Tourismuswelt

Ermittlungen zeigen, wie ein Reisebüro in Luzern als Drehscheibe für Drogengelder genutzt wurde. Bild: Adobe Stock

Luzerner Reisebüro als Drehscheibe der Drogenmafia

Ein Reisebüro in Luzern, bekannt für Balkanreisen, hat sich laut der Polizei als Umschlagplatz für Drogengelder entpuppt. Über Jahre sollen hier Millionen gewaschen worden sein, bis eine spektakuläre Razzia die Machenschaften beendete.

Ein Reisebüro mitten in Luzern, spezialisiert auf Balkanreisen, steht im Zentrum eines der grössten Skandale der organisierten Kriminalität in der Schweiz. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, soll das unscheinbare Geschäft jahrelang als Umschlagplatz für Drogengelder genutzt worden sein – direkt in Sichtweite der Luzerner Polizei.

Innerhalb eines Jahres registrierte die Polizei mehr als 750 Besuche mutmasslicher Drogen- und Geldkuriere. Die Ermittler fanden heraus, dass über das Reisebüro mehr als sieben Millionen Franken gewaschen wurden, die aus dem internationalen Drogenhandel stammen sollen. Das Geld wurde teils in bar nach Albanien transportiert oder über das sogenannte Hawala-System überwiesen.

Razzia und Verhaftungen

Im September 2024 rückte die Polizei mit einem Grossaufgebot an und nahm den Besitzer des Reisebüros, seine beiden Söhne und eine langjährige Mitarbeiterin fest. Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen: Personen wurden mit verbundenen Augen aus dem Geschäft abgeführt. Insgesamt wurden in Zusammenhang mit den Aktivitäten des Reisebüros mehr als 40 Drogenkuriere festgenommen.

Der mutmassliche Kopf des Drogenrings, der unter dem Decknamen Tarik Berisha geführt wird, soll in der Schweiz die operativen Geschäfte geleitet haben. Die Hintermänner befinden sich jedoch laut Ermittlungen im Kosovo und in Albanien. Berisha soll sich in abgehörten Gesprächen selbstsicher geäussert haben, dass sie «niemals von der Polizei erwischt» würden, da sie keine Spuren hinterliessen.

Das Reisebüro spielte laut Polizei eine zentrale Rolle in den kriminellen Machenschaften: Geld wurde dort entgegengenommen, verwaltet und die Transporte organisiert. Zusätzlich betrieb der Besitzer weitere Firmen, die Dienstleistungen im weltweiten Bargeldtransfer anboten.

Das Reisebüro bleibt nach den Festnahmen geschlossen, und Anfragen von Journalisten blieben unbeantwortet. Der Anwalt des Hauptverdächtigen teilte lediglich mit, dass sein Mandant derzeit nicht mit den Medien sprechen wolle.

Die Bundesanwaltschaft hat gegen sechs Personen Untersuchungshaft beantragt und ermittelt wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation, Geldwäsche und Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Für alle Beteiligten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

(TN)