Tourismuswelt

Buchungsflaute setzt den Reisebüros zu

Max E. Katz macht der Branche Mut — Hedgefund-Manager will Weissen Ritter für Gategourmet.

Die Verunsicherung der Konsumenten wegen Terroranschlägen und der Flüchtlingskrise sorgt für „gähnend leere Auftragsbücher“, wie die „Schweiz am Sonntag“ schreibt. Max E. Katz, Präsident des Schweizer Reise-Verbands, bestätigt in einem Interview die Buchungsflaute mit den Worten: „In der Tat ist der gegenwärtige Buchungseingang bei unseren Mitgliedern zurückhaltend.“ Die grossen Buchungseinbrüche betreffen Länder, „wo etwas passiert ist“, wie Ägypten, Tunesien oder die Türkei. Obwohl andere Destinationen in die Bresche springen und Spanien einen „regelrechten Boom“ verzeichne, gebe es „gleichwohl nichts schönzureden: Zurzeit hinken die Buchungs- und Umsatzzahlen der Schweizer Reisebranche hinter dem Vorjahr hinterher.“

Trotzdem will Max E. Katz nicht schwarz malen. Bisher sei kein Mitglied des Verbandes als Folge der aktuellen Buchungsflaute „in ernsthafte Probleme geraten“. Die meisten seriösen Reisebüros hätten einen langen Atem und verfügten auch in schwierigen Zeiten über genügend Liquidität. Zudem profitiert die Branche davon, dass gewisse Kunden wegen der Unsicherheit wieder ins Reisebüro gehen, statt im Internet zu buchen. „Diesen Trend können wir bestätigen“, sagt Katz. „Hochwertige und professionelle Beratung“ seien wieder gefragt. Vor allem ins Gewicht falle, dass sich „alle grösseren Reiseveranstalter“ an die Reisewarnungen des Bundes halten und die gebuchten Ferien kostenlos stornieren oder umbuchen. Dies sehe anders aus, wenn man Flug und Unterkunft direkt im Internet buche. Katz: „Airlines und Hotels kümmern offizielle Reisewarnungen in der Regel herzlich wenig.“

Andreas Schmid verteidigt Verkauf von Gategroup nach China

Gategroup-Präsident Andreas Schmid hat den Machtkampf mit den Hedgefunds an der Generalversammlung vom Donnerstag zwar gewonnen, mit lediglich 68 Prozent der Stimmen musste er aber das schlechteste Wahlergebnis seiner Amtszeit hinnehmen. In einem Interview mit der „SonntagsZeitung“ verteidigt er den Verkauf des Unternehmens nach China als „rein rationalen Entscheid“. Der Preis sei fair und angemessen, die Integration in die HNA-Gruppe „sinnvoll“. Schmid gibt zu, dass die chinesischen Versprechungen, den Hauptsitz in der Schweiz zu belassen und den Personalbestand zu halten, vertraglich nicht abgesichert sind. Man könne aber den Worten von HNA aus einem einfachen Grund trauen: „Unsere chinesischen Partner würden gegen ihre Interessen handeln, wenn sie die abgegebenen Versprechen brechen würden.“ HNA zahle „einen guten Preis“, nicht nur, weil die Gategroup gut unterwegs sei, sondern auch weil es ein schweizerischer Konzern sei. Es gehe ihm darum, „dass der Konzern nicht wieder zum Spielball von Spekulanten wird“.

Die Hedgefunds geben sich aber noch nicht geschlagen, wie die „Schweiz am Sonntag“ schreibt. Rudolf Bohli, Schmids Gegenspieler, der den Hedgefund RBR Capital Advisors vertritt, will den Verkauf an die chinesische HNA-Gruppe mit Hilfe eines Weissen Ritters verhindern. Ihm ist der gebotene Preis von 53 Franken pro Aktie viel zu tief. Er hält einen Verkauf für 80 bis 130 Franken für „absolut möglich“. „Wir dürfen nicht zulassen“, sagt Bohli, „dass ein marktführendes Unternehmen verhökert wird.“ Es sei unverständlich, weshalb der Verwaltungsrat nicht aktiv weitere Offerten eingeholt habe. Zudem könnten 100 Millionen Franken eingespart werden. Bohli sieht ein „grosses Sparpotenzial – angefangen beim überbezahlten Management“. Bohli will nun andere Hedgefunds dafür gewinnen, mit einem Weissen Ritter einen höheren Verkaufspreis für den Airline-Caterer zu erzielen. Als „verantwortungsbewusster Verwaltungsrat“ würde man selbstverständlich weitere Angebote prüfen, stellt Andreas Schmid in Aussicht, falls solche vor Ablauf der Angebotsfrist eintreffen sollten. „Aber dafür haben wir keine Anzeichen.“

Easyjet feiert den 20. Geburtstag

Der „Sonntagsblick“ porträtiert zum zwanzigjährigen Bestehen der Billigairline Easyjet ihre Chefin Carolyn McCall. Getroffen hat sie der Reporter bei Paris, wo sie einen „Megadeal mit dem französischen Triebwerkhersteller CMF abgeschlossen hat. „Wir müssen weiterwachsen“, sagt die „Powerfrau“ laut SoBli, „während um sie herum Turbinen zusammengebaut werden“. Im laufenden Jahr will McCall die Kapazitäten in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent erhöhen. „Wir bauen unsere beiden Standorte kontinuierlich aus“, sagt sie, neue Destinationen sollen hinzukommen.

Der Billig-Carrier zählt in der Schweiz fast 900 Angestellte und hat hier 22 Maschinen stationiert. In Genf und Basel ist Easyjet die Nummer eins. Dann fragt der „SonntagsBlick“-Journalist ganz forsch: „Und warum wird Zürich nicht angeflogen?“ McCall gibt „zackig zurück“: „Das ist ein Lufthansa-Hub“ und „Zürich ist einfach zu teuer“. Das Problem an dieser Textpassage: Easyjet fliegt ab Zürich — nach Hamburg und London... Eine mögliche Erklärung: Das Gespräch in Paris fand schon viel früher statt, wurde aber aktualisiert aufgepeppt. Peinlich für McCall und Easyjet, aber noch viel peinlicher für den „SoBli“.

(HPB)