Tourismuswelt

In der Schweiz sind wir die Masken los - bei Ferien im Ausland ist dies jedoch mancherorts nicht der Fall. Bild: AdobeStock

Kommentar Die Pandemie ist vorbei. Vorbei?

Jean-Claude Raemy

Die Masken sind gefallen. Doch im Ausland gelten teils immer noch restriktive Massnahmen. Wir sollten darauf achten, Covid nicht wieder in die Welt zu exportieren.

Die Masken sind gefallen. Seit dem heutigen 1. April befindet sich die Schweiz wieder in der «normalen Lage». Heute morgen hat im Zug oder im Quartierbus nur noch eine von zehn Personen eine Maske getragen. Nach zwei Jahren scheint die Pandemie vorbei. Aus, fertig, Schluss.

So einfach ist das aber nicht. Denn bei der Ferienreise gilt es weiterhin, etliche Regeln und Auflagen einzuhalten. Wer heute seine Covid-App gelöscht oder das Covid-Zertifikat weggeworfen hat, war schlecht beraten: Für die Ferien im Ausland braucht es in vielen Ländern nämlich weiterhin ein Zertifikat. Lediglich die App für das Schweizer Covid-Tracing kann man bedenkenlos löschen.

Bei Travelnews schrillt derweil das Telefon weiterhin mehrmals am Tag, weil verunsicherte Kunden, die unsere Liste «Wohin können Schweizer überhaupt reisen?» konsultiert haben, oft noch detailierte Fragen zur persönlichen Situation haben. Kann ich mein ungeimpftes Kind mitnehmen? Gilt auch ein Antigen-Test? Kann ich ungeimpft nach Kolumbien? Was benötige ich bei der Einreise in Spanien? Reicht eine einzige Impfung? Schnell wird klar: Die Pandemie ist überhaupt noch nicht vorbei, auch wenn man innerhalb der schweizerischen Insel der Glückseligen diesen Eindruck haben könnte.

Für Reisebüros ist das auch eine Chance. Denn wie geschildert haben die Fragen hinsichtlich Auslandreisen nicht abgenommen. Reisebüros bleiben Anlaufstationen für Informationen, bieten Hilfe im Problemfall - wurde auch bei Ihnen jüngst ein gebuchter Flug kurzerhand annuliert? - und können die weiterhin anhaltende Unsicherheit beim Reisen zu mildern helfen. Diese Chance gilt es weiterhin zu nutzen.

Die grosse Frage der Maskenpflicht

Die Maskenpflicht gilt nicht mehr und das Maskentragen - eine der unbeliebtesten Covid-Massnahmen - ist jetzt freiwillig. Auch hier gilt: Bevor Sie Ihre Maske wegschmeissen, fragen Sie sich besser, ob Sie demnächst ins Ausland reisen. Schon nur der Sprung über die Grenze nach Deutschland bedingt aktuell, Masken dabei zu haben, weil diese dort in Innenräumen noch Pflicht sind.

Selbst bei Flugreisen hat man keine Sicherheit. Die Swiss hat zwar angekündigt, das die Maskentragpflicht an Bord ab dem 1. April für Fluggäste und Besatzungsmitglieder «schrittweise aufgehoben» wird. Das heisst: Die Maskentragepflicht gilt weiterhin auf Flügen, bei denen die Bestimmungen des Ziellandes das Maskentragen an Bord vorschreiben. Man kann sich hierzu selber informieren oder Fluggäste werden vor Abflug jeweils über die geltenden Bestimmungen informiert. Bis auf Weiteres muss man also wohl weiterhin Masken im Reisegepäck mit dabei haben.

Die Sorglosigkeit, welche sich nun verbreitet, mag nach zwei Jahren mit Covid-Einschränkungen verständlich sein. Aber der Bundesrat selber hat auch darauf hingewiesen, dass eine «erhöhte Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit notwendig bleiben». Die grundlegenden Covid-Massnahmen sollten immer noch beherzigt werden: Distanzierung, Hand-Hygiene, Testen und Maskentragen in der Öffentlichkeit, sobald Symptome auftreten. Die aktuell wieder enormen Ansteckungszahlen mögen nicht mehr Hospitalisierungen verursachen und die Schweizer Bevölkerung nicht beunruhigen - sie sind aber ein potenzielles Problem für Reisende. Dort, wo noch Testpflicht vor Abreise oder bei Ankunft gilt, ist es nachteilig, Covid-positiv zu sein, auch wenn man völlig symptomfrei ist. Wer weiss, ob die Schweiz infolge der hohen Fallzahlen nicht auch irgendwo wieder auf einer roten Liste auftaucht?

Es ist nicht unvernünftig zu hoffen, dass wir das Schlimmste dieser Pandemie bereits hinter uns haben. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Pandemien wie Covid-19 ein weltweites Problem sind, und es hilft nicht weiter, den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als ob das, was im Rest der Welt passiert, uns nicht betrifft. Daher ist es in unserem besten Interesse, dafür beizutragen, dass wir Covid nicht wieder in die Welt hinaustragen, das Problem in den Griff bekommen und beispielsweise auch Bemühungen unterstützen, Impfstoffe für alle verfügbar und zugänglich zu machen, wie dies die PATA-Chefin jüngst im Travelnews-Interview darlegte. Oder anders ausgedrückt: Wollen wir frei in die Welt reisen können, dürfen wir jetzt nicht einfach so tun, als ob die Pandemie einfach erledigt wäre. Die Reisebranche wird es Ihnen danken.