Tourismuswelt

SRV-Geschäftsführer Walter Kunz (ganz links) mit dem aktuellen SRV-Vorstand, bestehend aus (v.l.) Tim Bachmann (Hotelplan), Stéphane Jayet (VT Vacances), Roger Geissberger (Knecht Reisen), Natalie Dové (Nussbaumer Reisen), Martin Wittwer (Präsident), Birgit Sleegers (Rhyner Travel), André Lüthi (Globetrotter), Jacqueline Ulrich (L'Esprit du Voyage), Olivier Emch (Executive Travel) und Dieter Zümpel (DER Touristik Suisse). Philipp von Czapiewski (TUI Suisse) musste kurzfristig absagen. Bilder: TN

Diese «Talking Points» prägten die SRV-GV 2021

In Ras-al-Khaimah konnten sich rund 170 Mitglieder des Schweizer Reiseverbands (SRV) endlich mal wieder live treffen - und an Gesprächsstoff mangelte es nicht. Travelnews hat einige wiederkehrende Themen zusammengetragen und die GV in Video und Bild festgehalten.

Die 94. Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV), durchgeführt im Emirat Ras-al-Khaimah, ging am Sonntag offiziell zu Ende. Die meisten Teilnehmenden reisten zurück in die Schweiz; manche blieben noch etwas länger vor Ort - in den meisten Fällen, um auch noch einen Abstecher zur nahe gelegenen Expo 2020 in Dubai zu machen. Was zurückbleibt ist die Freude über zahlreiche Gespräche mit alten und neuen Branchenbekanntschaften, welche nach dem «Corona-Unterbruch» endlich wieder live stattfinden konnten, und natürlich auch die angenehme Wärme vor Ort, welche vom kalten Grau der Schweiz in diesen Tagen eine willkommene Abwechslung bot.

Es war eine GV, in deren Rahmen erstmals seit neun Jahren wieder ein neuer Präsident gewählt wurde, in welcher es erstmals seit langem zu einer Kampfabstimmung (hinsichtlich der Mitgliederbeiträge) kam, und in deren Zentrum natürlich Wirkungen und Konsequenzen der Corona-Pandemie im Zentrum standen. Wir haben einige Eindrücke und vor allem auch längere Interview-Antworten des scheidenden wie auch des neuen SRV-Präsidenten im Video festgehalten; darunter folgen die von Travelnews aufgeschnappten «Talking Points» sowie einige Bildeindrücke.

Thema Gesamtverband

Dass ein Gesamtverband die einzige Lösung für die Zukunft ist, wurde so von der Arbeitsgruppe «SRV 2022» ausgearbeitet und erfuhr auch viel Unterstützung (wie Travelnews bereits festhielt). Die Frage stellt sich, ob man im Austausch mit den anderen Verbänden (STAR und TPA) zu einem Konsens kommen werde und es tatsächlich geschafft wird, alle Bedürfnisse unter einen Verbandshut zu bringen. Vielleicht hätte eine Teilnahme der Chefs dieser Verbände ja nicht geschadet; Sonja Laborde als Chefin TPA hätte, da sie SRV-Mitglied ist, auch teilnehmen können, war jedoch nicht dabei. Bei der Umsetzung wird nun der neue Präsident Martin Wittwer gefordert sein, welcher seiner Zustimmung zum Projekt Gesamtverband klar Ausdruck gab. Was letztlich gemacht wird, ist noch unklar - in den Diskussionsrunden wurde aber über Verlegungen der Geschäftsstelle nach Bern (= zentraler, z.B. näher zur Romandie) oder einer Reduktion des SRV-Vorstands in einem stärkeren Masse als von der Arbeitsgruppe vorgeschlagen diskutiert. Das wird spannend. Aus neutraler Sicht war die zentrale Forderung hinsichtlich Gesamtverband, nämlich «mit einer Stimme» zu sprechen, jedoch nicht immer klar erkenntlich, zumal Romands und Deutschschweizer kaum je gemeinsam am Abendessens-Tisch zu sehen waren (immerhin mit einem sehr willkommenen Brückenschlag von Hotelplan-Gruppen-CEO Laura Meyer, welche einen Abend lang sich zu den Romands gesellte), oder auch der SRV-Vorstand praktisch durchgehend aufgeteilt in eine Frauenseite und eine Männerseite in Erscheinung trat. Auch das generelle Fehlen einiger Personen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht kamen, sorgte hie und da für Gesprächsstoff. Da wartet Arbeit auf Martin Wittwer, dessen erster Auftritt als neuer Präsident selbstredend auch hie und da zu Kommentaren führte, die teils unterschiedlich ausfielen: Ist er nahe genug an der Branche oder eher distanziert? Ist er zu radikal in seinen Veränderungs-Absichten? Das wird sich alles weisen.

Workshop-Themenprioritäten

Im Vorfeld der GV waren die Teilnehmenden gefragt worden, welche Themen in den zwei Workshop-Slots behandelt werden sollten. «Best Practice im Reisebüro» und «Nachhaltigkeit» setzten sich durch - zu diesen beiden Workshops wird Travelnews noch separat berichten. Zwei eminent wichtige Themen, keine Frage, doch waren einige überrascht, dass das vorgeschlagene Thema «Fachkräftemangel» den Kürzeren zog. Dies, weil Rekrutierungsprobleme auch ein Dauerbrenner-Thema waren. Gesucht sind vor allem Schalterfront- und IT-Personen. Und auch die wenigen Lehrstellen und das schwindende Interesse vieler Quereinsteiger sorgen da und dort für Bauchschmerzen.

