Tourismuswelt
Tourismusstrategien für eine Aging Society
Die Anzahl der 80jährigen wird sich bis 2050 von rund 460‘000 auf 1,1 Millionen verdoppeln. Ausserdem werden sie immer fitter. Seniorinnen und Senioren sind gern gesehene Gäste, weil sie treu sind, Zeit haben und oftmals über finanzielle Ressourcen verfügen. Zudem haben sie ein grosses Sicherheitsbedürfnis, sodass die Schweiz als Reiseland beliebt ist. Trotz diesen vielversprechenden Voraussetzungen werde diese Zielgruppe im Schweizer Tourismus nur am Rande behandelt. Die Innotour-Veranstaltung «walk the talk» vertiefte das Thema mit den Experten Prof. François Höpflinger (Altersforscher Universität Zürich), Kurt Aeschbacher (Verleger Magazin 50plus), Carol Muggli (Geschäftsleiterin Förderverein Barrierefreie Schweiz), Susanne Gäumann (Geschäftsleiterin Claire & George Stiftung) und Thomas Erne (Geschäftsführer Stiftung Cerebral). Moderiert wurde der Anlass durch Tiziano Pelli, Mitinhaber von Schmid Pelli & Partner.
Mit dem Alter entstehen Einschränkungen in der Mobilität, beim Sehen und Hören, oder durch Krankheiten. So werden infrastrukturelle Anpassungen für ein barrierefreies Angebot notwendig, damit die Infrastruktur (z.B. Treppen, Lifte, Gangbreite, etc.) zugänglich wird. Zu kleine Schriften auf der Menükarte oder zu viele technische Details im Zimmer stellen ältere Menschen oft vor Herausforderungen. Gesundheitliche Einschränkungen wie z.B. die häufige Diabetes B erfordert Flexibilität in der Küche. Schliesslich zählt aber der Wohlfühlfaktor. So sollte die Infrastruktur sowohl funktional wie auch stilvoll daherkommen.
Laut Kurt Aeschbacher verfügen Menschen mit zunehmendem Alter über viel Erfahrung. Die Bedürfnisse und persönlichen Interessen verändern sich. Doch oft reisen Seniorinnen im höheren Alter alleine und fühlen sich zunehmend isoliert. Mit der guten medizinischen Versorgung bleiben ältere Menschen länger fit und bewegen sich immer mehr. So hat sich die Gehfähigkeit über die Jahrzehnte stark verbessert (z.B. dank Knie- oder Hüftprothesen). Touristische Anbieter sind gefordert, ein Angebot zu gestalten, das Junge spannend finden, aber ältere Menschen nicht abschreckt.
Laut Prof. François Höpflinger, Alters- und Generationenforscher der Universität Zürich, weitet sich die Schere zwischen chronologischem Alter und subjektiver Alterswahrnehmung mit zunehmender Seniorität aus und führe zu einer Verjüngung im Geiste. Überhaupt kann man Seniorinnen und Senioren nicht nach Alter kategorisieren. Zu unterschiedlich sind Bedürfnisse und der Vitalitätsgrad. So verstecken ältere Menschen zunehmend ihre angeschlagene Gesundheit und wünschen diskrete Serviceleistungen (z.B. Spitex). Die Gleichbehandlung wie bei jüngeren Zielgruppen ist für ältere Menschen besonders wichtig.
Drei Innotour-Projekte nehmen sich der Mobilitätseinschränkungen an:
Initiative OK:GO (Förderverein Barrierefreie Schweiz)
Barrierefrei bedeutet nicht für alle Betroffenen dasselbe. Die Initiative OK:GO ermöglicht es Tourismusanbietern, mittels Erfassungstool objektiv Informationen über die Zugänglichkeit ihrer Angebote bereitzustellen. Die Beurteilung, ob das Angebot mit den eigenen Einschränkungen erlebbar ist, definiert der betroffene Gast selbst. Weitere Infos unter diesem Link.
Barrierefreiheit in den Destinationen (Claire & George Stiftung)
Im Anschluss an das Projekt «Hotel-Barrierefreiheit Schweiz» lanciert die Claire & George Stiftung das Kooperationsprojekt «Barrierefreiheit in den Destinationen». Gemeinsam mit den teilnehmenden Tourismusdestinationen und den Umsetzungspartnern sollen neue Angebote und Angebotspakete entwickelt, gebündelt und vermarktet werden. Weitere Infos unter diesem Link.
Geländegängige Miet-Rollstühle (Stiftung Cerebral)
Die Stiftung Cerebral baut mit verschiedensten Partnern in touristischen Destinationen aller Sprachregionen der Schweiz ein Netz von mietbaren, geländegängigen Elektrorollstühlen auf. Das Angebot entspricht einem grossen Bedürfnis und ermöglicht es bewegungsbehinderten Mitmenschen auf Wanderungen zu gehen und die Natur zu erleben – auch in den Bergen und im unwegsamen Gelände. Weitere Infos unter diesem Link.