Tourismuswelt

Sunday Press Swiss prüft kostenpflichtige Verpflegung auf Kurzstrecken

Airline-Themen dominieren: Es geht auch um Alitalia, den chinesischen C919 oder den Fluglärmstreit mit Deutschland. Aber auch Uber oder die Mehrwertsteuer der Schweizer Hotels beschäftigen die Medien. Wir haben wie immer für Sie zusammengefasst.

Und wieder einmal ist Genf das «Versuchslabor» der Swiss: Die Fluggesellschaft erwägt, Economy-Passagiere auf Europastrecken ab Genf künftig für Essen und Getränke zur Kasse zu bitten, steht in der «SonntagsZeitung». Zuvor hatte Swiss schon Handgepäck- und One-Way-Tarife für Europastrecken in Genf eingeführt - Konzepte, die später auf die ganze Airline ausgeweitet wurden. Swiss will die Pläne nicht öffentlich kommentieren. Klar ist nur, dass die kostenpflichtige Verpflegung ab Herbst eingeführt werden soll und eine Ausweitung auf den ganzen Airline-Betrieb «durchaus möglich» sei.

Wie diese kostenpflichtige Verpflegung konkret aussehen soll, ist noch nicht klar. Eine Arbeitsgruppe entwickle derzeit verschiedene Varianten, die von der Abgabe kleinster Snacks bis hin zur kompletten Abschaffung der Gratisgetränke und –snacks reicht. Bislang wurden je nach Flugdauer und Tageszeit kostenlos Schöggeli, Gipfeli, Sandwiches oder Quiches serviert.

Swiss muss in Genf sparen, weil der Standort bislang nur Verluste schrieb. Swiss-Chef Thomas Klühr will bis Ende 2018 eine schwarze Null erreichen, die Mutter Lufthansa macht Druck. Wird Swiss nicht profitabel, könnte der Standort an die Lufthansa-Billig-Airline Eurowings fallen. Die Abschaffung der kostenlosen Bordverpflegung könnte die finanzielle Lage etwas entspannen. Zumal der Schritt kein Tabu mehr ist: Mehrere etablierte Fluglinien haben ihn jüngst gewagt, darunter British Airways.

Swiss will auch bei den Piloten sparen - Easyjet nimmt's gelassen

Mit der Abschaffung der Gratis-Verpflegung würde die Swiss ihr Produkt weiter demjenigen des Platzhirsches in Genf, Easyjet, angleichen. Die «SonntagsZeitung» nimmt dies zum Anlass, um mit Thomas Haagensen, ‎Country Director Switzerland/Germany von Easyjet, zu sprechen. Dieser meint, kopiert zu werden sei ein Kompliment; er erinnert jedoch vor allem daran, dass das Geschäftsmodell von Easyjet nicht primär auf dem Angebot selbst, sondern auf extrem schlanken Strukturen des Unternehmens basiert, zu denen auch eine felxible Netzwerkplanung ohne Bedienung eines Haupt-Hubs gehört. Überdies seien Langstrecken-Billigflüge weiterhin kein Thema. «Während Easyjet konsequent die Tiefpreisstrategie fährt, versucht die Swiss erfolglos den Spagat zwischen Premium-Anbieter und Billig-Airline», konstatiert die «SonntagsZeitung».

Und bringt gleich noch eine weitere Keule: Offenbar mache die Swiss auch bei den Personalkosten Druck. So fordere das Management mit Hinweis auf die prekäre Lage in Genf einen Beitrag von den Swiss-Piloten. Sie verhandeln derzeit über einen Gesamtarbeitsvertrag. Weder die Swiss noch der Pilotenverband Aeropers wollten sich aber konkret zu den Verhandlungen äussern.

Alitalia vor dem Grounding?

