Tourismuswelt

Wir wollen alle nach dem Corona-Chaos wieder in geordnete Bahnen zurück - doch dafür muss jeder sein Steinchen beitragen. Bild: Alejandro Pinero Armerio

Der Ruf nach Normalisierung wird immer lauter

Ein Überblick über diverse Beiträge in der Sonntagspresse zeigt, dass aus Sicht der Politik das Schlimmste überstanden ist und eine Rückkehr in einen etwas geordneten Alltag zumindest innerhalb der Schweiz absehbar ist - allerdings klar geknüpft an fortschreitende Impfung. Der Outgoing-Tourismus wird davon so schnell noch nicht profitieren können.

Die Schweiz hat, im Vergleich gesehen, bisher in Sachen Bewältigung der Corona-Krise einen ziemlich guten Job gemacht und auch schon ziemlich weitgehende Lockerungen zugelassen. Das geht zwar manchen immer noch zu wenig schnell/weit, wie neuerliche Demonstrationen am Wochenende gezeigt haben. Doch viel wichtiger ist, dass auch die verantwortlichen Politiker und Wissenschaftler davon ausgehen, dass man hinsichtlich der Massnahmen noch viel weiter weitgehend lockern könnte - dies jedenfalls ergibt sich aus einem Blick in die Sonntagspresse.

In der «SonntagsZeitung» etwa erklärt Epidemiologe Marcel Tanner, ehemals Mitglied der Covid-19-Taskforce (welche lange Zeit vor zu raschen Lockerungen der Massnahmen gewarnt hatte), dass nun der Zeitpunkt gekommen, dass der Staat die Vorschriften lockere: Die aktuelle epidemiologische Lage erlaube es, dass der Bundesrat die Normalisierung bereits im Verlauf des Augusts einleiten könne. Ähnlich hatten sich zuvor bereits die Wissenschaftler Marcel Salathé und Andreas Cerny geäussert. Aktuell, wird nüchtern festgehalten, stehe das Bundesamt für Gesundheit (BAG) allerdings noch auf der Bremse.

Dabei will man auch in der Politik weitergehen. Die Schweiz hat in der Corona-Pandemie nach Ansicht von Bundespräsident Guy Parmelin den schwierigsten Teil der Covid-Krise überstanden, sagte dieser sowohl gegenüber SRF im TV als auch in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Dabei hielt er fest, dass er zwar alle jene respektiere, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen, jedoch sich frage, ob die Mehrheit der Bevölkerung, die geimpft sei oder noch eine Impfung plane, bereit sei, die Konsequenzen mitzutragen, wenn eine Minderheit sich verweigere. Parmelin erklärte, dass die Gratistests für nicht geimpfte Personen bald der Vergangenheit angehören werden - spätestens wenn alle Impfwilligen die Möglichkeit gehabt haben, sich impfen zu lassen. Die Impfung selber bleibe gratis.

Der Fortschritt der schweizweiten Impfkampagne ist jedenfalls klar der Gradmesser der zunehmenden Normalisierung. Nur, so hält die «NZZ am Sonntag» fest, ist der Übergang in die Normalisierung zumindest in der Kommunikation alles andere als einheitlich. Der Bund wartet darauf, dass die Kantone ihm melden, ob alle Impfwilligen bereits geimpft sind. In den Kantonen fehle jedoch häufig das Bewusstsein dafür. Von jenen Kantonen, die geantwortet haben, stellen sich acht von dreizehn auf den Standpunkt, sie erfüllten die Kriterien des Bundes für die Normalisierung ganz oder beinahe. Drei Kantone geben an, dies auch gemeldet zu haben. Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren, warnte derweil vor zu hohen Erwartungen.

Was ist mit dem Tourismus?

Nun ist klar, dass wir hier von Normalisierungen im schweizerischen Inland sprechen. In dîesem Zusammenhang machte auch der  Geschäftsführer von HotellerieSuisse Graubünden, Jürg Domenig, sich im Rahmen eines Interviews in der «SonntagsZeitung» für eine möglichst hohe Impfquote bei Gästen und Angestellten stark - weil die Impfung eben Voraussetzung für Normalisierung und damit Aufschwung ist. Derzeit sei der Aufwand in den Hotels zum Schutz vor dem Coronavirus noch hoch. Mittelfristig sei die Impfung deshalb das Eintrittsticket für Hotels - eine Aussage, welche sehr schnell viele Reaktionen hervorgerufen hat...

Und was ist mit dem Outgoing-Tourismus? Dieser kann nur bedingt von der Normalisierung in der Schweiz profitieren - und leidet jetzt eher wieder stärker darunter, dass sich im Ausland, ob nah oder fern, viele wieder von steigenden Inzidenzen aufgrund der Delta-Variante zum Abschottungs-Reflex verleiten lassen. Natürlich hatte das Wochenende auch wieder seine Dosis an Schreckensmeldungen aus Feriengebieten - wenn nicht im Zusammenhang mit Corona, dann im Zusammenhang mit Feuersbrünsten und Mordshitze. Mit einer schnellen Normalisierung im internationalen Reisegeschäft ist wohl vorerst leider nicht zu rechnen.

(JCR)