Tourismuswelt

Nicht alle Communities in touristischen Zielgebieten können gleichermassen vom Tourismus profitieren. Deshalb gibt es nun die Idee einer «Social Compensation», welche ähnlich wie die CO2-Kompensation ein Obolus für Projekte im Drittweltländern wäre. Bild: AdobeStock

Würden Sie eine freiwillige Abgabe zugunsten der Bereisten leisten?

Die NGO MeetChangeMakers hat ein Crowdfunding für einen Vorschlag lanciert, um eine freiwillige «Social Compensation» für Reisen in Entwicklungsländer einzuführen. Damit soll den Communities in Tourismuszielen etwas zurückgegeben werden.

Über die Schweizer NGO-Plattform MeetChangeMakers, welche sich für sozial bewussteres Reisen einsetzt, hat Travelnews bereits berichtet. Nun wurde von Gisela Piercey, einer der Macherinnen hinter der NGO, ein weiteres Projekt angestossen: «Wir haben eine Crowdfunding-Initiative gestartet und hoffen, die Reisebranche für die Idee einer ‹social compensation› gewinnen zu können», erklärt Piercey. Es gehe darum, ein System zu entwickeln, welches sozial bewussten Reisenden die Möglichkeit gibt, den Gemeinschaften und Menschen, mit denen sie auf ihren Reisen in Kontakt kommen, etwas zurückzugeben.

«Social Compensation» beschreibt eigentlich die Sonderanstrengungen von Einzelpersonen, welche mit ihrem Bemühen die negativen Auswirkungen anderer Personen im selben Kontext ausgleichen. Oder aufs Reisen übertragen: Sozial bewusste Reisende können dank ihren Spendenbeiträgen - hier erhält der Begriff «compensation» eine klar finanzielle Konnotation - allfällige negative oder zumindest ausbleibende touristische Auswirkungen auf lokale Bevölkerungsschichten im Zielland abfedern.

Im Vorschlag von MeetChangeMakers wäre die «Social Compensation» ein freiwilliger Beitrag, den Reisende im Rahmen ihrer Reisebuchung auswählen können - also vom System her vergleichbar mit einer CO2-Emissionskompensation. Das gespendete Geld würde eine im voraus definierten Sozialprojekt im Zielgebiet überwiesen. Das könnte ein Pauschalbetrag oder auch ein Prozentbetrag des Buchungswerts sein.

Wie üblich besteht die Herausforderung einerseits darin, eine solche Kompensationszahlung einerseits flüssig in den Buchungsablauf zu integrieren - idealerweise bei Reiseveranstaltern, Airlines oder auch Hotels - und andererseits, die Reisenden davon zu überzeugen, dass das Spendengeld am richtigen Ort und für einen akzeptablen Zweck ankommt. MeetChangeMakers hat beispielsweise in Südafrika bereits Projekte identifiziert, welche seriös sind und von lokalen «Changemakers» geleitet werden, welche in ihren Gemeinden Positives bewirken wollen.

Für die Ausarbeitung eines «Social Compensation»-Projekts - darin geht es beispielsweise um eine Machbarkeitsstudie sowie den Aufbau von Beziehungen zu geeigneten Branchenpartnern - sind laut Piercey 18'000 Franken nötig, welche man nun eben mittels Crowdfunding hereinzuholen versucht. Am Crowdfunding können sich nebst Privatpersonen selbstverständlich auch Unternehmen - idealerweise solche aus der Reisebranche - beteiligen. Es braucht noch etwas Zustupf: Aktuell sind weniger als 1500 Franken zusammengekommen. Wäre schön, wenn dieses «Projekt für ein gutes Gewissen beim Reisen in Drittweltländer» flügge wird.

(JCR)