Ebenfalls unter grossem Druck ist Alitalia, welche wie schon am letzten Wochenende wieder in den Schlagzeilen ist. Die schwer angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia hat der italienischen Regierung zufolge bis Ende Februar Schulden von rund drei Milliarden Euro angehäuft. Dazu gehörten kurzfristige Verbindlichkeiten von etwa 2,3 Milliarden Euro. «Alitalia steht kurz vor dem Grounding: der Schuldenberg ist milliardenhoch, Käufer sind keine in Sicht», hält die «Zentralschweiz am Sonntag» fest. Und Easyjets Thomas Haagensen darf sich in der «SonntagsZeitung» auch zum italienischen National Carrier äussern: Easyjet beobachte genau, was in Italien vor sich geht und was für Chancen ihr die Entwicklungen bieten können. «Aber unser Erfolg und unser Wachstum basieren in erster Linie auf einer stabilen und effizienten Kostenkontrolle und einem organischen Wachstum», hält er fest.

Monopol als Ursache für schlechten Service

Auch sonst dominieren Airline-Themen die Sonntagszeitungen. Die «NZZ am Sonntag» nimmt Bezug auf die jüngsten Vorfälle in US-Flugzeugen, wo Passagiere aus Flugzeugen geschleift werden, sich prügeln oder generell eher schlecht behandelt würden. Die Vorfälle zeigten, welch bizarrer Umgang mit Kunden in abgeschotteten Märkten gedeihen kann.

Besonders der Vorfall mit dem aus dem Flugzeug geschleiften Arzt zeige alle Probleme auf: Zunächst wurde der Vorfall beschönigt, mit Lügen, die in Zeiten von Social Media rasch entlarvt seien. Dass legal sei, Passagiere von Flügen auszuschliessen, helfe auch nicht, da dieses Gesetz – gedacht, um die Sicherheit an Bord unter allen Umständen zu wahren – offensichtlich missbraucht wurde. Und trotz schönen Werbebildern und Slogans fühlen sich laut «NZZ am Sonntag» die meisten Passagiere aller US-Airlines oft wie Schafe, angeblafft von gleichgültigem Personal und zusammengepfercht in eng gestuhlten fliegenden Büchsen. Doch ihnen bleibe oft keine andere Wahl, als diese Behandlung auf sich zu nehmen, denn in den USA herrscht auf vielen Strecken kaum Wettbewerb. Die drei grossen US-Fluggesellschaften haben das Land ziemlich säuberlich untereinander aufgeteilt. Diese komfortablen Monopole lassen die Preise steigen und den Kundenservice schrumpfen. Das sei auch politisch gewollt:  Ausländischen Airlines ist der Betrieb inneramerikanischer Strecken verboten. Das ist weltweit üblich in Luftfahrtmärkten.

Dabei könnte die amerikanische Kultur vom Geist der Gastlichkeit, wie sie etwa asiatische Airlines pflegen, durchaus profitieren. In Europa sei dies jedenfalls undenkbar: Die EU (inklusive Schweiz) hat ein verbindliches Regelwerk in Kraft, um Konflikte rund um unerfüllte Flugversprechen zu lösen. Damit machen die Kunden im Problemfall zwar keine grossen finanziellen Sprünge, doch ein krasser Übergriff wie bei United scheint wegen der klaren Bestimmungen undenkbar.

Fluglärmstreit und Datenkraken

Im «SonntagsBlick» fehlt es auch nicht an Airline-Themen. Zum einen wird der alte Fluglärmstreit zwischen der Schweiz und Deutschland aufgegriffen. Denn im April hat hat das Parlament von Baden-Württemberg sich gegen eine Massnahme ausgesprochen, die für Zürich wichtig wäre: Die «220. Durchführungsverordnung zur Regelung der Anflüge». Diese soll bessere Übersicht bei der Flugabwicklung und somit bessere Sicherheit für die Passagiere gewährleisten. Auf eine Inkraftsetzung in Deutschland wartet man aber hierzulande seit zwei Jahren. Die Süddeutschen wehren sich, weil sie da ein Hintertürchen für die Erhöhung der Flüge in Zürich sehen. Und wollen die Verordnung in Berlin gleich ganz abschiessen lassen.

