Tourismuswelt

Der Rega Ambulanzjet ist bei Notfällen auf der ganzen Welt unterwegs. Bild: Rega

Gute Frage Wieso lohnt sich eine Rega-Gönnerschaft?

Nina Wild

16'273 Mal war die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) im Jahr 2020 im Rettungseinsatz im In- und Ausland. Travelnews hat sich mit Mathias Gehrig, Mediensprecher der Rega über die Vorteile für Gönnerinnen und Gönner und den Nutzen für die Stiftung von diesem Solidaritätsbeitrag unterhalten.

Mathias Gehrig, Mediensprecher bei der Rega.

Herr Gehrig, wie ist die Stiftung Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) entstanden?

Mathias Gehrig: Die Schweizerische Rettungsflugwacht wurde 1952 an der Delegiertenversammlung der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) in Twann gegründet, um professionelle medizinische Hilfe aus der Luft zu leisten. Die Rega ist heute eine selbständige, gemeinnützige und private Stiftung, die rund 400 Mitarbeitende beschäftigt.

Was macht die Rega konkret?

Wir helfen Menschen in Not und handeln nach den Grundsätzen des Roten Kreuzes. In der Schweiz betreibt die Rega dreizehn, über das ganze Land verteilte Helikopter-Einsatzbasen, die rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, für die Schweizer Bevölkerung im Einsatz stehen. Die Rega hilft aber nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit: An Bord ihrer drei Ambulanzjets kann die Rega Patientinnen und Patienten aus der ganzen Welt medizinisch betreut zurück in ihre Heimat fliegen.

Die Einsatzzentrale der Rega ist jederzeit erreichbar – in der Schweiz über die Notrufnummer 1414, im Ausland über die Nummer +41 333 333 333. Getragen werden wir von mehr als 3,6 Millionen Gönnerinnen und Gönnern, welche die Rega mit ihrem jährlichen Gönnerbeitrag unterstützen. Dieses einzigartige System ermöglicht es der Rega, sich auf die Erfüllung ihrer Aufgaben und das Wohl der Patienten zu konzentrieren.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit beeinflusst?

Neben der Sicherstellung der Luftrettung konnte die Rega im letzten Jahr verschiedene Zusatzaufgaben wahrnehmen und so Bund, Kantone sowie die Schweizer Bevölkerung bei der Bewältigung der Corona-Pandemie mit Know-how und Infrastruktur unterstützen. Unter anderem koordiniert die Helikopter-Einsatzzentrale als einzige national agierende Einsatzzentrale auf Anfrage des Bundes die Auslastung der Intensivstationen als «nationale Koordinationsstelle» und unterstützt so die Spitäler und das Schweizer Gesundheitswesen.

«Grundsätzlich können wir jedes Land mit einem Flughafen anfliegen»

Welche verschiedenen Einsätze führen Sie Hierzulande durch?

In der Schweiz bringen die Rega-Einsatzcrews mit ihren Rettungshelikoptern professionelle medizinische Hilfe aus der Luft auf direktem Weg zum Patienten. Dank 13 in der ganzen Schweiz verteilten Einsatzbasen erreichen sie auch abgelegene Gebiete in wenigen Flugminuten. Am häufigsten werden unsere Rettungshelikopter zu Einsätzen infolge Krankheit sowie nach Wintersport-, Verkehrs-, Arbeits- und Bergunfällen gerufen. Verlegungsflüge von Spital zu Spital sind ebenfalls fester Bestandteil des Einsatzspektrums.

Und im Ausland?

Bei Krankheiten und Verletzungen im Ausland stehen unsere Beratungsärzte und Einsatzleiter jederzeit telefonisch zur Verfügung. Sie geben medizinische Ratschläge, vermitteln Adressen von lokalen Kliniken und Spitälern oder helfen, eine Diagnose zu übersetzen und zu verstehen. Die Rega leistet im Ausland aber keine Erste Hilfe. Deshalb ist es wichtig, dass bei einem Unfall oder einer akuten Erkrankung im Ausland zuerst ein örtlicher Rettungsdienst alarmiert, oder eine medizinische Einrichtung aufgesucht wird. Erst danach soll die Rega kontaktiert werden – etwa, um bei der Organisation einer Einweisung in ein Spital vor Ort zu helfen oder eine Repatriierung zurück in die Heimat in die Wege zu leiten.

