Tourismuswelt

Genuss ist weniger wichtig als Sport, hält Florian Laszlo vom Marktforschungsinstitut Observer am diesjährigen Sport.Tourismus.Forum fest. Alle Bilder: Gabriele Griessenböck

Sporttourismus ist mehr als Wandern und Skifahren

Saunagondel, Beach-Volleyball in den Bergen oder Stand-Up-Paddle Triathlon: Beim Sport.Tourismus.Forum in St. Gallen wurden alternative und nachhaltige Konzepte im Sporttourismus vorgestellt.

Sport in den Ferien liegt im Trend. Zur beliebtesten Art gehören Aktivferien. Laut Analyse vom Marktforschungsinstitut Observer geht hervor, dass Genuss weniger wichtig ist als Sport. Gäste, die im Alltag Sport treiben, setzen diesen in den Ferien mindestens genau so fort. Dabei zählen gerade die Senioren und Individualisten Ü55 zu den Treibern im Sporttourismus.

Nach wie vor zählen Skifahren und Wandern, gefolgt von Radfahren, zu den beliebtesten Aktivitäten. Aber das soll sich ändern. Beim Sport.Tourismus.Forum in St. Gallen wurden dazu nun Alternativen und nachhaltige Strategien vorgestellt. 30 Top-Speaker präsentierten die aktuellsten Entwicklungen im Sporttourismus und gewährten den rund 200 Teilnehmern Einblicke in ihre Konzepte.

Zugpferd Wintersport


In den Alpendestinationen ist im Winter das Skifahren nach wie vor der Haupt-Umsatztreiber. Trotz Klimawandel reiche der Zeithorizont noch aus, um weiter zu investieren, meint Lukas Eichenberger, Verwaltungsrat von Adelboden-Lenk-Kandersteg. «Niemand hat Eishockey abgeschafft, weil die Natureisbahnen nicht mehr existierten», stellt Eichenberger den Vergleich zum Skifahren an. Man habe gerade Olympia im Kunstschnee erlebt.

Dennoch werden Nachhaltigkeit und Regionalität in naher Zukunft zum Buchungskriterium für den Gast. Darüber waren sich die Touristiker in der Podiumsdiskussion mit Reto Branschi von Davos Klosters, Tourismusexperte Andreas Steibl, und Florian Laszlo vom Marktforschungsinstitut Observer einig. «In 2030 werden wir dieselben Angebote für Gäste machen, aber auf einem deutlich nachhaltigeren Weg», sagt Eichenberger.

Für den Erlebnisgestalter Martin Schobert ist «more of the same» jedoch keine Lösung. Im Winter Ski, im Sommer Rad und Wandern: Die Angebote im Sporttourismus sind inflationär und für ihn immer mehr austauschbar. «Wir brauchen im Tourismus eine klare Differenzierung und Spezialisierung», so Martin Schobert von Saint Elmo´s Tourismusmarketing.

Es gilt Bestehendes neu zu denken, sagt Martin Schobert von Saint Elmo´s Tourismusmarketing.

Tourismusdestinationen seien aber nicht sehr mutig, denn sie dürfen sich mit öffentlichem Geld keine Fehler leisten. Daher sei es nötig, Bestehendes neu zu denken bzw. in einen neuen Kontext zu stellen. So gebe es bereits Konzepte – wie etwa das Eislaufen auf dem Berg. «Nur 14 Prozent der Europäer laufen Ski. Ganze 40 Prozent können aber Eislaufen», meint Schobert. Ein weiteres Beispiel seien die Sauna-Gondeln in Finnland. Neben dem normalen Liftbetrieb können Gäste dort eine Runde in der dampfenden Sauna drehen.

Stand-Up-Triathlon und Beachvolleyball auf dem Berg


Sport animiert zur Bewegung. Auch in Sachen neuer Angebote soll sich vieles bewegen.  Am Forum wurden alternative Sportarten im Tourismus vorgestellt. Beatrice Wertli vom Schweizerischen Turnverband, Philippe Saxer von Swiss-Volleyball und Patricia Materne vom Deutschen Bundesverband Funktionaler Fitness und Dario Aemisegger von SUP Life Aloha Paddle Spirit sowie Andreas Wirth von Grinduro Gravelbike-Event zeigten die Potentiale ihrer Sportarten auf. So könne bald ein neues Beach-Volleyball Turnier in den Bergen oder ein Stand-Up-Paddelboot Triathlon entstehen. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Man zeigte sich Gesprächsbereit, um mit Destinationen enger zusammenzuarbeiten.

Wie eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Sport und Tourismus aussehen kann, das stellen Manuela Machner von der Tourismusregion Murtal und Gustav Fenz vom Red Bull Ring vor.

Stellten eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Sport und Tourismus vor: Manuela Machner von der Tourismusregion Murtal und Gustav Fenz vom Red Bull Ring.

Der Red Bull Ring ist weit mehr als eine permanente Motorsport-Rennstrecke. Als Projekt Spielberg bietet man von April bis Oktober eine Erlebniswelt mit und ohne Motor an. Dazu kommt eine reichhaltige Hotel-, Gastronomie-, Businesswelt und nun auch die Therme. Es gibt zahlreiche Synergien. «Wir gehen von knapp 40 Prozent Auslastung in der Region durch die Rennstrecke aus», schätzt Manuela Machner. Dabei arbeite man mit extrem flexiblen Kapazitäten, wie etwa den Campingplätzen, zusammen. Am Renntag nächtigen gut 30'000 der insgesamt 100'000 Besucher auf den Zeltplätzen. Im Vergleich dazu erzielt die Region gut 560'000 Nächtigungen im gesamten Jahr.

Die Ideenbörse Sport.Tourismus.Forum

Das Forum fand am 15. Februar 2022 zum fünften Mal in den Olma Messen St. Gallen statt. Es ist die Börse für neue Ideen, den Austausch zwischen Sportorganisationen und Touristikern. Es richtet sich an Vertreter vom Tourismus, Sportvereinen und Verbänden, Hotels, Spezialreiseanbietern und Sportveranstalter aus dem ganzen D-A-CH Raum und darüber hinaus. Im kommenden Jahr findet das Forum am 24. Januar 2023 statt. Weitere Informationen.

(TN)