Weiteres Konfliktpotenzial ortet der «SonntagsBlick» in der «Teilrevision 1+ des Luftfahrtgesetzes». Diese besagt, dass Airlines künftig während sechs Monaten alle Daten der Reisenden speichern müssen und diese bei Bedarf an Strafverfolgungsbehörden weitergeben müssen. Jetzt befürchten aber Datenschützer eine «Massenüberwachung», zumal die Daten «auf Verlangen» ausgehändigt werden und nicht klar sei, welche Behörden Anspruch auf die Daten haben. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) sieht es nicht so dramatisch, zumal Strafverfolgungsbehörden nur bei konkreten Anlässen die Listen anfordern würden. Was der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger wiederum trotzdem bedenklich findet. Für ihn müsse die Herausgabe von Daten nur für schwerwiegende strafbare Handlungen möglich sein. Aktuell sei kein Deliktkatalog vorhanden. Im kommenden Sommer wird abgestimmt. Die Swiss analysiert derweil, ob für die Datenspeicherung technische Neuerungen nötig wären.

Chinas Flugzeug am Start

Gleich mehreren Zeitungen ist es eine Meldung wert, dass Chinas selbst gebaute Passagiermaschine C919 erstmals in Schanghai abgehoben hat. Der staatliche Hersteller Comac bläst mit dem Flugzeug zum Angriff auf Airbus und Boeing. Allerdings: Das neue Flugzeug ist spät dran. Mindestens zwei bis drei Jahre wird Comac noch testen müssen, bevor sie bereit ist für den Massenmarkt. Es dürfte also noch dauern, bis Comac der dritte grosse Spieler im Markt der Flugzeugbauer wird.

Uber muss weiter kämpfen

Mal weg vom Flugbetrieb… Die «Zentralschweiz am Sonntag» hat das World Tourism Forum in Luzern abgedeckt, welches letzte Woche über die Bühne ging. Und dabei Interessantes zum umstrittenen Fahrdienst Uber gehört, der Alternative zu herkömmlichen Taxis mit Diensten in Zürich, Basel, Genf und Lausanne. «Wir verdoppeln in der Schweiz alle sechs Monate unser Geschäft», sagte Rasoul Jalali, Uber-General Manager in den DACH-Ländern. Dies, obwohl sich die Gewerkschaft Unia gegen den US-Riesen eingeschworen habe und Uber auch mit der Suva wegen den Anstellungsbedingungen seiner Fahrer im Clinch liege. Für die Versicherungsgesellschaft sind Uber-Fahrer Angestellte und keine Selbstständigen, also soll der Konzern Sozialversicherungsabgaben zahlen. Uber sieht dies anders, ist mit einer Einsprache aber bei der Suva abgeblitzt. Also kommt es zur gerichtlichen Auseinandersetzung, die bis vor Bundesgericht gehen könnte.

Angaben, ob Uber in der Schweiz mittlerweile profitabel ist, will Jalali keine machen, doch er sagt: «In Zürich haben wir gut 100 000 aktive Kunden, über 1000 Fahrer und im Durchschnitt dauert es viereinhalb Minuten, bis das Fahrzeug bei Ihnen ist.» Zudem wolle Uber sein Geschäftsmodell auf weitere Schweizer Städte ausweiten; Bern sei ebenso im Visier wie St. Gallen und Luzern.

Keine höhere Mehrwertsteuer für Hotels

Ebenfalls ein Thema in der «Zentralschweiz am Sonntag»: Die Schweizer Hotels sollen auch in Zukunft weniger Mehrwertsteuer zahlen als andere Betriebe. Der Nationalrat hat am Donnerstag beschlossen, den Sondersatz von 3,8 Prozent dauerhaft ins Gesetz zu schreiben. Dem Bund entgehen dadurch rund 200 Millionen Franken pro Jahr. Ursprünglich war der Sondersatz nicht als dauerhafte Lösung vorgesehen und das Steuerprivileg sollte nur um weitere zehn Jahre verlängert werden. Die Mehrheit des Nationalrats wollte jedoch Nägel mit Köpfen machen und den Sondersatz definitiv im Gesetz verankern. Die Linke kritisiert die Sonderbehandlung der Hotellerie unter dem Verweis, dass auch andere Branchen unter dem Strukturwandel und dem starken Franken leiden. Es wurde unter anderem einmal mehr der Schweizer Hotellerie fehlende Innovation und ein absurdes Marketing vorgeworfen. Es brauche Innovation in der Tourismuspolitik, nicht Subventionen. Dem hielten die Befürworter, allen voran Magdalena Martullo (SVP/ZH) dagegen, die Hotellerie sei eine Exportindustrie, im Gegensatz zu dieser zahle sie aber Mehrwertsteuer, was den Sondersatz rechtfertige. Zudem hätten 25 EU-Länder einen reduzierten Satz für die Hotellerie, es gehe also darum, einen Wettbewerbsnachteil zu verhindern.

