Tourismuswelt

Wohin führt der Weg im Tourismus? An der ITB wurden vorsichtig optimistische Töne angeschlagen. Bild: AdobeStock

Ab 2024 sollen die Werte von 2019 wieder erreicht sein

Im Rahmen der virtuellen ITB hat das Analyseunternehmen Statista dargelegt, dass es mit einer vollständigen Erholung des Tourismus im übernächsten Jahr rechnet. Aktuell ist man wohl froh, wenn dies tatsächlich so eintritt.

Die ITB ist in Gang, wenn auch leider nur als virtueller Event. Und eine der Kernfragen der Online-Diskussionspanels lautet: Wie sieht der touristische «Heilungsprozess» aus, und inwiefern spielen darin die Pandemie (weiterhin) und der Ukraine-Krieg (neu) eine Rolle? Erste Antworten hierzu gab es von der deutschen Online-Statistikdatenbank Statista.

Dieser zufolge zeichnet sich ein Aufschwung klar ab: 46 Prozent Wachstum im Jahr 2022 seien möglich, was der höchste Wert seit Jahren wäre. Bereits 2021 war eine deutliche Verbesserung zu erkennen: 36 Prozent mehr Wachstum im Vergleich zu 2020. Laut dem «Mobility Market Outlook» (MMO) von Statista erzielte die Branche im vergangenen Jahr einen weltweiten Umsatz von rund 260 Milliarden Euro. In diesem Jahr werden es voraussichtlich über 353 Milliarden Euro sein - eben die 46 Prozent Wachstum. Nach Ansicht der MMO-Experten würde demnach eine vollständige Erholung aber trotzdem erst 2024 erreicht werden.

Während die Folgen der Pandemie langsam abebben, ist nun der Ukraine-Krieg der neue grosse Unsicherheitsfaktor. Nach Angaben der UNWTO beliefen sich die Ausgaben der Ukraine und Russlands für den Ausreiseverkehr im Jahr 2019 zusammen auf rund 3,2 Prozent des weltweiten Volumens. Auf die osteuropäischen Nachbarländer entfielen rund 1,8 Prozent des weltweiten Gesamtvolumens. Im Jahr 2019 beliefen sich die Ausgaben weltweit auf rund 1,5 Billionen Dollar. Im Jahr 2019 entfielen auf die Ukraine und Russland zusammen 2,6 Prozent der insgesamt 1,5 Milliarden internationalen Touristenankünfte, auf die osteuropäischen Nachbarländer rund 5,3 Prozent. Der Wegfall dieser Märkte ist für viele Tourismusziele ein Problem. Noch wichtiger sind aber die im Zusammenhang mit dem Krieg entstehenden Folgen (z.B. hohe Treibstoffpreise) - deren Auswirkungen sind im Statista-Papier noch nicht berücksichtigt.

Dafür wird aufgezeigt, welche Entwicklungen und Trends sich durchsetzen werden. Statistas Global Consumer Survey (GCS) vom Februar 2022 mit mehr als 2000 Befragten zeigt, welche Trends der Markt aufweist und was davon zu halten ist.

Reisende wollen mehr Flexibilität

Seit Beginn der Pandemie ist Flexibilität ein Muss in der Tourismusbranche. Während 2019 die Mehrheit der Reisenden (in Deutschland) mehr als drei Monate brauchte, um sich für eine Auslandsreise zu entscheiden, brauchen jetzt 28 Prozent der Touristen ein bis drei Monate, und weniger als 25 Prozent sogar weniger als vier Wochen.

Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sind die Reiserücktrittsversicherungen um fast 10 Prozent. Dass die Kunden flexibel sein wollen, zeigt sich in der Nutzung von Online-Buchungs-Apps, die im Vergleich zu 2019 um mehr als 40 Prozent zugenommen hat. Dieser Wunsch nach Flexibilität war im Inlandstourismus bereits vor der Pandemie zu beobachten.

Intelligente Unterkünfte, KI und Erkennungstechnologie

Mehr als die Hälfte aller Reisenden gibt an, bei künftigen Reisen an neuen Technologien interessiert zu sein. 21 Prozent der Touristen aus Deutschland, den USA und dem Vereinigten Königreich geben an, dass sie an Smart-Home-Geräten interessiert sind. Etwas weniger sind an VR sowie KI-basierten personalisierten Reiseempfehlungen interessiert. Der Erfolg des Startups The Hotels Network zeige, wie wichtig Personalisierung ist. Laut der Wirtschaftsinformationsplattform Crunchbase hat das Unternehmen bereits mehr als 15 Millionen Dollar an Finanzierung erhalten und arbeitet nach eigenen Angaben mit über 12'000 Hotels weltweit zusammen. Mit Hilfe der vorausschauenden Personalisierung über den eigenen Online-Kanal will The Hotels Network den Service verbessern und den Umsatz steigern.

Veränderungen beim Arbeitsplatz

Als Reisegrund gibt es nicht mehr nur Erholung, Sightseeing oder Familienbesuch, sondern auch Arbeit. Dies, weil viele von überall aus arbeiten können bzw. Arbeitsaufenthalte im Ausland inzwischen normal geworden sind. Letzten Sommer machte Sundar Pichai, CEO von Google, das Konzept mit einer viel beachteten E-Mail bekannt, in der er erklärte, dass jeder Mitarbeiter Anspruch auf bis zu vier Wochen Workation habe. Seitdem hat sich das weltweite Volumen der Online-Suchen in diesem Segment verdoppelt. Infolgedessen ist ein neuer Kundentypus entstanden, der völlig neue Bedürfnisse hat und dessen Verhalten sich von dem der Geschäftsreisenden unterscheidet, wodurch möglicherweise ein neuer Markt entsteht.

(JCR)