Tourismuswelt

Niklas Zeller, CEO von Viselio, hat die Firma zum Jahresbeginn neu ausgerichtet. Bild: HO

Viselio hat sein Visageschäft abgestossen

Das Schweizer Startup hat seine Visaprozessierungs-Software an den Marktführer CIBT verkauft. Im Bereich der Covid-Tests und allgemeiner Gesundheit auf Reisen wird Viselio indes weiterhin aktiv bleiben.

Das Schweizer Startup Viselio wurde 2016 von Niklas Zeller (CEO) und Boris Stevanovic (CTO) gegründet und bot zunächst Visumsdienste an, wobei der Firmensitz offiziell in Bern war bzw. ist, jedoch ein Entwicklungszentrum in Belgrad betrieben wurde. Nach erfolgreicher erster Seed-Runde im Jahr 2018 (800'000 Franken) und der Expansion der Tätigkeiten in mehrere europäische Länder konnte die Firma, deren Verwaltungsratspräsident der branchenbekannte Investor Roland Zeller ist, im Rahmen einer zweiten Seed-Runde im Frühjahr 2020 weitere 3 Millionen Franken an frischem Geld aufnehmen.

Zu jener Zeit hatte sich der Fokus des Geschäfts infolge der Pandemie jedoch bereits verschoben. Gesundheitsthemen waren in den Fokus gerückt, und Viselio konnte mit grossem Erfolg zunächst Selbsttests versenden und später Testzentren am Flughafen Zürich sowie danach noch in diversen Schweizer Städten eröffnen. Nun will man sich bei Viselio vollständig auf dieses Geschäftsfeld konzentrieren. Deshalb wurde, mit Wirkung per 1. Februar 2002, die firmeneigene Software-Plattform für die Visabearbeitung an CIBT, einen weltweit führenden Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen mit einem Ableger in Bern, verkauft.

Gegenüber Travelnews erklärt Niklas Zeller: «Wir haben eine hochmoderne Software entwickelt, welche die Beantragung von Reisevisa und anderen Dokumenten erheblich erleichtert, dies für 65 Reiseziele und in mehreren Sprachen. Allerdings ist das Visumsgeschäft ein Volumengeschäft, und infolge der grossen Nachfragerückgänge wegen der Pandemie funktionierte der Skaleneffekt nicht mehr, weshalb wir uns entschlossen, dieses Geschäft aufzugeben. Konkret werden seit Jahresbeginn 2022 keine Visa mehr abgewickelt. Wir freuen uns nun, dass unsere Software und die Menschen, die sie entwickelt haben, beim Marktführer CIBT eine neue Heimat gefunden haben. Für uns war es eine ‹natürliche Wahl›, mit dieser Firma ins Geschäft zu kommen, da sie klarer Marktführer weltweit ist.» Die IP-Rechte an der Software gehören nun also CIBT, welche auch gleich die wichtigsten IT-Mitarbeitenden in Belgrad übernommen hat - rund zehn Personen an der Zahl. Laut Angaben von Viselio lässt sich mit der Software die Zeit für die Beantragung eines Visums um 50-80 Prozent reduzieren.

Viselio wird sich derweil auf andere Aspekte im Bereich «Gesundheit- und Reisen» konzentrieren. Zeller stellt eine Ankündigung in Aussicht, verrät jedoch noch nicht, worum es beim «neuen Standbein» geht, ausser eben, dass man sich weiterhin auf die Unterstützung von Reisenden konzentrieren werde. Das mit dem Verkauf der Software hereingeholte Geld - über die Höhe der Transaktion wird nicht informiert - wird dort investiert: «Wir sind überzeugt, dass das Thema Gesundheit noch lange eng mit dem Thema Reisen verknüpft sein wird», so Zeller. Parallel dazu betreibt Viselio weiterhin seine Covid-Testzentren. Davon hat es noch drei: Am Flughafen Zürich (im Radisson Blu), in der Stadt Zürich (an der Beethovenstrasse) und in Bern. Das Testzentrum im Airside am Flughafen Zürich sowie die Testzentren in Basel und Luzern wurden inzwischen wieder geschlossen. Aktuell besteht das Viselio-Team damit noch aus einem Kernteam von zehn Personen, welche allesamt «remote» arbeiten - der Firmenhauptsitz in Bern ist kein physisches Büro - sowie rund 160 Personen, welche in den Testzentren arbeiten.

Für die Reisebranche hat das Abstossen des Visumsgeschäfts durch Viselio leider noch eine kleine negative Konsequenz: Der «Entry Monitor», in welchem die Einreisebestimmungen in alle Länder der Welt regelmässig und präzis durch ein dreiköpfiges Team aktualisiert wurden, wird per sofort eingestellt. Viele Reisebüros hatten diesen hin und wieder konsultiert.

(JCR)