Tourismuswelt

Den Reisenden liegt die Welt immer noch Füssen, sofern geimpft und/oder getestet - doch das Aufflackern von Einreisebeschränkungen hat die Nachfrage fast zum Erliegen gebracht. Bild: AdobeStock

Wie schlimm ist das neue Testregime für die Nachfrage?

Laut einer Travelnews-Umfrage hätten sich die meisten Reiseunternehmen eine andere Lösung als Ersatz für die Quarantäneliste gewünscht. Trotzdem hielten sich die Annullationen offenbar in Grenzen. Die Frage ist nun, was das neue Testregime für die aktuelle Reisenachfrage bedeutet - dafür haben wir abermals eine kleine Umfrage gestartet.

Was war das in den letzten fast zwei Wochen für ein Hüst und Hott! Zuerst am 26. November die Ankündigung, dass die Quarantäneliste wieder eingeführt wird. Dann, eine Woche später, die Ankündigung, wonach die Quarantäneliste entfällt, aber das Testregime verschärft wird. Und im Hintergrund Meldungen aus aller Welt von Ländern, welche aufgrund der neuen Omikron-Variante des Coronavirus ihre Einreisebestimmungen wieder verschärfen. Gleichzeitig in der Schweiz: Hudelwetter und zahlreiche kranke Personen - nicht unbedingt an Corona erkrankt, aber jedes Husten und jeder Fieberschub sorgen derzeit für grössere Sorgenfalten als üblich. Kurz: Die Nerven liegen vielerorts wieder blank - in der Reisebranche¨, dem grössten Verlierer der Coronakrise, sowieso.

Was heisst diese jüngste Entwicklung nun für die Nachfrage? Zuerst wollten wir von unserer Leserschaft wissen, wie sie zum neuen Testregime, das an die Stelle der Quarantäneliste gerückt ist, steht. Exakt 225 Personen haben an der Umfrage teilgenommen; daraus ging deutlich hervor, dass «Testen statt Quarantäne», der vermeintliche Leitspruch der Reisebranche, auch nicht gerade Freude hervorgerufen hat und man sich vielerorts andere Lösungen gewünscht hätte als die jetzt getroffenen. Über ein Drittel der Antwortenden empfindet die aktuelle Regelung als gleich schlimm wie die Quarantäneliste. Richtig zufrieden waren gerade mal 3%. Nachfolgend die Auflösung unserer Umfrage:

Mit dieser Umfrage holten wir allerdings mehrheitlich «Spontanreaktionen» ab. Inzwischen zeichnet sich langsam aber sicher ein Gesamtbild der Auswirkungen des «Omikron-Chaos» ab, und es scheint weniger unerfreulich zu sein, als man zuerst befürchten musste.

Wir haben uns in einer Blitzumfrage etwas umgehört. Vanessa Willi (Willi Travel, Dübendorf) erklärt, angesprochen auf die Kundenreaktionen der vergangenen Tagen, Folgendes: «Einige Kunden sind verärgert, andere verstehen und akzeptieren den Entscheid unserer Bundesräte. Wenig Geimpfte sowie Genesene sehen sich durch die entstehenden Mehrkosten der Testpflicht im Nachteil und fürchten sich von einer Quarantäne im Ausland. Viele unserer Kunden sind geimpft und hatten eine gewisse Sicherheit bei der Buchung. Durch die neue Mutation kann es nun jeden Reisenden, ob geimpft oder genesen, im Ausland für mindestens 10 Tage festhalten. Dies ist für Ältere oder auch Geschäftstätige nicht optimal. Einzelne Umbuchungsanfragen und kaum Annullationen gab es am Montag bei uns. Die Lage ist aber nach wie vor ziemlich entspannt, da viele Kunden diesen Entscheid bevorzugen. Die Alternative mit einer gezwungenen Quarantänepflicht nach der Rückkehr wäre verheerend, meinte eine grosse Anzahl unserer Kunden. Der Entscheid wird also respektiert. Wir sind zuversichtlich, dass all unsere Kunden plangemäss ihre Ferien verbringen können.»

Ivana Stajic (Pink Travel, Basel) erklärt ihrerseits: «Unsere Kunden sind sehr froh, dass die Quarantäneliste abgeschafft wurde und sie somit ihren Urlaub problemlos antreten können. Das neue Testregime wurden von allen Kunden sehr positiv aufgenommen. Die Lage ist bei uns entspannt, wir hatten zum Glück keine Annullationen und hoffen, dass dies so bleibt.»

Auch ein Gespräch heute früh mit Kuoni-Vertretern (siehe hier) führt zutage, dass sich die Annullierungen in Grenzen hielten, zumindest jene für Reisen, die in einem Zeitraum weiter entfernt als innerhalb von drei Wochen nach den jeweiligen Ankündigungen liegen. Dämpfend auf die Annullierungs-Vorhaben einiger Kunden hat sicherlich auch die klare Position der Grossveranstalter gehabt, welche festhielten, dass die erhöhte Testpflicht nicht dazu berechtigt, vom Reisevertrag zurückzutreten (Travelnews berichtete). Man hört aber auch hie und da, dass es in den vergangenen Tagen zu einer neuen Umbuchungswelle gekommen ist, primär bei Kunden mit zeitlich nahe liegenden Abreisen.

Normale oder doch eher gedämpfte Nachfrage?

Die grosse Frage geht aber derzeit in eine andere Richtung: Hat das neuerliche Chaos zu einer Schwächung der Nachfrage geführt? Travelnews hat in den letzten Tagen informell gehört, dass die Neubuchungen seit einigen Tagen massiv eingebrochen sind - wohl in Erwartung weiterer Erkenntnisse hinsichtlich der durch Omikron geschaffenen neuen Situation. Die vielen Meldungen über steigende Infektions-Zahlen und verstärkte Testpflicht haben zweifellos viel Unsicherheit hervorgerufen, dies immerhin in einer Zeit, in welcher tendenziell weniger gereist wird. Kann man also die aktuell tiefe Nachfrage eindeutig mit Omikron in Zusammenhang bringen oder ist es einfach ein Schwächeln zum Jahresende?

Wir wollen auch hierzu nochmals unsere geschätzte Leserschaft befragen.

(JCR)