Tourismuswelt

Sunday Press Streit um das SBB-GA ist voll entbrannt

SBB-Präsidentin Monika Ribar verteidigt Pläne für ein neues Tarifsystem – und bei Kuoni macht sich Frustration breit.

Der öffentliche Verkehr bzw. die Debatte um die Zukunft des SBB-Generalabonnements sind ein Schwerpunktthema in den heutigen Sonntagsmedien. Im grossen Wocheninterview der „SonntagsZeitung“ skizziert die neue Präsidentin des SBB-Verwaltungsrates Ideen für ein neues Tarifsystem. Wie Monika Ribar allerdings den Spagat zwischen der Beibehaltung des GA („genial einfacher Zugang zum öffentlichen Verkehr“) und einem fairen neuen System schaffen will, bleibt vage.

Klar ist nur: Bis die Pläne überhaupt umgesetzt werden können, wird es noch mindestens zehn Jahre dauern. Im gleichen Interview kündigt Ribar an, dass „in nächster Zeit“ die Schritte zur Senkung des Personalbestandes bei den SBB kommuniziert werden. Eigentlich habe man dies schon vor „ein paar Monaten“ machen wollen, sei „aber etwas in Verzug“ gekommen. Weshalb? „Ich will durchdachte Massnahmen und keine Schnellschüsse.“ Ob sie Näheres zu den Abbauplänen sagen könne? „Nein, das wäre verfrüht.“ Überdies gebe es „noch viele andere Massnahmen, um die Kosten zu senken.“

In der „Schweiz am Sonntag“ kommen Politiker und Fachleute zu Wort, welche die von der SBB-Führung angestrebte Abschaffung des GA’s kritisieren. Stefan Engler, Bündner CVP-Ständerat, bezeichnet das GA als „ein Erfolgsmodell des Schweizer öV“. Dieses über Bord zu werfen, ohne „funktionierende bessere Alternative“ sei ein „Spiel mit dem Feuer beziehungsweise mit dem Kunden“.

Auch Ueli Stückelberger als Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV) wehrt sich gegen die SBB-Pläne. „Das GA soll in seiner heutigen Form erhalten bleiben“, sagt er. Es längen keine Branchenentscheide vor, es abzuschaffen. Herausgeber des GA sind nicht die SBB, sondern der VöV, dem Zusammenschluss der Schweizer öV-Betriebe. Im Gegensatz zu Ribar ist Stückelberger auch nicht der Meinung, „dass das GA zu günstig ist“. Viele Kunden kauften das GA nur aus Komfortgründen. „Sie dürfen wir nicht verlieren.“ Trotzdem: Das automatische Ticketing wird in der einen oder andern Form kommen und die heutigen, teuren Vertriebskanäle ablösen. Andreas Flury, Präsident des Tarifverbunds Nordwestschweiz, bestätigt aber, dass ein Wechsel vor 2025 „aber kaum möglich sein wird“.

SBB bangen um den Fahrplan im Gotthard-Basistunnel

Laut „NZZ am Sonntag“ kämpfen die SBB-Ingenieure im Neat-Tunnel „mit einem gravierenden Problem“. Angeblich kommen die Züge bei den Testfahrten nicht auf die vorgesehen Geschwindigkeit von 200 km/h. Der Grund dafür sei eine Luftsäule, welche die Kompositionen vor sich herschieben, die sie zu viel Energie kostet. Aus Kostengründen sei der Gotthard-Basistunnel um 10 Prozent enger gebaut worden als der Lötschbergtunnel. Und weil es keine Abzugsrohre gebe, könne die Luft nicht entweichen. Zudem würden die langsameren Güterzüge die Luftmassen abbremsen. Ab morgen Montag wollen die SBB mit weiteren Testfahrten herausfinden, ob sich der Fahrplan, der ab Dezember gelten soll, einhalten lässt. Die Zeitung zitiert einen anonymen „SBB-Fahrplanspezialisten“, der von „hohen Risiken“ spricht, mit denen sich die Bahnen auseinandersetzen müssten. Eine offizielle Stellungnahme der SBB zu den Befürchtungen fehlt allerdings.

