Tourismuswelt

So war der StudyTrip@Sea 2025 der HFT und HFW Luzern
Ohne Zweifel: Das vom renommierten und bestens vernetzten Wirtschaftsexperten, Unternehmensberater und BZLU-Dozenten Thomas P. Illes vor einigen Jahren initiierte StudyTrip@Sea-Programm verbindet Erlebnis und Expertise auf eine Weise, die international und branchenweit ihresgleichen sucht. Es ist sowohl für Wirtschafts- als auch für Tourismusstudierende von grosser Bedeutung.
Die globale Hochseeschifffahrt und maritime Industrie zählen zu den komplexesten, dynamischsten und am stärksten vernetzten Sektoren weltweit. Sie stehen nicht nur für wirtschaftliche Relevanz und touristische Vielfalt, sondern zunehmend auch für tiefgreifende ökologische, regulatorische und geopolitische Herausforderungen.
Genau hier setzt das mittlerweile fest etablierte Auslandsseminar des BZLU Bildungszentrums Luzern an, das als Training für vernetztes Denken und praxisnahe Kompetenzen konzipiert ist. Es führte letzte Woche Studierende der HFT Höheren Fachschule Tourismus Luzern und der HFW Höheren Fachschule Wirtschaft Luzern auf eine gemeinsame sechstägige, intensive Lernreise vom deutschen Ostseebad Travemünde über Helsinki und Stockholm bis ins estnische Tallinn.
Auftakt mit Tiefgang im Maritim Strandhotel Travemünde
Zum Auftakt lud Hoteldirektor Thomas Liedl, der im Verlauf seiner internationalen Karriere auch eine berufliche Station in Luzern innehatte und sich dieser Stadt laut eigenen Worten bis heute besonders verbunden fühlt, die Studierenden zu einem grosszügigen und reichhaltigen Abendbuffet im Maritim Strandhotel Travemünde ein.

Das markante 36-stöckige Hochhaus weist mit seiner einmaligen Lage mit bestem Blick auf die Lübecker Bucht und den regen Schiffsverkehr in der Mündung der Trave auch gleichzeitig den Schiffen als höchstes Leuchtfeuer Europas den Weg. Mit ihren komfortablen Zimmern, Suiten und Gesellschaftsräumen, hochklassigen Restaurants, grosszügigen Wellnessbereichen und attraktiven Bars gelten die Maritim Hotels als Aushängeschild der deutschen First Class Hotellerie.
Als gleichzeitig bedeutendster privater Anbieter von Kongress- und Tagungsmöglichkeiten in Deutschland verfügt die Gruppe über eine optimale Infrastruktur für Veranstaltungen aller Art – wovon auch der StudyTrip@Sea 2025 profitierte: Im modernen Konferenzbereich erhielten die Studierenden zunächst spannende Einblicke in die Unternehmenswelt der Maritim Gruppe, gefolgt von einer ergänzenden Präsentation zu Finnlines – jener Fährgesellschaft, die sie im weiteren Verlauf der Reise auf die Ostsee führen sollte.
Die zur italienischen Grimaldi Group gehörende Reederei hat ihren Sitz in Helsinki und ist auf Fracht- und Passagierverkehre im Ostseeraum sowie zwischen Nordeuropa und dem übrigen europäischen Festland spezialisiert. Als Teil eines weltweiten Logistiknetzwerks spielt sie eine Schlüsselrolle bei der maritimen Anbindung europäischer und globaler Märkte.
Hochkarätig besetzte Q&A’s
Danach folgte ein erstes spannendes Panel, in dem Hoteldirektor Thomas Liedl, Benoît Surin, Sales, Marketing & Customer Service Manager DACH, Benelux & Poland / Team Leader Passenger Services Germany, Finnlines Deutschland GmbH und «Special Guest» Stefan Krüllmann, Maritime Business Developer und Chair des Nautical Institute Germany, zentrale Fragen rund um Karriere, Leadership, Teamfähigkeit, Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung diskutierten – Themen, die für Nachwuchskräfte beider Fachrichtungen eine entscheidende Rolle spielen. Entsprechend viele Fragen kamen auch aus den Reihen der Studierenden.