Mehr Geld von Autofahrern?

Im «SonntagsBlick» äussert sich zudem TCS-Vizepräsident und FDP-Nationalrat Thierry Burkart dahingehend, dass man das System mit der Autobahnvignette überdenken müsse. Eine Autoreise an die Adria oder die Côte d’Azur koste viel mehr als die 40 Franken für die Vignette, die in der Schweiz auszurichten sind. Kurz: Ausländische Autofahrer bezahlen einen viel zu kleinen Beitrag an die Infrastruktur im Schweizer Individualverkehr. Burkart wird deswegen einen Vorstoss einreichen. Sein Vorschlag: Eine elektronische Vignette. Der Preis würde für alle erhöht, aber Schweizer Autofahrer könnten nachträglich einen Teil des Preises durch eine Reduktion der Motorfahrzeugsteuer erstattet kriegen. So ist dies auch in Deutschland geplant. Widerstand im Parlament ist Burkart sicher: So will etwa die SP die Einführung der elektronischen Vignette mit ökologischen Aspekten verknüpfen.

Vermischte Meldungen

Des Weiteren erinnert die «SonntagsZeitung» daran, dass am 13. Mai das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in Kiew steigt. Die ukrainische Hauptstadt könnte von den erwarteten 200 Millionen TV-Zuschauern durchaus touristisch profitieren, doch wird der ESC wie so oft von politischen Ereignissen überschattet. Diesmal ist es der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der den Song Contest prägt. Russland hat abgesagt, Kandidatin Julia Samoilowa kommt nicht. Und aus Angst vor Auseinandersetzungen patrouillieren während dem ESC 10‘000 Polizisten die Stadt, 7000 Videokameras halten alles fest. So friedlich es in Kiew derzeit sein mag: Die Spannungen rund um den ESC schaden dem Anlass. Dass ein australischer Kandidat namens Isaiah, ein junger Aborigine, gute Chancen auf den Sieg hat und es im Falle seines Sieges dazu käme, dass der nächste ESC am anderen Ende der Welt stattfindet, ist für die «SonntagsZeitung» jedenfalls eine «vielleicht gute Alternative».

Im Bund Reisen der Sonntagszeitung gibt es zudem Berichte über einen einwöchigen Segeltörn durch die Adria, von Venedig nach Kroatien, sowie über das Hotel Eden in Spiez, welches nicht mehr nur auf alleinreisende Gäste fokussiert, und über die kinderfreundliche Churburg im VInschgau. Dazu gibt es noch eine grössere Reportage dazu, wie sich Wien erfolgreich als Design-Stadt positionieren konnte.

Und bei der «NZZ am Sonntag» wird der vierte Teil der Serie «Reiseträume» abgehandelt. Dabei geht es um ein Solothurner Ehepaar mit zwei Kleinkindern und einem Hund, welches ihr Haus verkauft und die Jobs gekündigt hat und mit dem Wohnmobil in Übersee für unbestimmte Zeit unterwegs ist. In dieser Episode geht um einen Notfall in Zentralamerika und eine «positive Überraschung» in Form des Reiselandes Belize. Besonders toll: «Arztbesuch wie auch Medikamente waren für uns Touristen kostenlos.» Dafür sei das Wohnmobil für nicht geteerte Strassen in abgelegene Gebiete ungeeignet. First World Problems, also.

(JCR)