Tourismuswelt

Norber Patt, Eco-Moderator Reto Lipp, Monika Bandi und Tim Bachmann befassten sich mit dem Tourismusgeschehen von diesem Sommer. Bild: SRF

«Die Hälfte der Buchungen gehen zwei Wochen vor Abflug ein»

Im einem Talk auf SRF äussert sich Hotelplan Suisse CEO Tim Bachmann zur extremen Kurzfristigkeit der diesjährigen Buchungen. Und zögerlich zeigen sich Incoming-Touristiker bei der Frage nach einer zwingenden 3G-Regel für Gäste.

Im gestrigen «Eco-Talk» auf SRF sassen sowohl Incoming- wie Outgoing-Touristiker in der Runde, um über den schwierigen Sommer zu sprechen, der in der Schweiz vom vielen Regen und bei Auslandreisen von anhaltenden Reiseeinschränkungen geprägt war.

Erstaunlich zunächst: sowohl Norbert Patt, Chef der Titlisbergbahnen Engelberg sowie Monika Bandi, Tourismusexertin der Universität Bern mochten sich nicht die Finger verbrennen beim Thema einer Vorweisepflicht eines Covid-Zertifikats, um etwa Bergbahnen oder Restaurants nutzen zu können - obwohl dieser Schritt sehr wohl bei vielen Touristen gut ankommen könnte.

«Wir diskutieren eine mögliche Einführung und verfolgen die gesellschaftliche Entwicklung», zeigte sich Norbert Patt zögerlich bei dieser Frage, um gleichzeitig zu unterstreichen, wie wichtig Sicherheit für Engelberg sei und dass Unsicherheit für Tourismusorte Gift sei.

Auch Monika Bandi glaubt nicht daran, dass es ein guter Schritt für das Reiseland Schweiz wäre, voranzupreschen, und 3G als Bedingung zu stellen, sprich die Vorweisepflicht eines Covid-Zertifikats. «Gesellschaft und Politik werden gemeinsam die Definition von Freiheit, die es braucht, um zu reisen, diskutieren müssen», lautete ihre ausweichende Antwort, um bei diesem heissen Eisen, das im ganzen Land und auf Social Media für einige Wallung sorgt, keine Stellung beziehen zu müssen. Unverständlich. Im Vergleich dazu: Österreich hat ohne viel Aufhebens die 3G-Pflicht landesweit eingeführt. Ohne sichtliche Proteste – und eben gerade mit dem Effekt, dass sich Touristen dann sicher fühlen.

Ferien ohne Kinder – Nachaltigkeit light

Für Outgoing-Touristiker noch von grösserem Interesse: wie schaut es mit den Buchungen für den Herbst aus? «Es geht langsam los», sagte Tim Bachmann, CEO von Hotelplan Suisse. Ganz allgemein werde sehr kurzfristig gebucht, insbesondere Griechenland, Zypern, Südtürkei oder Kanarische Inseln – und auf der Langstrecke Malediven und Karibik sowie Dubai wegen der Expo. Wie kurzfristig in diesem Jahr gebucht wird, dazu sagte Tim Bachmann: «Gegen 20 Prozent der Buchungen erfolgen eine Woche vor Abflug, die Hälfte der Buchungen zwei Wochen vor Abflug». Dies seien ganz andere Werte als in sonstigen Jahren.

Weiter gab Bachmann auch Einblick, wer denn überhaupt in diesem Jahr mit Hotelplan reise: «Familien mit Kindern sowie über 70-Jährige fehlen. Überproportional gebucht haben dafür Jüngere und Leute ohne Kinder.» Dies habe mit dem Umstand zu tun, dass PCR-Kosten, die bei Kinder in der Regel anfallen, eine Buchungszurückhaltung mit sich brachte. Ansonsten verwies Bachmann auf einen grossen Nachholeffekt und eine Kompensationswelle, mit der er in den nächsten Monaten rechne.

Im zweiten Teil der Diskussionsrunde wurden Ansätze von nachhaltigem Tourismus besprochen und die Frage erörtert, ob der Massentourismus in der bisherigen Form wieder zurückkomme. Glaskugel-Blicke waren angesagt, aber durchaus auch gute Meinungen. Monika Bandi zeigte sich davon überzeugt, dass der Drang zum Reisen nach wie vor sehr gross ist. Reisende würden künftig grösseren Wert auf Nachhaltigkeit legen und zum Beispiel vermehrt regionale Produkte verlangen, sie sprach dabei von «Nachhaltigkeit light», doch der Kitzel sich wieder auf Reisen zu begeben sei ungebrochen.

(GWA)