Darüber hinaus erfuhren sie, dass Finnlines ab 2028 auf der Route Travemünde–Helsinki drei neue Fähren mit rund 240 Metern Länge, Platz für etwa 1100 Passagiere und über 5100 Lademetern Fracht einsetzen will. Damit verdoppelt sich die Aufnahmekapazität für Passagiere nahezu, während die Frachtkapazität um mehr als 20 Prozent steigt – eine Entwicklung, die nicht nur umwelttechnologische Innovationen mit sich bringt, sondern auch mit deutlich erweiterten, modern und stilvoll gestalteten Passagiereinrichtungen aufwartet.
Durch die höhere Passagierzahl gewinnen künftig Angebote wie Mini-Cruises und der touristische Erlebnisaspekt der Überfahrten stärker an Bedeutung, was gleichzeitig erhebliche Anforderungen an Vertrieb und Marketing stellt.
Ebenso im Fokus: der Umgang mit geopolitischer Unsicherheit, Fachkräftemangel, Employer Branding, Work-Life-Balance sowie die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Berufsalltag. Die Panelgäste gaben praxisnahe Einblicke und ermutigten die Studierenden, sich aktiv mit den Anforderungen eines sich rasant wandelnden Wirtschaftsumfelds auseinanderzusetzen, vermehrt den Mut zu Eigeninitiative und selbstständigem Handeln aufzubringen, an ihrer Auftritts- und Wirkungskompetenz zu arbeiten sowie Verantwortung zu übernehmen.
Lernen an Bord – zwischen Maschinenraum und Brücke
Anschliessend ging es auf See: Zunächst auf Finnlines’ kombinierte Fracht- und Passagierfähre Finnlady für die gut 30-stündige Überfahrt in die 1200 Kilometer entfernte finnische Hauptstadt Helsinki, die kürzlich laut Global Destination Sustainability (GDS) Index bereits zum zweiten Mal in Folge zum nachhaltigsten Reiseziel der Welt ernannt wurde.
An Bord gewährten Kapitän Pekka Stenvik und Purser Markus Jussila zusammen mit der die Gruppe begleitenden Frauke Werner, Capacity & Yield Manager bei Finnlines, Einblicke in die Reedereistrategie sowie zu Arbeitsabläufen auf der Brücke und zu erfolgreichem Teamwork auf einem technologisch komplexen Hochseeschiff.

Nächste Station war die luxuriöse Kreuzfahrtfähre Silja Symphony von Tallink Silja Line für eine Zwei-Nächte-Minicruise von Helsinki nach Stockholm und zurück.
Die estnische Tallink Grupp mit Hauptsitz in Tallinn zählt mit einer Flotte von rund einem Dutzend modernen Fähren und Kreuzfahrtfähren zu den führenden Passagier- und Frachtreedereien im Ostseeraum. Die Reederei verbindet in ihrer Strategie hohe Frequenz und Zuverlässigkeit im Linienverkehr mit Komfort, Nachhaltigkeit und kontinuierlicher Innovation im Service- und Bordangebot.

Die Silja Symphony war für die Studierenden zum einen aufgrund ihres breiten Unterhaltungs-, Shopping- und Gastroangebots von besonderem Interesse. Gleichzeitig war das Schiff zusammen mit der auf der gleichen Strecke verkehrende Schwester Silja Serenade technologisch, designmässig und operativ in vielerlei Hinsicht Wegbereiter der modernen Kreuzfahrt und bei ihrer Indienststellung 1991 eine echte Sensation in der Passagierschifffahrt und setzt auch heute noch Massstäbe in der Fährschifffahrt.

