Tourismuswelt

Das sind die fünf meistgelesenen Kommentare

Jahresrückblick, 6. Teil: Kommentare. Die Travelnews-Redaktion hat in diesem Jahr zahlreiche Entwicklungen hinterfragt, eingeordnet, beurteilt – und Klartext gesprochen.

33 Mal in diesem Jahr hat die Travelnews-Redaktion einen Kommentar publiziert, dabei aktuelle Ereignisse eingeordnet und gesagt, was Sache ist.

Doch welche Kommentare wurden eigentlich am häufigsten von Ihnen, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, überhaupt gelesen? Der Klick auf unser Statistiktool bringt ein klares Ranking hervor. Wir nennen hier die Top 5.

1) 500 Franken für PCR-Tests, die keiner anschaut

Der von Jean-Claude Raemy im Februar geschriebene Kommentar zu den teuren Einreiseregelungen wurde bis heute 20'582 Mal gelesen. Nach seiner Rückkehr aus Costa Rica wunderte er sich über die anfallenden Testkosten. «Meine Ferien in Costa Rica waren super. Allerdings wurden die Ferien wegen den Covid-Auflagen um einiges teurer als geplant. Ob diese Mehrkosten wirklich der Gesundheit der Gesamtbevölkerung gedient haben, wage ich anzuzweifeln».

Der Travelnews-Chefredaktor zeigte zwar Verständnis, dass für eine Fernreise in diesen Tagen deutliche Zusatzkosten anfallen. Was aber ärgerlich sei, «sind die steten Veränderungen der Bestimmungen und die dadurch entstehende Unsicherheit. Mal PCR, mal Antigen. Mal ist ein Land auf einer Risikoliste, mal nicht.» Die komplette Corona-Sicherheit sei innerhalb der Schweiz nicht zu erwarten.

«Worin liegt also der belegbare Sinn, Reisende mit zahllosen, stets ändernden und obendrein teuren Regelungen zu plagen? Wir sind gesund und (vor allem geistig) erholt aus den Ferien zurückgekehrt. Das lassen wir uns auch künftig nicht nehmen.» Um dann noch eine Randbemerkung zu platzieren: «Der PCR-Code, den wir nach Ausfüllen des Formulars erhielten, wurde bei Ankunft in der Schweiz ebenso wenig angeschaut wie die negativen PCR-Testnachweise.»

2) Sorry, aber ich habe kein schlechtes Gewissen

Im März reiste Travelnews-Reporterin Nina Wild nach Mexiko – und musste sich vor der Abreise in ihrem Umfeld einiges anhören. «Findest du es wirklich eine gute Idee, jetzt ins Ausland zu reisen?» – «Genau wegen Leuten wie dir werden wieder neue Corona-Fälle in die Schweiz eingeschleppt» – «Viel Spass dann, wenn der Corona-Test vor der Rückreise positiv ausfällt und du nicht zurückkommen kannst, weil du in Quarantäne musst.»

«Sorry, aber ich habe kein schlechtes Gewissen», lautete dann der Titel von Nina Wilds Kommentar, der 18'155 Mal gelesen wurde. «Ich bin überzeugt, dass die Wahrscheinlichkeit, mich in Mexiko mit dem Coronavirus anzustecken, nicht höher ist als hier. Sofern ich die gängigen Hygieneregeln einhalte, auf Abstand gehe und in geschlossenen Räumen eine Maske trage», hinzu komme, «dass ich ja ohnehin ein negatives Testergebnis für die Rückreise in die Schweiz vorlegen muss, sodass es höchst unwahrscheinlich ist, das Virus in die Schweiz zu importieren.»

Es lasse ihr Herz bluten, wenn sie sehe, wie sich die ganze Touristikbranche seit Ausbruch der Pandemie verändert habe. «Das einzige, was ich in dieser Situation tun kann, ist ein positives Zeichen zu setzen und trotzdem zu verreisen und so immerhin einen kleinen Beitrag zur Erholung zu leisten. Und vielleicht so andere Menschen zu inspirieren, ihrerseits eine Auszeit zu nehmen.»