"Der neue Kuoni-Chef hat sich noch nie gezeigt“

„Mitarbeiter sitzen unbeschäftigt herum, der neue Chef hat sich noch nie gezeigt.“ Mit diesem Untertitel fasst die „SonntagsZeitung“ den Gemütszustand bei den Kuoni-Mitarbeitern zusammen, ein gutes Jahr nachdem das Schweizer Reisebürogeschäft an die Rewe-Tochter DER verkauft wurde. „Statt den Turbo zu zünden und Kuoni rasch auf Vordermann zu trimmen“, so die SoZ, „lassen sich die Deutschen erstaunlich viel Zeit mit ihrer Schweiz-Tochter. Das sorge für Missmut unter den gut 1200 Kuoni-Angestellten.

„Der Frust ist gross“, wird ein Mitarbeiter zitiert. Die Stimmung sei „miserabel“. Schlecht komme in der Belegschaft auch an, dass der designierte neue Chef, Dieter Zümpel, sich noch nie an seinem neuen Arbeitsort habe blicken lassen, obwohl die Geschäfte in der Reisebranche „so schlecht wie noch nie“ laufen und Kuoni mitten in einer Restrukturierung stecke. Ein Sprecher entschuldigt Zümpel, der noch bei Alltours Flugreisen unter Vertrag steht und deshalb noch nicht aktiv werden kann. Gebeutelt werde Kuoni zudem von Informatikproblemen mit dem Reservierungssystem von DER Touristik.

Pontresina läuft es besser als St. Moritz

Im Wirtschaftsteil der „Schweiz am Sonntag“ findet sich ein interessanter Vergleich. Nur zehn Kilometer voneinander entfernt liegen Pontresina und St. Moritz. Während der mondäne Kurort im Oberengadin mit grossen Einbussen an Besuchern zu kämpfen hat, verzeichnet Pontresina „mit familiärer Freundlichkeit und vielen Stammgästen“ in der Sommersaison steigende Übernachtungszahlen. Deshalb seien auch die Läden und Restaurant an der „Shopping-Meile“ Via Maistra in Pontresina „bestens frequentiert“, das Angebot „vielfältig und unaufgeregt“.

In St. Moritz dagegen, wo früher der Jetset „das Geld mit vollen Händen“ ausgegeben habe, herrsche zurzeit Ernüchterung. Viele leer stehende Ladenlokale zeigten das Dilemma. „Der Tourismus ist eingebrochen, gleichzeitig verharren die Boden- und Mitpreise auf Topniveau. Immer mehr Shops müssen aufgeben.“ Für den Direktor von Schweiz Tourismus, Jürg Schmid, ist Pontresina ein „gelungenes Beispiel dafür, wie der alpine Schweizer Tourismus auch künftig erfolgreich sein kann.“

Kreuzfahrtschiffe als Dreckschleudern

Die „NZZ am Sonntag“ berichtet in ihrem Wirtschaftsteil über eine Studie des deutschen Naturschutzbundes Nabu, welche die Schattenseiten von Kreuzfahrtreisen aufzeigt. Der Verein hat Abgasreinigung, Treibstoffe und Stromversorgung der Schiffe im Hafen untersucht und kommt zum Schluss, dass auf keinem der europäischen Kreuzfahrtschiffe eine Reise aus Umwelt- und Gesundheitssicht „uneingeschränkt empfehlenswert“ sei.

Das Hauptproblem: Die meisten eingesetzten Schiffe fahren mit Schweröl, das hohe Anteile an Schwefel, Asche und Schwermetallen enthält. Die Abgase der Ozeanriesen sind viel höher mit Schwefeldioxid, Stickoxid und Partikeln belastet als Diesel-Lastwagen. Die Vereinigung der Kreuzfahrt-Reedereien verweist darauf, dass die Branche in den letzten Jahren mehr als eine Milliarde Euro in Umwelttechnologien investiert habe. Diese Umrüstung sei aber „nicht von heute auf morgen möglich“.

(HPB)