Tourismuswelt

CEO Martin Barth leitet die Geschicke des World Tourism Forum Lucerne. Bild: Sandra Blaser Photography

«Es braucht die nächste Generation, um über die Zukunft der Branche zu reden»

Gregor Waser

Am 4. und 5. Mai 2017 erfolgt das World Tourism Forum Lucerne. Der CEO des Forums, Martin Barth, spricht im Interview über die brisanten Themen, die geplante Expansion und das prominente Teilnehmerfeld.

Herr Barth, in gut drei Monaten kommt es zum nächsten World Tourism Forum Lucerne. Wo liegen die Programm-Schwerpunkte?

Martin Barth: Das diesjährige Forum steht unter dem Titel «Stay relevant in uncertain times!». Wir wollen uns der Frage widmen, wie wir als Organisation, Destination, Unternehmen oder sogar Land in dieser sich schnell ändernden Welt bedeutend bleiben können. Dabei soll insbesondere untersucht werden, welche Auswirkungen diese Veränderungen auf die nachhaltige Entwicklung, die Förderung von Nachwuchskräften und die Innovationsförderung hat. Diese drei Themen sind es nämlich, denen das World Tourism Forum Lucerne bei all seinen Aktivitäten immer besonderes Augenmerk schenken will. Gleichzeitig muss man in dieser dynamischen Welt offen sein, um Themen auch kurzfristig noch aufnehmen zu können

Wie schwierig ist es, ein prominentes Teilnehmerfeld zu garantieren?

Natürlich hilft es uns, dass wir von Jahr zu Jahr bekannter werden und viele Leute mittlerweile auf uns direkt zukommen. Unsere Strategie war es von Anfang an, dass wir keine Verkaufsplattform sind, sondern die strategische Ebene ansprechen, also Minister, CEOs, Investoren und Professoren. Dazu kommt die nächste Generation. Die braucht es, wenn wir über die Zukunft der Branche reden.

Wie hat sich das WTFL seit 2009 entwickelt?

Seit unserem ersten Anlass im Verkehrshaus Luzern ist es uns wichtig, dass wir eine Plattform sind, die sowohl die Politik als auch die Wirtschaft anspricht. Auch innerhalb des Tourismusindustrie legen wir grossen Wert darauf, dass alle Sektoren am Tisch sitzen: Airlines, Reedereien, Destinationen, Hotellerie und Tour Operator. Unser Kredo lautet «bridging the silos».

Stehen Änderungen in Ihrer Organisation an?

Zunächst sind wir mit einem Zwei-Jahres-Rhythmus gestartet: 2009, 11, 13, 15, 17. Wir haben uns nun aber für einen jährlichen Rhythmus entschieden und dass wir als Weltanlass auch im Ausland präsent sein wollen. Die Idee entstand 2013 als chinesische Vertreter auf uns zukamen und Interesse zeigten, den Anlass in China auszutragen. Mit der Expansion nach China wurde auch eine neue Struktur notwendig. Das Forum ist neu eine AG. 2018 kommt es zur ersten Austragung des WTFL in China, wir stehen in der Abklärung der letzten Details.

«Alle Sektoren sollen am Tisch sitzen: Airlines, Reedereien, Destinationen, Hotellerie, Tour Operator. Unser Kredo lautet <bridging the silos>»

Was hat sie zu diesem Schritt ins Ausland bewogen?

Wir wollen für unsere Partner, Sponsoren und Teilnehmer neue Anreize schaffen. Ab 2018 sind wir nun immer in den geraden Jahren in China. In ungeraden Jahren wird das Forum in Luzern bleiben. Ergänzt werden die jährlichen grossen Foren durch selektive Aktivitäten im Ausland, wie das bereits im São Paulo, Baku und Peking stattgefunden hat. Auch andere Länder, etwa Australien, Kanada, Indonesien, Indien und solche aus Afrika haben ihr Interesse signalisiert. Seit 2015 besteht nämlich die Möglichkeit, dass sich ein Land beziehungsweise eine Destination als Gastland präsentiert. Daneben wollen wir unsere Anlässe immer auf unsere Hauptthemen Talents, Innovation und Sustainable Development ausrichten.

Stehen 2017 konzeptionelle Neuerungen an?

Wir haben ein Start-Up Innovation Camp lanciert. Start-Ups können sich hierzu bis Ende Februar anmelden und kommen zunächst auf eine Shortlist. Die Besten werden dann nach Luzern eingeladen. Es geht darum, diese Start-Ups zu fördern, sie mit CEOs zusammenzubringen und neue Inputs zu sammeln. Weiter werden wir vermehrt Elemente einsetzen, welche die Teilnehmenden zum Austausch bewegen. Schliesslich werden wir immer wieder andere Industrien zu Wort kommen lassen. «The secret of learning from other industries» lautet hier das Konzept.

Ihr Forum ist bekannt für aktuelle Studien. Welche Erkenntnisse wird man in diesem Jahr erfahren?

Wir werden drei Studien verfassen. Bei der ersten geht es um Destinationen, die unter Druck stehen. Die Frage wird beantwortet, wie trotz Massentourismus die Qualität hoch gehalten werden kann. Die zweite Studie richtet sich an den Aviation-Bereich und wie sich dieser Industriezweig künftig aufstellen muss, um auch für junge Leute attraktiv zu sein. Die dritte Studie nimmt sich dem Sicherheitsthema an.

Welches werden die wichtigsten Exponenten und Gäste am diesjährigen Forum sein?

Gespannt sein darf man sicher auf den Auftritt von Bestseller-Autor Simon Anholt, weltweit bekannter national identity Experte. Er ist bekannt dafür, dass er Klartext spricht. Die Liste prominenter Teilnehmer ist lang, von Taleb Rifai (UNWTO), Puneet Chhatwal (Deutsche Hospitality), Jason Fox (The Cleverness) bis Alexandre de Juniac (IATA) oder Ann Sherry (Carnival Cruise) und vielen mehr.