Tourismuswelt

Insgesamt bestrafte Tripadvisor im vergangenen Jahr 34'605 Häuser wegen betrügerischer Aktivitäten und sperrte 20'299 Mitglieder aus. Bild: AdobeStock

Tripadvisor entfernte 2020 über 2 Millionen Bewertungen

Der neuste «2021 Review Transparency Report» des Reisegiganten zeigt, dass über 8 Prozent der Bewertungen nicht den Richtlinien entsprachen. Das Unternehmen zeigt sich stolz über die eigenen Bemühungen im Kampf um möglichst echte und glaubwürdige Bewertungen.

2019 publizierte das Touristikportal Tripadvisor erstmals einen «Transparency Report» (Travelnews berichtete), welcher Aufschluss dazu gab, wie viele Bewertungen auf dem Portal eigentlich Fakes sind und wie Tripadvisor gegen Bewertungs-Betrüger vorgeht. Die Glaubwürdigkeit der Bewertungen, für viele Menschen wichtige Buchungskriterien, sind eines der wichtigsten Assets von Tripadvisor. Am heutigen 27. Oktober nun hat Tripadvisor einen weiteren «Transparency Report» publiziert - darin wird im Detail das Volumen der Bewertungsbeiträge auf der Plattform im Jahr 2020 aufgezeigt, ebenso die Auswirkungen von COVID-19 auf nutzergenerierte Reiseempfehlungen und der Ansatz, den Tripadvisor verfolgt, um sicherzustellen, dass die auf seinen Seiten veröffentlichten Bewertungen den Community-Standards der Plattform entsprechen.

Demzufolge wurden im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2020 insgesamt über zwei Millionen Bewertungs-Einträge entfernt, weil diese nicht den Community-Standards entsprachen; das sind damit rund 8,6 Prozent aller Einträge. Insgesamt wurden rund 26 Millionen Einträge gemacht, was Covid-bedingt deutlich weniger waren als in den Jahren zuvor; im letzten Report war, bezogen aufs Jahr 2018, von 66 Millionen Einträgen die Rede. Gut 8 Millionen Bewertungen betrafen Hotels, mehr als 12 Millionen betrafen Restaurants und mehr als 4 Millionen Erlebnisse, Attraktionen und Aktivitäten. Mehr als die Hälfte (54,1%) der eingesandten Bewertungen betrafen Kundenerlebnisse in Europa, während 23,5 Prozent sich auf Nordamerika bezogen. Über drei Viertel aller Bewertungen wurden also für den Raum Europa/Nordamerika generiert; für andere Reisegebiete ist die Dichte an Tripadvisor-Bewertungen deutlich tiefer.

Wegen Betrug wurden rund 1 Million Einträge entfernt; Tripadvisor legt Wert auf die Feststellung, dass dank einem modernen Moderationssystem zwei Drittel (67,1%) aller Fake-Reviews es gar nicht erst auf die Plattform schafften. Die restlichen entfernten Einträge beziehen sich auf die Verletzung weiterer Regeln wie etwa die Verwendung von obszönen/vulgären Ausdrücken oder die Verbreitung politischer Inhalte/Meinungen, meist im Zusammenhang mit Covid. Dazu gehörten etwa 46'145 Bewertungen, welche Covid-Guidelines verletzten, indem sie beispielsweise dazu aufforderten, Regierungsrichtlinien zu ignorieren, von Tests abrieten oder Fehlinformationen verbreiteten, bis hin zu rassistischen Kommentaren oder unsensiblen Verweisen auf den «China-Virus» oder auch Kritik an Unternehmen für die Einführung von Covid-Sicherheitsmassnahmen.

Insgesamt bestrafte Tripadvisor im vergangenen Jahr 34'605 Objekte wegen betrügerischer Aktivitäten wie z.B. dem Kauf von Bewertungen und sperrte 20'299 Mitglieder, weil diese sich nicht an die Community-Standards der Plattform hielten. Auch spannend: Laut Tripadvisor wurden bezahlte Bewertungen aus 131 Ländern entfernt, wobei die meisten solcher gekaufter Bewertungen aus Indien kamen (aber meist nicht Unternehmen in diesem Land bewerteten). Indien führte die Liste der Länder, aus denen 2020 die meisten bezahlten Bewertungen stammten, deutlich an. Derweil fiel Russland aus den Top 10 dieser Rangliste heraus. Weiter gab Tripadvisor an, dass seine Betrugsermittler im vergangenen Jahr 65 neue bezahlte Bewertungsseiten identifizierten und Beiträge von insgesamt 372 verschiedenen bezahlten Bewertungsseiten blockierten.

Tripadvisor ruft zum gemeinsamen Kampf gegen Bewertungs-Betrüger auf

Tripadvisor fordert angesichts dieser Resultate alle grossen Bewertungsplattformen zur Zusammenarbeit im Kampf gegen Fälschungen auf. Dazu sagt Becky Foley, Leiterin der Abteilung Vertrauen und Sicherheit bei Tripadvisor: «Vor zwei Jahren waren wir die erste grosse Bewertungsplattform, die einen Transparenzbericht veröffentlicht hat, in dem unsere Arbeit zum Schutz der Reisenden vor gefälschten Bewertungen dargelegt wurde. Wir haben damals gesagt, dass unsere Branche gemeinsam gegen gefälschte Bewertungen vorgehen muss. Andere Bewertungsplattformen sind seitdem unserem Beispiel gefolgt und haben mehr Informationen über ihre eigenen Bemühungen zur Moderation von Bewertungen weitergegeben. Aber es gibt noch mehr, was durch Zusammenarbeit erreicht werden kann. Wir wissen, dass Betrüger, die versuchen, Tripadvisor mit gefälschten Bewertungen zu infiltrieren, auch andere Plattformen ins Visier nehmen - und sie werden immer den Weg des geringsten Widerstands gehen. Wir müssen uns weiterhin gemeinsam und in Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden engagieren, um gefälschte Bewertungen zu stoppen und Reisende zu schützen.»

In diesem Zusammenhang lanciert Tripadvisor auch ein neues Informationszentrum auf seiner Plattform, welches mehr Details bietet zu den Bemühungen des Unternehmens, Vertrauen und Sicherheit zum Nutzen von Reisenden und Unternehmen zu schaffen. Das «Tripadvisor Informationszentrum für Vertrauen und Sicherheit» (im Original «Trust & Safety Information Center») bietet mehr Transparenz in Bezug auf die erweiterten Inhalts- und Community-Richtlinien der Plattform und gibt Reisenden und Unternehmen des Gastgewerbes mehr Details als je zuvor über die Richtlinien des Unternehmens zur Abgabe von Bewertungen.

(JCR)