Wofür wird das zusätzliche Geld aus den Mitgliederbeiträgen genutzt?

Ursprünglich hatte der SRV für das kommende Jahr eine neuerliche Reduktion der Mitgliederbeiträge vorgeschlagen. Nachdem dies infolge eines Antrags von Barbara Wohlfahrt (Reiserezept) in einer anschliessenden Abstimmung abgelehnt wurde, also künftig wieder die vollen Mitgliederbeiträge verrechnet werden können, muss der SRV über die Bücher und ein neues Budget erstellen. Einerseits muss dann über dieses nochmals abgestimmt werden (das Budget 2021/2022 wurde formal nicht genehmigt, da nicht mehr zutreffend), andererseits stellt sich nun die Frage, was mit dem zusätzlichen Geld gemacht wird. Wird einfach der budgetierte Verlust reduziert? Oder wird das Geld investiert, vielleicht in eine Werbekampagne oder in die Aus-/Weiterbildung? Hierzu gab es wiederum die unterschiedlichsten Meinungen und man darf gespannt sein, wie der SRV sein Budget nun angesichts der unerwarteten Mehreinnahmen anpassen wird.

Frauentreffen = Kontroverse?

Ziemlich spontan, kurz vor der GV, wurde bekannt, dass sich einige Branchenfrauen gerne in Ras-al-Khaimah untereinander treffen würden. Ob der GV-Rahmen dafür geeignet ist sei dahingestellt; einige Branchenvertreterinnen trafen sich am GV-Freitag spätabends zu einem Austausch in einer Hotelbar, was zu überraschend viel Feedback - positivem wie auch kritischem - führte. Dem GV-Programm kam der kleine Austausch jedenfalls nicht in die Quere, und wenn damit einem Bedürfnis zum Austausch unter Frauen entsprochen wurde, ist dem doch nichts entgegenzusetzen. Vielleicht sollte einfach die Umsetzung etwas weiter voraus geplant und bekannt gegeben werden.

Schweizer TOs als Organisatoren?

Ras-al-Khaimah hatte im Vorfeld dieser GV bereits viel in der Schweiz gewirbelt, als Gastland der Fespo im Jahr 2020 oder auch mittels gerade erst kürzlich durchgeführter Info-Abende in der Schweiz. Auch den Deutschen Reise-Verband (DRV) hatte man bereits vor Ort empfangen können. Dass die Berge des Emirats ein klares USP sind, wurde allgemein anerkannt; die Attraktivität der Stadt selber hat jedoch, nimmt man Dubai oder Abu Dhabi als Vergleich, doch noch einiges an Luft nach oben. Das Hotel Doubletree by Hilton war in Ordnung, wenngleich einige Teilnehmenden es doch bereuten, dass man nicht - wie ursprünglich vorgesehen - im imposanten Waldorf-Astoria von Ras-al-Khaimah nächtigte, welches übrigens ursprünglich der Palast des Emirs war. Etwas bemängelt wurden einige organisatorische Probleme, insbesondere bei einigen etwas misslungenen Bustransfers. Das führte sogar zu Diskussionen, ob denn vielleicht bei der nächsten Austragung nicht einige der Reiseveranstalter selber für die Organisation sorgen sollten. Wie das machbar wäre, in welchem Turnus und von wem finanziert, müsste da aber wohl noch lange diskutiert werden.

Der neue Austragungsort

Die SRV-GV wird 2022 in Sevilla durchgeführt. Der neue Austragungsort kam gut an; viele freuen sich auf den Trip nach Andalusien - wobei schon früh Sprüche kamen, ob man denn nun per Flugzeug oder doch per Zug nach Sevilla reisen werde, da man ja nachhaltig reisen soll. Hinweis: Die Distanz von Zürich nach Sevilla beträgt etwas mehr als 2000 Kilometer... Mit diesem Austragungsort wird nun Spanien bereits zum dritten Mal eine SRV-GV empfangen: Erstmals geschah dies 2002 in Cadiz, beim zweiten Mal 2011 in Malaga. Drei Mal Andalusien? Dem Vernehmen nach war ursprünglich Bilbao als Austragungsort angedacht, doch die baskische Stadt konnte/wollte offenbar die SRV-Delegierten nicht empfangen, weshalb es nun abermals in den Süden Spaniens gehen wird.

Corona-Konzept?

Die SRV-GV war ein «3G»-Event, man brauchte also einen Impf- oder Genesungs-Nachweis oder aber einen PCR-Test für die Einreise in die V.A.E. sowie im Falle der Ungeimpften - davon hatte es einige wenige, wir nennen keine Namen - auch einen Test für die Rückreise in die Schweiz. Waren die Begrüssungen zu Beginn am Schweizer Flughafen teils noch zögerlich, lösten sich die Distanzen mit zunehmender Dauer des GV-Events auf. Manche zeigten sich überrascht, dass die GV selber, mit über 100 Personen in einem eher kleinen Raum, im Gegensatz zur GV des Deutschen Reise-Verbands ohne Distanzierung oder Maske, also eigentlich wie im früher üblichen Rahmen, durchgeführt wurde. Immerhin waren die Abendessen und Exkursionen alle an der frischen Luft. Und sehr viele Geimpfte waren im Vorfeld der GV einem Aufruf des SRV zu freiwilligem Testen gefolgt.

(JCR)