber: Wie üblich gut organisiert, mit gutem kulinarischem Angebot, strukturiert und übersichtlich. Seit der ATE in Cairns 2014 gibt es ja nur noch Standardstände – das ist aus meiner Sicht für eine B2B-Messe eine gute Lösung. Allerdings dürfen dadurch Camperanbieter ihre Fahrzeuge nicht mehr in die Messe bringen. Das finde ich schade und eine verpasste Chance der ATE, denn die Einkäufer haben sich die Fahrzeuge immer gerne angesehen.

Was ebenfalls wenig erfreulich ist: Auch Australien entwickelt sich langsam zum «Nanny State». Da stehen Heerscharen von Leuten die Dir sagen, wo Du durchlaufen musst oder darfst; wenn du beim abendlichen Event hinaus willst, um das Feuerwerk zu sehen, wird Dir das Glas Wein abgenommen; zahllose Schilder warnen vor allem Möglichen und Unmöglichen… Entspannte Atmosphäre ist anders, aber das ist vielleicht ein Zeichen der Zeit.

Starke Nachfrage für Australien

Das tut aber der generell guten Stimmung an der ATE keinen Abbruch. 2500 Delegierte aus über 30 Ländern sind in Sydney vor Ort: 800 Einkäufer von 548 Firmen weltweit treffen auf 1700 Anbieter von 555 australischen Tourismus-Unternehmen. Sowohl die Einkäufer als auch die Anbieter sprechen von einer guten Nachfrage; sowohl der australische Inland-Markt als auch die internationale Nachfrage boomen. Auch bei Dreamtime läuft Australien derzeit sehr gut und die Schweizer Kollegen, die ich in Sydney treffe, scheinen mit ihrem Australien-Geschäft ebenfalls zufrieden zu sein. Gesamthaft gesehen liegt das Wachstum aus der Schweiz laut Zahlen von Tourism Australia per Ende März 2017 bei 1,8% über dem Vorjahr; das ist prozentual weniger hoch als Deutschland oder die Niederlande, aber deutlich stärker als Frankreich oder Österreich. Per Ende März 2017 sind bereits 16‘800 Schweizer nach Australien gereist, damit liegt unser Land auf dem guten 21. Rang der wichtigsten weltweiten Quellmärkte Australiens.

Auf Rang 1 liegt Nachbar Neuseeland, auf Rang 2 hat sich bereits China etabliert, mit fast doppelt so hohen Einreisezahlen wie der drittgrösste (USA) und viertgrösste (Grossbritannien) Markt. Wobei der Tourismus aus China teils auch kritisch beäugt wird: Von den stark wachsenden Einreisezahlen aus China profitieren insbesondere Sydney, «Reef» (das Great Barrier Reef bzw. die Küste Queenslands) und «Rock» (der Ayers Rock und das Red Centre). Die weniger bekannten bzw. abgelegenen und wilderen Regionen bekommen vom Boom aus China noch wenig mit und setzen auf die traditionellen Märkte, zu denen auch die Schweiz gehört.

«Unbekannte» Produkte sind in der Schweiz beliebt

Man könnte also sagen: Je wilder und unberührter, desto wichtiger ist der Europäische und insbesondere der Schweizerische Markt. Die Schweizer sind dafür bekannt, dass sie gerne in unbekannte Regionen vorstossen und abenteuerlicher Reisen als Touristen aus anderen Quellenländern. Das wiederspiegelt sich auch in den Katalogangeboten der Schweizer Australien-Spezialisten.

Besonders für Westaustralien und Tasmanien ist die Schweiz somit wichtig. Aber auch Südaustralien, Victoria und das Northern Territory sind mit der Entwicklung aus dem Schweizer Quellmarkt zufrieden. Erfreulich in Westaustralien: Der sich abkühlende Minenboom führt dazu, dass dort der Fokus bei den Unterkünften wieder mehr auf Abnehmern aus dem touristischen Sektor liegt, sprich, dass die Preise langsam wieder vernünftiger sind.

Grundsätzlich ist das Produkte-Angebot in Australien weitgehend stabil. Es gibt dieses Jahr keine spektakulären Neuheiten oder Innovationen. Neu sind natürlich die eine oder andere neue Unterkunft, zum Teil auch aussergewöhnliche und spannende Hotelkonzepte. Viel Exposure haben natürlich die Hauptpartner der ATE, Tourism New South Wales und die Airline-Partner Virgin Australia und Etihad. Richtig auffällig ist aber nur die Zunahme an «Indigenous»-Produkten.  Vor ein paar Jahren konnte man diese Produkte an einer Hand abzählen. Heute liegt auf Touren und Begegnungen mit Ureinwohnern ein starker Fokus. Das grösste Angebot gibt es in Westaustralien und im Northern Territory, aber auch Queensland, New South Wales und Victoria offerieren immer mehr Indigenous Content.

Nach der ATE geht es für mich weiter nach Fidschi. Wenn man schon in dieser enfernten Weltregion ist, muss man davon profitieren, die angebotenen Produkte zu besuchen oder neue Produkte kennen zu lernen. Die enge Beziehung zu Ländern und Produkten in Ozeanien macht den Spezialisten aus!