Tourismuswelt

Der 6. Swiss Innovation Day ging in der neuen Convention Hall am Flughafen Zürich über die Bühne. Bild: TN

The Return of Travel

Der Tourismus kommt zurück – doch in welcher Form? Am 6. Swiss Innovation Day traf sich die Schweizer Tourismusbranche in der neuen Convention Hall im «Circle» des Flughafens Zürich.

Beeindruckend ist sie, die neue Kathedrale am Flughafen Zürich. 300 Touristiker traten gestern nach Vorweisen ihres Covid-Zertifikats ein in die neue Convention Hall im «Circle» des Flughafens Zürich. Für viele war der Swiss Innovation Day der erste physische Anlass nach 18 Monaten Zoom und Homeoffice – und sie horchten gespannt den zahlreichen Experten-Talks und Reden und animiert war der anschliessende Smalltalk in den Pausen. Denn zu besprechen, wohin sich der Tourismus nun bewegt, gibt es vieles.

UBS-Chefökonom Daniel Kalt – aus Coronagründen per Bildschirm eingeschaltet – betrachtete die Zukunft aus der makroökonomischen Perspektive. Positiv ist die Prognose, dass der Euro gegenüber dem Schweizerfranken sich Richtung 1.10 bewegen wird und auch der Dollar wieder etwas erstarkt. Auch die Weltwirtschaft hat sich gut an die Situation adaptiert und diverse Sektoren – allen voran der Technologiesektor – haben profitiert. Hingegen macht die Unsicherheit dem krisenanfälligen Tourismus viel Bauchweh. Euphorische Stimmung will nicht aufkommen. «Von einem Worst-Case-Szenario mit einer neuen Corona-Mutation will ich mal nicht reden...», so Kalt.

Stephan Widrig, CEO Flughafen Zürich, rechnet mit einer mehrjährigen Erholungsphase, um die Werte vor der Pandemie zu erreichen. Dabei entscheidend sind Impfquote und dem damit verbundenen digitalen Nachweis. Zurzeit ist lediglich die Hälfte der vorhandenen Flugkapazitäten in der Luft – stark getrieben durch Inlandflüge innerhalb von China und USA. Lediglich 14% der internationalen Asienflüge finden statt. Widrigs Prognose ist klar: Amerika kommt schneller zurück als Asien. Mit ersten Gruppen aus Asien in der Schweiz kann erst in der 2. Hälfte 2022 gerechnet werden. Längerfristig werden Geschäftsreisen innerhalb Europas eher zurückgehen, wie er auch im Travelnews-Video ausführt.

Zu reden gab auch die vom Bundesrat nun in kantonaler Abklärung stehende mögliche Zertifikationspflicht für Restaurants. 62 Prozent der Swiss-Innovation-Day-Teilnehmer sprachen sich in einer von Moderator Wilko Weber spontan durchgeführten Digitalabsitmmung dafür aus. Gastro-Unternehmer Raphael Wyniger im Travelnews-Video übrigens auch.

Krisenmanager Christian Gartmann schilderte die schwierigen Tage nach dem Corona-Ausbruch in zwei St. Moritzer Luxushotels und er sprach Klartext, wie man sich in solchern Situationen zu verhalten habe – transparent! Im Anschluss an seinen Speech beantwortete er eine Publikumsfrage, was er denn nun dem oft polternden Gastro-Präsidenten Casimir Platzer raten würde, wäre dieser sein Kunde? Gartmann abgeklärt: «Er ist nicht in einer einfachen Situation, er hat seine zahlenden Mitglieder, die vielleicht sonst austreten würden, wenn er nicht losbrüllt. Aber ich denke viele Gastronomen sehen eine Zertifkatspflicht relativer und taxieren mögliche Betriebsschliessungen oder Plexiglaswände als viel schlimmer. Ich rate ihm, einmal durchatmen und erst am nächsten Tagen zu reagieren, das wäre nicht schlecht.» Spontaner Applaus hallte durch die Kathedrale.

Solchen erhielt auch der Tourismusdirekor Andreas Steibl, der die schwierigen Tage des Coronaausbruchs in Ischgl schilderte – und sagte: «Ein solches Medienbashing wie wir erlebten, wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind.»

Jürg Schmid, der Präsident von Graubünden Ferien und Inhaber der Agentur Schmid Pelli & Partner blickte auf die Trends der kommenden Jahre. Das Sicherheitsgefühl wird den Binnentourismus stärken, der Wunsch nach sinnstiftenden Momenten rückt das Erlebnis in den Fokus und mit dem Trend zur Nachhaltigkeit wird der Eco-Traveller immer wichtiger. Weiter werden Seminare aufgrund der «Zoom Fatigue» eine ganz neue Bedeutung erhalten und die Grenzen zwischen Freizeit und Geschäft werden zunehmend verschwimmen (im Video äussert er sich zu Workation). Schmid ist zudem überzeugt, dass der Massentourismus an einem Wendepunkt angelangt ist. Doch die grösste Überraschung der Pandemie sieht er im Fachkräftemangel, der nun zu einem akuten Fachkräftemangel geworden ist.

Dies und mehr bot der diesjährige Swiss Innovation Day – und vor allem machte der erste Live-Kongress seit langem wieder Lust auf mehr und auf die Rückkehr einer gewissen Normalität im Tourismus, angereichert mit neuen, spannenden Entwicklungen.

(GWA)