Ob eine Repatriierung nötig und für den Patienten die beste Lösung ist, entscheidet der diensthabende Beratungsarzt der Rega. Schwer kranke oder verletzte Patienten werden in der Regel mit einem der drei Ambulanzjets der Rega zurück in die Heimat geflogen. Wenn es der Gesundheitszustand des Patienten erlaubt, findet der Rücktransport an Bord eines Linienflugzeugs statt – nach Bedarf begleitet und betreut von einem Flugarzt und/oder einer Pflegefachperson der Rega.

Gibt es Orte, an welchen Rettungen unmöglich sind?

Die drei Ambulanzjets Challenger 650 der Rega stehen in der ganzen Welt für schwer erkrankte oder verunfallte Patientinnen und Patienten im Einsatz. Die Ambulanzjets der Rega sind ausgerüstet wie eine Intensivstation und fliegen sie bis zu vier liegende Patienten zurück in die Heimat. Grundsätzlich können wir jedes Land mit einem Flughafen anfliegen. Bei Ländern mit einer politisch instabilen Lage beurteilen wir laufend, ob das Land respektive die entsprechenden Flughäfen angeflogen werden können.

«Professionelle Luftrettung an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, mit hoch qualifiziertem Personal, modernen Rettungsmitteln und einem dichten Netz von Einsatzbasen – das alles kann nicht kostendeckend betrieben werden. Es sind deshalb die über 3,6 Millionen Gönnerinnen und Gönner, welche die Rega mit ihren Beiträgen in der Luft halten»

Was sind die grössten Herausforderungen?

Schlechtes Wetter ist der häufigste Grund, wieso ein Helikoptereinsatz der Rega nicht stattfinden kann. Pro Jahr können in der Schweiz gegen 600 Patientinnen und Patienten wegen schlechten Wetters nicht aus der Luft versorgt werden. Die Rega will das ändern und künftig noch mehr Menschen in Not helfen. Sie hat deshalb verschiedene Massnahmen lanciert, um ihrer Vision einer wetterunabhängigen Luftrettung Schritt für Schritt näherzukommen, damit ihre Rettungshelikopter in Zukunft auch bei Nebel und Schneefall fliegen können. Zu diesen Massnahmen gehört unter anderem das sogenannte Low Flight Network (LFN), ein schweizweites Netzwerk aus Instrumentenflugrouten, welches dem Helikopterpiloten ermöglicht, bei schlechter Sicht einer im Bordrechner gespeicherten Flugroute wie auf einer Autobahn nachzufliegen. Ebenfalls hat die Rega drei allwettertaugliche Helikopter mit einer Enteisungsanlage bestellt, die es unseren Crews ermöglichen werden, auch bei Vereisungsbedingungen Einsätze zu fliegen. Die neu entwickelte Rega-Drohne fliegt selbständig grossflächige Suchgebiete ab. Sie soll künftig bei Sucheinsätzen für vermisste, verletzte oder erkrankte Personen ergänzend zum Einsatz kommen, beispielsweise wenn schlechte Sichtverhältnisse den Einsatz eines Helikopters verunmöglichen.

Jede in der Schweiz wohnhafte Person kann Rega-Gönner werden. Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile einer solchen Gönnerschaft und welche verschiedenen Mitgliedschaften gibt es?

Professionelle Luftrettung an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, mit hoch qualifiziertem Personal, modernen Rettungsmitteln und einem dichten Netz von Einsatzbasen – das alles kann nicht kostendeckend betrieben werden. Es sind deshalb die über 3,6 Millionen Gönnerinnen und Gönner, welche die Rega mit ihren Beiträgen in der Luft halten. Diese Gönnerbeiträge und Spenden machen mit rund 60 Prozent mehr als die Hälfte des Gesamtbudgets der Rega aus.

