Tourismuswelt

Sunday Press Tourismus im Schatten des Brexit

Der starke Franken wird der Branche noch mehr zusetzen – Hotelplan-CEO Eberhard befürchtet «neuen Frankenschock».

Das knappe Ja zum Austritt Grossbritanniens aus der EU dominiert die Sonntagsmedien. Die Folgen für die Schweiz werden breit beleuchtet und diskutiert. Am Rande wird auch über die Auswirkungen für die Tourismusbranche spekuliert. Hotelplan-Suisse-CEO Kurt Eberhard sagt im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag»: «Es droht ein neuer Frankenschock.» Bereits habe man auf die Währungssituation reagiert und die Preise angepasst. Reisen nach Grossbritannien werden für Schweizer Kunden billiger, aber für die Hotelplan-Kunden von der Insel werden Auslandferien teurer. Eberhard rechnet deshalb damit, dass im Winter «voraussichtlich weniger Briten in die Schweiz kommen. Das schmerzt.» Denn die Briten seien «gute Gäste und wichtig für die Hotelplan-Gruppe».

Für die «Schweiz am Sonntag» ist die Aviatik-Branche «besonders exponiert». Unmittelbar gebe es zwar keine Auswirkungen auf die Zivilluftfahrt, wie Urs Holderegger vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) sagt. Aber wenn das EU-Luftverkehrsabkommen mit Grossbritannien ausser Kraft gesetzt wird, braucht es wohl eine neue Regelung zwischen der Schweiz und London. Die Swiss geht davon aus, dass es ein neues Abkommen braucht, weil das alte aus dem Jahr 1950 stammt und nicht mehr zeitgemäss sei. Swiss-Sprecherin Karin Müller erwartet vom starken Franken ebenfalls «einen negativen Einfluss auf den Tourismus», weil es zu einer reduzierten Nachfrage nach Luftverkehrsverbindungen kommen könnte. Profitieren könnte der Standort Schweiz allenfalls, wenn der britische Low-Cost-Riese Easyjet vermehrt auf den Schweizer Ableger setzt. Dessen Flugzeuge haben – wenigstens vorläufig noch – über die bilateralen Verträge Zugang zum EU-Luftraum.

Der «Sonntagsblick» promotet Ferien in der Schweiz

«Hier geblieben!», titelt das Ringier-Blatt im Vorfeld der Sommerferien und versteigt sich zur Aussage: «Bevorzugtes Ferienland der Schweizer in diesem Sommer: die Schweiz.» Dabei rechnet Schweiz Tourismus lediglich mit 1,3 Prozent mehr einheimischen Gästen als im letzten Jahr. Absolute Zahlen werden keine genannt. Den Grund für die Zunahme von Schweizer Gästen sieht Kommunikationsleiterin Daniela Bär in der Angst vor Terroranschlägen im Ausland. Gar mit fünf Prozent mehr Gästen rechnen die Reka-Feriendörfer, die «in attraktiven Regionen liegen». Und in bester PR-Sprache erfährt der Leser, dass Familien mit schmalem Budget «hier viel Leistung für wenig Geld erhalten»… Die «Schweiz am Sonntag» vermeldet in einer Kurzmeldung dagegen, dass im vergangenen Jahr 7,4 % mehr Schweizer in die USA gereist sind als 2014. Laut der Marketing-Organisation Brand USA wurden 536'584 Gäste aus der Schweiz gezählt.

Hotelplan verhandelt mit Google

Im grossen Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag» äussert sich Kurt Eberhard, CEO von Hotelplan Schweiz, auch zu den Herausforderungen der digitalen Revolution für die Reisebranche. Seine Vision sei es, dass die Kunden künftig nicht mehr überlegen müssten, ob sie im Reisebüro oder im Internet buchen sollen. Dies könne Hotelplan mit den On- und Offline-Kanälen im Gegensatz zur reinen Internet-Plattform anbieten.

«Das nächste grosse Ding» dürfte die Sprachsteuerung sein. Dadurch werde das Recherchieren auf Smartphones nochmals vereinfacht. Bereits heute würden 30 % der Städtereisen über Smartphones gebucht. Ob die Sprachsteuerung das «grössere Projekt» sei, das Hotelplan mit Google plane? Eberhard bestätigt zwar die Gespräche, sagt aber nur soviel: «Es geht darum, wie wir unsere Angebote bei der Google-Suchmaschine sichtbarer machen können. Wir prüfen in diesem Zusammenhang neue Möglichkeiten.»

Zum Schluss wird Eberhard noch zum Niedergang von Kuoni gefragt, «der einst stolzen Nummer eins im Schweizer Reisegeschäft». Es tue ihm weh, zusehen zu müssen, «wie eine einstige Ikone der Schweizer Reiseindustrie demontiert» werde. Ob Missmanagement die Ursache sei? «Es wurden ganz sicher einige strategische Fehlentscheide gefällt. Aber dies alleine führte nicht zum Niedergang.»

Schwerverbrecher bewirten Touristen

Über ein spezielles Reiseziel berichtet die «Zentralschweiz am Sonntag». Auf der kleinen Insel Pianosa bei Elba bewirten nämlich Schwerverbrecher die Touristen. 32 Sträflinge leben dort, ohne Wachpersonal, führen ein Restaurant und seit kurzem auch ein kleines Hotel. Weil die kleine Insel ein Naturpark ist, dürfen pro Tag allerding nur 250 Touristen zu Besuch kommen. Im Reiseteil ist Usbekistan das Ziel. Fazit: «Makellos ist das Land an der Seidenstrasse nicht, aber allemal besuchenswert.»

Die «SonntagsZeitung» setzt auf vier Seiten einen Schwerpunkt zu Flussreisen, sei es eine Hausboot-Fahrt in Südwestfrankreich oder die Reise auf dem neuen Kreuzfahrtschiff, das zwischen St. Petersburg und Moskau verkehrt. Eine Reportage über den Duisburger Hafen, ein Porträt über Thurgau Travel, einer der grossen Player im Geschäft, und eine Übersicht über die Branchentrends vervollständigen das attraktive Paket.

Im «Stil» der «NZZ am Sonntag» ist die Insel Madeira und ein besonderes Musikfestival das Thema.

(HPB)