Tourismuswelt

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Gastautor Robin Engel (l.) und Michael Bötschi von Knecht Reisen machten beim Mittwochs-Motto des Rendez-Vous Canada - «Western Wear Wednesday» - natürlich mit. Die Messe in der Cowboystadt im westlichen Kanada zog 1500 Teilnehmer aus aller Welt an. Alle Bilder: © Robin Engel

«Es ist mit weiteren starken Kanada-Jahren zu rechnen»

Robin Engel

Das 41. Rendez-Vous Canada ging diese Woche in Calgary über die Bühne. Und zeigte klar: Dem kanadischen Tourismus geht es blendend.

Calgary, die viertgrösste kanadische Stadt und das Tor zu den Rockies, war Schauplatz des 41. Rendez-Vous Canada (RVC), der wichtigsten Incoming-Messe des kanadischen Tourismus. Die Messe selbst wurde vom 9.-12. Mai durchgeführt; die meisten Teilnehmer hatten sich aber bereits im Vorfeld nach Kanada begeben, um entweder auf eigene Faust oder auf Einladung der grossen Incoming-Agenturen wie Jonview das Land näher zu erkunden. Manche bleiben sicherlich auch nach dem RVC; die Gastdestination selber lädt ja immer zu Famtrips rund um die Messe ein.

Wir, also Robin Engel und Michael Bötschi, das Nordamerika-Product-Manager-Gespann von Knecht Reisen, bildeten da keine Ausnahme. Da wir aber Calgary selbst und die in der Nähe gelegenen Nationalparks Banff und Jasper bereits gut kennen, entschieden wir uns, mal etwas weniger bekannte Städte und Regionen zu erkunden. So flogen wir nach Edmonton im Norden der Provinz Alberta. Die Provinzhauptstadt ist den Besuch durchaus wert – nicht nur wegen dem Eishockey-Team, sondern auch wegen den vielen Festivals, Museen und dem grössten Shoppingcenter Nordamerikas.

Anschliessend ging es per Mietwagen via dem Städtchen North Battleford in den Prince Albert Nationalpark, im Herzen der Provinz Saskatchewan. Diese Prärieprovinz ist touristisch noch recht wenig erschlossen. Im Prince Albert, einen von nur zwei Nationalparks in Saskatchewan, locken zahlreiche malerische Seen und vor allem die Präriebison-Herden. Anschliessend ging es via Saskatoon, mit 200‘000 Einwohnern die grösste Stadt – aber nicht Hauptstadt – von Saskatchewan, wieder zurück nach Alberta und dort nach Calgary.

Denn wir waren ja gekommen, um am Rendez-Vous Canada teilzunehmen, also um im Rahmen der zwölfminütigen Meetings Produkte einzukaufen, zu verhandeln, Neues zu hören, Kontakte zu pflegen und Ideen für die nächsten Kataloge zu sammeln. Nach dem Eröffnungsabend am 9. Mai im Hyatt Calgary ging es am Mittwoch früh los. Und dies gleich mit einem Motto: «Western Wear Wednesday». Zahlreiche Delegierte erschienen mit einem Stetson auf dem Kopf. Calgary ist schliesslich eine berühmte Rodeo-Stadt und am Rand der grossen Prärien, und demzufolge trotz ihrer Modernität immer noch eine «Cowboy-Stadt».

Der Fokus auf Asien

Am RVC selber fiel uns sofort die generell sehr positive Grundstimmung auf. Die Leistungsträger freuen sich über gute Zahlen und Auslastungen. Gründe hierfür sind sicherlich die momentan sehr attraktive Währungssituation, was einerseits den Quellmarkt im Nachbarland USA massiv angekurbelt hat und andererseits die Kanadier selbst dazu veranlasst, vermehrt im eigenen Land Ferien zu verbringen. Das ist für ausländische Reiseveranstalter nicht unbedingt «good news», denn so ist der kanadische Anbietermarkt weniger auf uns angewiesen und die Verfügbarkeiten für gewisse Hotels oder Leistungen kommen auch unter Druck. Und dass marketingseitig sowieso die «emerging markets» die meiste Aufmerksamkeit erhalten, ist klar. Auffallend war aber dieses Jahr, dass es zum ersten Mal eine eigene, ganze Reihe in der Messehalle gab, welche für den asiatischen Markt reserviert war, und dabei primär auf Delegierte aus China abzielte. Die Zahl der Delegierten aus China nimmt denn auch jedes Jahr deutlich zu.

Dasselbe kann man von der Delegation aus der Schweiz nicht gerade behaupten. Aus der Schweiz angereist sind nebst uns beiden noch vier Kollegen/Kolleginnen von Hotelplan, zwei von FTI sowie eine Mitarbeiterin des Berner Spezialisten Para Tours. Von Kuoni und TUI sind halt deutsche Vertreter anwesend. Jedenfalls war die Schweizer Delegation in anderen Jahren schon deutlich grösser.

Nischen werden immer mehr zu Trendzielen

Was die Top-Seller angeht, welche auch die grössten Auftritte am RVC haben, so sind dies unverändert die grossen Nationalparks, hier in Calgary natürlich allen voran Banff und Jasper. Daneben aber auch Vancouver Island oder die grossen Metropolen im Osten Kanadas. Man merkt aber, dass je länger je mehr der Fokus auf Repeater-Destinationen wie dem Yukon oder Atlantik-Kanada gelegt wird. Dazu kommen Provinzen wie eben Saskatchewan oder Manitoba, welche aufgrund der kaum mehr vorhandenen Verfügbarkeiten in den oben genannten «Massendestinationen» als Alternative interessant werden. Wir haben selbstverständlich die Kontakte zu den wichtigsten Partnern gepflegt, aber auch sehr interessante Gespräche mit neuen Anbietern aus weniger bekannten Regionen oder kleineren Attraktionen führen können.

Aufgrund des anhaltend tiefen Ölpreises gehen praktisch alle RVC-Teilnehmer davon aus, dass auch der Kanada-Dollar die nächsten Jahre hinweg tief bleiben dürfte, und deshalb mit starken Kanada-Jahren zu rechnen ist. Gesamthaft gesehen sind die Zahlen aus dem Schweizer Quellmarkt zwar stagnierend, bei rund 115‘000 Einreisen pro Jahr – an uns liegt die Stagnation aber nicht, wir verzeichnen anhaltend gute Zuwächse in Kanada.

Damit dies so bleibt, ist es sehr wichtig für uns von Knecht Reisen, uns bereits jetzt Gedanken zu allfälligen neuen Produkten und Destinationen sowie Partneraktivitäten im Schweizer Markt zu machen. Diverse Ideen und Kontakte haben sich diesbezüglich ergeben. Schon allein deshalb hat sich der Besuch des RVC im schönen Westkanada gelohnt. Dass das Wetter die ganzen Tage angenehm und sonnig war, hat natürlich auch nicht geschadet – schliesslich ist das Rahmenprogramm auch immer toll, so dass selbst Calgary-Kenner wie wir noch viel Neues entdecken durften.

Übrigens: Dass man jetzt ein elektronisches ETA braucht, um nach Kanada einzureisen, ist überhaupt kein Problem. Wir haben unseres lange im Vorfeld gelöst und haben nun für die nächsten fünf Jahre auch Ruhe damit. Für läppische 7 Canada-Dollar. Wenn das Rendez-Vous Canada nächstes Jahr in Halifax (Nova Scotia) steigt, müssen wir uns also nicht mehr darum kümmern.