Tourismuswelt

Dinieren an einem griechischen Hafen: 50'000 Stellen in Hotellerie und Gastronomie sind per Ende April weiterhin unbesetzt. Bild: AdobeStock

Personalmangel: Auch in den Ferienzielen ein Problem

Die griechische Tourismusindustrie schlägt Alarm: Besonders im Gastronomiebereich fehlt es an Personal, weshalb für die Sommersaison Engpässe und damit Qualitätsverluste befürchtet werden.

Dass die touristische Nachfrage schneller wächst als die Personalzahlen in Unternehmen, welche infolge der Pandemie massiv abbauen mussten, ist ein bekanntes Problem. In der Schweiz hat man davon vor allem im Zusammenhang mit der Luftfahrt gehört. Doch auch in der Hotellerie ist dies ein Problem - und dies auch an wichtigen Ferienzielen im Mittelmeerraum.

Beispiel Griechenland: Dort sind laut dem früheren Präsidenten des griechischen Tourismusverbands SETE und heutigen CEO der Sani/Ikos Group, Andreas Andreadis, kurz vor dem Start der Tourismussaison weiterhin mehr als 50'000 Stellen unbesetzt. Dies schrieb er in einem Tweet, in welchem steht, dass der Personalmangel trotz hohen Löhnen vor allem den Bereich Gastronomie - Küche und Service - betreffe und damit die Qualität des Tourismusprodukts in Gefahr sei, weshalb er die Regierung auffordert, Massnahmen zu ergreifen.

Wie griechische Fachmedien berichten, wurden bislang tatsächlich nur 10 Prozent der letztjährigen Saisonarbeiter wieder eingestellt. Betroffen vom Personalmangel seien vor allem Chalkidiki, Kreta, Rhodos, Santorini und Mykonos.

Giorgos Hotzoglou, der Vorsitzende des Panhellenischen Verbands der Beschäftigten im Gaststätten- und Fremdenverkehrsgewerbe (POEET), erwiderte auf Andreadis, dass die Gründe für die Nichtbesetzung von Stellen im Fremdenverkehr an den Arbeitsbedingungen und der anscheinend doch nicht so guten Bezahlung liegen. Er sprach beim Portal ThessToday.gr über Verstösse gegen das Arbeitsrecht und fehlende soziale Absicherung während der Pandemie, weshalb Hunderte Köche, Küchenchefs, Kellner und andere Fachleute Arbeit im Ausland suchten oder die Branche wechselten. Hotzoglou schiebt das Problem auf die Arbeitgeber: So suchten Tourismusunternehmen auf Mykonos, Santorini oder Paros Mitarbeitende, welche sieben Tage die Woche für 10-12 Stunden am Tag arbeiten sollen, mit Unterkunft und Verpflegung und einem Gehalt von 700 Euro. Oder manche Arbeitgeber weiterhin Sozialversicherungsleistungen umgehen. Deshalb befürchtet er einen anhaltenden Personalmangel.

Unter dem Strich lautet seine Forderung aber gleich wie jene von Andreadis: Diese Probleme müssen schnellstens angegangen werden. Das ist zumindest teilweise schon der Fall: Der griechische Tourismusminister Vassilis Kikilias kündigte unlängst an, dass per 1. Mai die Mindestlöhne im Tourismus von 663 auf 713 Euro steigen würden. Er ermahnte auch, dass der Erfolg der Tourismusindustrie in erster Linie den Beschäftigten zugute kommen solle.

Dem Vernehmen nach kämpft auch Mallorca mit ähnlichen Personal-Problemen im Tourismusbereich. Noch ist nicht Hochsommer. Die Arbeitgeber stehen vor der schwierigen Aufgabe, nach zwei einkommensschwachen Jahren wieder bereit zu sein für ein besseres Jahr, was kostenseitig eine Gratwanderung ist. Aber es wäre schade, wenn das touristische Comeback qualitativ wegen Personalmangel leidet.

(JCR)