Ein absolutes Highlight und von den Studierenden besonders geschätzt waren die Besuche auf der Brücke und im Maschinenraum unter der Leitung von Kapitän Tobias Magnusson. Dort standen Themen wie Führungsstile, Teamarbeit, Sicherheitskultur und Kommunikation im Zentrum und boten einen authentischen Einblick in das Konzept des Bridge und Crew Resource Managements (BRM/CRM) – ein integratives Führungs- und Managementprinzip, das Hierarchie und Teamarbeit gezielt verbindet, um Sicherheit, Effizienz und Entscheidungsqualität in komplexen, dynamischen Umgebungen zu optimieren.
Es beruht auf einem fein austarierten Zusammenspiel aus klarer Rollen- und Verantwortungsstruktur bei gleichzeitig kollegialer Teamorientierung, vertrauensvoller Zusammenarbeit, einer offenen Fehler- und Lernkultur, aktiver «Speak-up»-Mentalität, ausgeprägter «Situational Awareness» (Situationsbewusstsein) und sorgfältiger wechselseitiger Kontrolle. Ursprünglich in der Luft- und Schifffahrt entwickelt, findet BRM/CRM heute zunehmend auch in anderen sicherheitskritischen Bereichen wie der Medizin Anwendung.

Seminarleiter Thomas P. Illes vermittelt diese Prinzipien als Führungs- und Kommunikationscoach gelmässig in seinen Managementseminaren und machte praxisnah deutlich, wie sich BRM/CRM-Ansätze auch auf Unternehmen unterschiedlichster Branchen an Land übertragen lassen. Ein wertvoller Impuls, der den Studierenden zeigte, warum deren Verständnis gerade auch im Wirtschafts- und Tourismussektor von elementarer Bedeutung sein kann.
Solche exklusiven Einblicke in sicherheitsrelevante Bereiche hinter den Kulissen – und das im laufenden Betrieb, etwa während des anspruchsvollen abendlichen Navigierens in einem der komplexesten Fahrtgebiete der Welt – sind unter den heutigen strengen Sicherheitsrestriktionen eine absolute Ausnahme und unterstreichen eindrucksvoll den exklusiven Charakter des BZLU-StudyTrip@Sea-Formats.
Auch dieser Umstand war für die Studierenden ein wertvoller Lernschritt. Er machte anschaulich und greifbar deutlich, wie entscheidend der Aufbau und die Pflege eines starken, verlässlichen Netzwerks mit persönlichen, von gegenseitigem Vertrauen geprägten Beziehungen für die Realisierung erfolgreicher Projekte sind und in der Praxis positive Auswirkungen haben.
Nach der erneuten Ankunft in Helsinki stand zunächst ein Besuch mit Mittagslunch im Home Hotel Jugend im lebendigen Design District auf dem Programm. Dort tauschten sich die Studierenden mit der ehemaligen Schiffs-Hotel-Managerin und jetzigen General Managerin Klaide Roschier zu Themen wie Hotelführung, Marketing, HR und Rebranding-Prozesse aus.
Das stilvolle Boutiquehotel in einem 1903 errichteten Jugendstil-«Steinschloss» mit markantem Turm, das ursprünglich als Studentenhaus der damaligen Polytechnischen Hochschule diente, gehört heute zur skandinavischen Strawberry-Gruppe, einem der führenden Hospitality-Unternehmen Nordeuropas mit über 225 Hotels, und richtet sich mit seinem urban-kreativen Design und historischen Charme an design- und kulturbewusste Städtereisende, Geschäftsreisende und jüngere Zielgruppen.