Als Dank für die Unterstützung kann die Rega ihren Gönnerinnen und Gönnern – unabhängig davon ob es sich um eine Einzel-, Paar- oder Familiengönnerschaft handelt – die Kosten für die von der Rega selbst erbrachten Hilfeleistungen erlassen, falls diese nicht von Versicherungen bezahlt werden müssen.

Der Gönnerbeitrag als wertvolle Unterstützung für den Betrieb einer professionellen Luftrettung im In- und Ausland gilt grundsätzlich auch für Gönnerinnen und Gönner aus dem Ausland, die sich kurzfristig oder regelmässig in der Schweiz aufhalten. Was die Gönnervorteile für Rückführungen aus dem Ausland betrifft, gelten diese ausschliesslich für Gönnerinnen und Gönner mit Wohnsitz in der Schweiz, unabhängig von deren Nationalität, sowie für Auslandschweizer.

«Die Rega hilft, wann und wo sie kann»

Was passiert, wenn eine Person gerettet wird, welche über keine Rega-Gönnerschaft verfügt? Welche finanziellen Folgen hat das für die Betroffenen?

Grundsätzlich müssen diejenigen Personen, die effektiv gerettet oder geflogen wurden, respektive deren Versicherungen, für die Einsatzkosten eines Rega-Einsatzes aufkommen. Für ihre Gönnerinnen und Gönner kann die Rega als Dank für die Unterstützung diejenigen Kosten eines Rega-Einsatzes gemäss ihren Gönnerbestimmungen erlassen, die von keiner Versicherung, Krankenkasse oder anderen leistungspflichtigen Dritten getragen werden müssen.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit jemand von der Rega repartiert wird?

An erster Stelle steht das Wohl des Patienten. Ob eine Repatriierung nötig und für den Patienten die beste Lösung ist, entscheidet der diensthabende Beratungsarzt der Rega. Dazu informiert er sich beim behandelnden Arzt vor Ort über die Diagnose und spricht mit dem Patienten, den Angehörigen und dem Hausarzt. In Absprache mit der Einsatzzentrale verfügt der Beratungsarzt, wann und wie ein Rücktransport angezeigt ist. Neben der medizinischen Indikation können beispielsweise Therapiemöglichkeiten vor Ort, zu erwartende Komplikationen, das Transportrisiko oder soziale Beweggründe weitere Entscheidungskriterien für eine allfällige Repatriierung sein.

In den vergangenen Wochen kursierten viele Medienberichte über Personen, welche aufgrund einer Covid-Infektion im Ausland abgeholt werden müssen. Fehlen die Rettungsressourcen nun an anderen Orten?

Die Rega hilft, wann und wo sie kann. Die Aufgabe der Rega ist die Sicherstellung der Luftrettung in der Schweiz und die Repatriierung von Patienten aus dem Ausland. Dank der Unterstützung ihrer Gönnerinnen und Gönner stellt die Rega auch während der Corona-Pandemie jederzeit die Luftrettung in der Schweiz und Repatriierungen aus dem Ausland zugunsten der Schweizer Bevölkerung sicher. Der Transport von Patienten mit infektiösen Krankheiten gehörte schon vor der Corona-Pandemie zu den Aufgaben der Rega und unsere Crews können solche Transporte sowohl im Rettungshelikopter und im Ambulanzjet durchführen.

Die Einsatztätigkeit der Rega-Jets widerspiegelt die Reise- und Arbeitstätigkeit der Schweizer Bevölkerung im Ausland und unterliegt entsprechenden Schwankungen. Im Jahr 2020 haben wir insgesamt 456 mit Covid-19 infizierte Patienten an Bord unserer Luftfahrzeuge transportiert: Davon 316 im Rettungshelikopter und 140 an Bord eines Ambulanzjets.