Tourismuswelt

Das Rätsel der Event-Flaute in der Berner Reisebranche
Reto SuterSeit mehreren Jahren feiert Christian Balzer mit seiner Plattform Expipoint in Deutschland grosse Erfolge mit Branchen-Events. Danach expandierte er nach Österreich – und auch dort schaffte er schnell den Durchbruch.
Nun wagt er erstmals den Schritt in die Schweiz – mit einer dreitägigen Roadshow in Basel, Bern und Zürich (Travelnews berichtete). Doch in Sachen Anmeldungen blieb das Interesse weit hinter den Erwartungen zurück. Besonders hinsichtlich des Events in Bern zeigte sich Balzer ernüchtert: «Da bin ich echt erschrocken, wie tief das Interesse ist», sagt er. Mit dieser Erfahrung ist Balzer nicht allein.
Bern scheint für Branchen-Veranstaltungen ein besonders schwieriges Pflaster zu sein. Sonja Oestreicher, die unter anderem für die Arbeitsgemeinschaft Karibik Events organisiert, bestätigt auf Anfrage: «In Bern ist es wirklich schwierig.» Während sich in anderen Städten die Reisebüros rasch und zahlreich anmelden würden, erfordere es in Bern oft persönliches Nachfassen und Telefonate, um Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewinnen. «Die, die dann kommen, sind aber sehr interessiert», so Oestreicher.
Auch Gere Gretz, Inhaber der Gretz Communications AG, bestätigt: «Neben Luzern ist Bern der härteste Standort für Events in der Schweiz.» Eine Ausnahme seien Veranstaltungen zu Charter-Destinationen ab Bern-Belp, da diese für die lokalen Reisebüros direkten Mehrwert böten. Gretz empfiehlt, dass Events in Bern mit spannenden Nebenprogrammen kombiniert werden, um mehr Gäste anzuziehen: «Musik, spezielle Locations – das zieht», so Gretz.
Fehlende Reisebüros, wenig Anreiz
Natalie Dové, Vorstandsmitglied des Schweizer Reise-Verbands und Inhaberin von Nussbaumer Reisen in Burgdorf, sieht das Problem aus einer anderen Perspektive: «Es gibt einfach weniger Reisebüros in Bern als in Zürich. Zudem sind viele Inhaberinnen und Inhaber schon lange im Geschäft und müssen nicht an jeder Info-Veranstaltung teilnehmen», sagt sie.
Zudem sei die Zahl der Einladungen generell riesig: «Ich könnte mehrmals pro Woche abends an einen Event gehen. Aber nach einem langen Arbeitstag noch eine Hotelpräsentation mit Häppchen? Das haut einfach niemanden mehr um», erklärt Dové. Sie wünscht sich weniger, dafür spannendere und innovativere Formate, beispielsweise Roundtable-Mittagessen in kleiner Runde mit wichtigen Partnern.
Koni Kölbl, Chef der Travel-Solutions GmbH in Bremgarten bei Bern und Vorstandsmitglied der Travel Professionals Switzerland (TPS), sieht strukturelle Nachteile: «Unsere Branche neigt sowieso in Richtung Städte wie Zürich oder Genf. Bern ist da immer etwas im Abseits», sagt er. Zudem seien viele Veranstalter nicht aus dem Espace Mittelland, wodurch Bern möglicherweise auch von den Vertriebsteams nicht gleich stark betreut werde.
Was wäre die Lösung? «Es bräuchte mehr kreative Ansätze, um die Leute zu mobilisieren – sei es mit Wettbewerben, Quizformaten, Events im Tierpark oder in Kombination mit einem Konzert im Bierhübeli», sagt Kölb. «Doch letztlich bleibt all das eine Frage des Budgets und der verfügbaren Sponsorengelder.»
Bern und Branchen-Events – das bleibt eine schwierige Beziehung. Wer in Bern punkten will, muss mehr bieten als Häppchen und Werbegeschenke – gefragt sind Events mit Erlebnischarakter, die den Weg aus dem Büro wirklich lohnenswert machen.