Im Anschluss führte der Weg zum Westhafen Helsinkis, wo mit der modernen, LNG-betriebenen Shuttle-Fähre Megastar – und damit dem dritten Schiffskonzept der Reise – die etwa zweistündige Überfahrt in die estnische Hauptstadt Tallinn begann.
Mit Verkaufsflächen von rund 2800 Quadratmetern gilt das neuste Flottenmitglied der Tallink Grupp als grösstes schwimmendes Shoppingcenter auf der Ostsee – ein Titel, der sich auf ihre einzigartige Stellung im maritimen Reiseverkehr bezieht. Tallink zählt mit seinem umfangreichen Duty-Free-Angebot seit Jahren zu den weltweit führenden Travel-Retail-Anbietern und rangierte 2023 mit einem geschätzten Umsatz von rund 293 Millionen Euro auf Platz 20 der globalen Rangliste – eine Position, die sonst fast ausschliesslich von internationalen Flughäfen dominiert wird.
Besonders bemerkenswert: Tallink hat nicht nur als einzige Reederei überhaupt den Sprung in die Top 20 geschafft, sondern ist zugleich auch der einzige europäische Anbieter auf dieser Liste.
Interaktives Lernen von und mit Profis
Das Seminarprogramm ging weit über klassische Vorträge und Unterrichtseinheiten hinaus und setzte stark auf aktive Beteiligung: So organisierten und moderierten die Studierenden engagiert eigene Panels zum erlebten Thema Bridge/Crew Resource Management als Führungs-, Management- und Teambildungsinstrument. Dabei diskutierten sie zentrale Prinzipien, Anwendungsmöglichkeiten in ihren eigenen Betrieben an Land sowie mögliche Grenzen im beruflichen Alltag und brachten konkrete Beispiele aus Praxis und Studium ein.

Die Diskussionen wurden durch weitere Q&A-Sessions mit prominenten Fach- und Führungskräften der Tallink Gruppe vertieft und abgerundet. Dabei standen nicht nur fachliche Inputs im Mittelpunkt, sondern auch die persönlichen Karrierewege von zum Beispiel Legal Counsel Nea Kuusinen, Communications Director Meelis Kompus, Internal Communications Manager Aneth Kilumets sowie Ilona Litvinova, Head of Sales Tallink Hotels. Die Expertinnen und Experten gaben wertvolle Tipps, wie man die eigene Berufung findet und sich durch regelmässiges Verlassen der Komfortzone persönlich wie auch beruflich gezielt weiterentwickeln kann.

Ein zentrales Anliegen des Seminars war es auch, hochaktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Emissionsreduktion, technische Innovationen, internationale Gesetzgebungen sowie die jüngsten Entwicklungen bei der in London ansässigen International Maritime Organization (IMO), der Schifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen, zu beleuchten. Dabei wurde auch kritisch reflektiert, wie machtpolitische Interessen – etwa die soeben erfolgte Blockade globaler CO₂-Bepreisungsmechanismen – den Fortschritt im maritimen Klimaschutz beeinflussen.
Lernen mit Erlebnisfaktor – ein Format mit Alleinstellungscharakter
Trotz des intensiven Lernprogramms mit zahlreichen anspruchsvollen Unterrichtseinheiten blieb – davon zeugten die stets positive Stimmung und die vielen fröhlichen Gesichter – ausreichend Zeit, das Seminar auch als bereicherndes Reiseerlebnis zu geniessen.
Bei mehrheitlich sonnigem Herbstwetter boten sich eindrucksvolle Ausblicke auf die nordischen Schärenlandschaften, und während der freien Phasen in Helsinki, Stockholm und Tallinn konnten die Studierenden die Vielfalt und den Charakter dieser sehr unterschiedlichen Städte individuell auf eigene Faust erkunden. Die gemeinsame Zeit an Bord und an Land förderte dabei nicht nur den fachlichen Austausch, sondern liess auch neue Freundschaften zwischen den Studierenden beider Bildungsgänge entstehen.

«Die Kombination aus praxisnaher Wissensvermittlung, direktem Austausch mit Branchenexpertinnen und -experten und der Einbettung in ein reales Arbeitsumfeld macht dieses Programm wirklich einzigartig», betont Patrick Rüedi, Inhaber und CEO des BZLU Bildungszentrums Luzern. Und Sarah Rüedi, Mitinhaberin sowie Verantwortliche für Branding und Qualität fügt hinzu: «Unsere Studierenden erhalten hier einmalige Erkenntnisse, wie sie sie in dieser Form an kaum einer anderen Bildungsinstitutionen bekommen – und die sie unmittelbar in ihre berufliche Praxis übertragen können.»
In diesem Sinne darf man auf die nächsten BZLU-Auslandseminare sowie die Ausgabe des StudyTrip@Sea-Seminars 2026 gespannt sein.
