Tourismuswelt

Sunday Press Aero-Club verlässt Aerosuisse — auch Pilatus droht mit Austritt

Neben dem Knatsch im Dachverband der Schweizer Luftfahrt prägen die drei neuen Chefs und tiefere Gebühren am Flughafen Zürich die Sonntagspresse.

Für die Tourismusbranche ist die heutige „NZZ am Sonntag“ ein Muss. Im Dachverband der Schweizer Luftfahrt, Aerosuisse, „gibt es Streit“, schreibt das Blatt. Weil sich die Vertreter der Geschäfts- und der Sportfliegerei schlecht vertreten fühlen, ist der Aero-Club Schweiz aus dem Dachverband Aerosuisse ausgetreten. Zusammen mit Partnern hat er die Konkurrenzorganisation Gasco gegründet.

Support bekommen die Dissidenten von Oscar Schwenk, dem Verwaltungsratspräsidenten des Schweizer Flugzeugbauers Pilatus, der Aerosuisse ebenfalls vorwirft, vor allem die Interessen der Swiss wahrzunehmen. Deshalb will auch er die Mitgliedschaft beim Dachverband „überdenken“. Laut einer eigenen Studie generiert die Branche der Geschäftsfliegerei einen Wert von rund vier Milliarden Franken und beschäftigt in der Schweiz rund 6500 Menschen.

Tiefere Gebühren sorgen für einen entspannten Neuanfang

„So viel neues Personal auf einen Schlag war selten in der Schweizer Aviatik“. Die „NZZ am Sonntag“ hofft nach den Führungswechseln an der Spitze der Swiss, des Flughafens Zürich und des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) auf bessere Zeiten. Dank tieferen Gebühren konnten die neuen Chefs — Thomas Klühr (Swiss), Stephan Widrig (CEO Flughafen Zürich) und Christian Hegner (neuer Bazl-Direktor) — ohne Streit starten. Wegen der Anhebung der Gebühren um 25 Prozent durch den Flughafen hatte während drei Jahren ein erbitterter Streit mit der Swiss getobt. Seit der Einigung über tiefere Gebühren habe sich das Klima aber merklich entkrampft, sagten „mehrere Quellen“. Hilfreich sei auch, dass jeder der neuen Chefs „dem Typus des konsensorientierten Managers“ zugerechnet werde.

Doch bereits droht ein neuer Konflikt, die Harmonie zu stören. Wegen mangelnder Pünktlichkeit hat die Swiss einige Morgenflüge nach hinten verschoben. Die freigewordenen Slots, so befürchtet die Swiss, könnten nun an Billig-Airlines gehen. Dadurch würden sich die heutigen Abflüge ab 06.50 Uhr erneut verspäten, „was sich auf den gesamten Tagesbetrieb negativ auswirken wird“. Deshalb wehrt sich die Swiss gegen die Zuteilung von neuen Slots.

Starker Rückgang von Reisenden aus China

„Jetzt bleiben auch die chinesischen Touristen aus“, titelt die „NZZ am Sonntag“ ihren Wirtschaftsaufmacher. Dafür verantwortlich sind die Einführung des biometrischen Passes für den Schengen-Raum, die Angst vor Terroranschlägen und das geringere Wirtschaftswachstum in China. Seit Anfang Jahr sei die Zahl der Touristen aus China „eingebrochen“. Im März habe das Minus 5,4 Prozent betragen, im Februar seien es sogar 20 Prozent weniger gewesen. Den Rückgang spürten die Bergbahnen aber auch die Bijoutiers in Luzern und Interlaken. Ein weiterer Grund für den Rückgang dürfte auch sein, dass die Schweiz bis vor kurzem nur drei Visa-Büros betrieben hatte. Mittlerweise gibt es sechs Anlaufstellen, neun weitere sind geplant.

Die Schattenseite von Airbnb

Die zunehmende Beliebtheit von Übernachtungen in Privatwohnungen ist dem Mieterverband ein Dorn im Auge. Gemäss der „NZZ am Sonntag“ befürchtet er, dass sich durch die professionelle Untervermietung in den Städten die Wohnungsnot verschärft. Laut einer Studie könnten heute bereits 55 000 Gäste in untervermieteten Wohnungen schlafen, wenn man die in der Schweiz auf Airbnb angebotenen Betten zusammenzählt. Derzeit erarbeitet das Eidg. Finanzdepartement einen Bericht über die Grundlagen und Folgen von Internet-Plattformen wie Airnbnb. Nach Ansicht des grünen Politikers Balthasar Glättli, Vizepräsident des Mieterverbandes, müsse der Bundesrat kommerzielle Airbnb-Anbieter stoppen und gesetzliche Vorgaben schaffen, um derartige Dienstleistungen zu regeln. Wegen zunehmender Probleme hat Berlin das Anbieten von Unterkünften auf Airbnb kürzlich verboten, ausser der Vermieter habe eine Sonderbewilligung der Stadt.

Ausländer investieren in Schweizer Hotellerie

In eine ähnliche Richtung zielt die „Schweiz am Sonntag“ mit einem Artikel über ausländische Investoren in der Schweizer Hotellerie. In Zermatt hätten reiche Ausländer „luxuriöse Superchalets als Anlageobjekt entdeckt“. Sie würden diese als Hotels betreiben und könnten so die Lex Koller umgehen. Die Walliser Behörden hätten den „Chalet-Verwandlungs-Trick“ untersucht und für zulässig befunden. Statt einer „Wohnung“ hat der Chaletkäufer nämlich nur eine „Betriebsstätte“ erworben, die von der Lex Koller ausgenommen ist. „Auf einmal ist der Kauf auch Ausländern erlaubt“, schreibt die Zeitung, „selbst wenn sie den Lebensmittelpunkt nicht in der Schweiz haben. Die potenzielle Käuferschaft ist damit um ein Mehrfaches grösser, der Verkaufspreis steigt entsprechend.“

Generell sei zu beobachten, dass ausländische Investoren in der Schweizer Hotellerie Marktanteile zulegten. „Das sind nicht nur spektakuläre Grossinvestitionen, auch kleine und mittelgrosse Hotels gehen mittlerweile häufiger an Ausländer“, sagt Jürg Zumkehr von Hotelforsale, einem der grösster Vermittler. Der Tourismusdirektor von Arosa, Pascal Jenny, freut sich über ausländische Investitionen. «Der Alpentourismus braucht Neubauten, um die Verluste wieder aufzuholen.» Jenny: «Hotels sind das Rückgrat eines Tourismusortes.»

Während beim „SonntagsBlick“ gar kein Tourismusthema aufscheint, muss man sich bei den andern Sonntagszeitungen mit den Reiseteilen bescheiden. Die „SonntagsZeitung“ berichtet unter anderem über Baden-Baden als exklusivste Kurstadt Deutschlands und die „Zentralschweiz am Sonntag“ hat Münster besucht - zur Einstimmung auf den heutigen „Tatort“?

(HPB)