3) Freie Ferienfahrt für Geimpfte!

Als der Bundesrat im September Geimpften Reiseerleichterungen in Aussicht stellte, freuten wir uns für die Reisebranche – und kommentierten: Freie Ferienfahrt für Geimpfte! 8102 Leserinnen und Leser verzeichnete der Beitrag von Travelnews-Redaktor Gregor Waser. Einmal mehr sprachen wir uns in einem Text klar für die Impfung aus, die der Branche schliesslich auch eine bessere Planbarkeit beschert.

Wie sehr das Thema Impfen in der Bevölkerung kontrovers diskutiert wird, mussten wir dann aber einmal mehr feststellen. Neben lobenden Worten gingen auch zahlreiche gehässige Reaktionen ein («wie dumm muss man sein, sich impfen zu lassen»). Und dann klingelte das Telefon, ein Anruf mit unterdrückter Nummer ging ein. Aus heiterem Himmel hagelte es eine Schimpftirade, was wir denn da für einen Schwachsinn verlangen – und päng, Anruf ohne Adieu wortlos beendet.

4) Ein Schildbürgerstreich von Edelweiss?

Endlich zog das Fernreisegeschäft im Herbst wieder an, doch kann kam es zu massiven Flugplanänderungen bei Edelweiss. Wegen angeblichen Slot-Problemen in Malé musste der Carrier eine Vielzahl von Rotationen auf neue Flugtage legen. Statt Neubuchungen entgegenzunehmen, arbeiteten viele Reisebüros nun Tag und Nacht an mühsamen Umbuchungen, ohne Entgelt, versteht sich.

So handelt sich Edelweiss einen Reputationsschaden ein, kommentierte Gregor Waser die für Reisebüros und Reisende sehr frustrierende Situation. 7528 Leserinnen und Leser verfolgten das Thema. Schliesslich wog auch der Vorwurf von Reisebüroseite schwer: «Das ist doch ein Schildbürgerstreich», warf ein Reisebüro-Inhaber dem Feriencarrier vor. «Durch die Streichung der EDW-Flüge füllt man jetzt leere Plätze von Lufthansa und Austrian und verschiebt gleichzeitig die wieder leeren EDW-Maschinen aufs viel lukrativere Weekend und füllt diese erneut zu horrenden Preisen.»

5) Die Reisebranche als Opferlamm der verkorksten Corona-Strategie

Als der absehbare Entscheid schon frühzeitig durchsickerte, bezeichnete Jean-Claude Raemy die Reisebranche als Opferlamm (4081 Leserinnen und Leser). Eine generelle Quarantänepflicht ungeachtet des Herkunftslandes, geltend auch für heimreisende Schweizer, würde die touristische Nachfrage mindestens für die Dauer einer solchen Regelung, vermutlich auf mehrere Monate hinaus, komplett abwürgen. Natürlich könne man argumentieren, dass es «Opfer braucht, um die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten». In diesem Fall wäre die Tourismusbranche als Ganzes das Opfer.

Die Tourismusbranche sei aber nicht ein «Täter», kommentierte Raemy weiter. Das Bundesamt für Gesundheit hielt bereits im vergangenen Jahr fest, dass die Haupt-Ansteckungsorte das familiäre Umfeld sowie der Arbeitsplatz sind, gefolgt von «spontanen Menschenansammlungen». Reisende als klar definierbare Erstauslöser einer Ansteckungskette waren in einem extrem niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Dass die Schweizer eine Abschottungsstrategie nachmachen sollen, werde die Situation nicht verbessern. Dazu opfere man aber eine ganze Branche für Symbolpolitik. Dies zeige lediglich, wie wenig es gelungen ist, die Bevölkerung zum konsequenten Einhalten der Corona-Regeln zu bewegen, und dass es nach wie vor keinen wirksamen Plan hinsichtlich von Testen und Impfen gibt.


(GWA)