Tourismuswelt
Diese Reise-Relikte werden schmerzlich vermisst
Travelnews hat diese Woche anhand der Fallblattanzeigen, auch Solari-Boards genannt, aufgezeigt, wie gewisse früher völlig normale, aber heute verschwundene Komponenten der Reisewelt eine gewisse Wehmut oder auch Fernweh erzeugen können. Wir haben hierbei auch nachgefragt, was denn unsere Leserschaft sonst noch vermisst - und dazu einige Antworten erhalten.
Da gab es zum Beispiel einiges aus dem Bereich Ticketing, welches wohl nur bei Branchenprofis Wehmut auslöst. Etwa den IATA-Stempel (Hans-Peter Brasser) oder die alten Tickets zum Zupfen (Michaela Siebenhaar) oder gar die Ticket-Tüten-Verwaltung, die ein eigenes Archiv erforderte (Michael Aubermann). Aubermann vermisst überdies auch die Comail-Koffer. Wie bei den Solari-Boards gibt es auch akustische Reminiszenzen an die gute alte Zeit, etwa das «Ritsch-Ratsch» zum Validieren von MCOs («grosses manuelles Kino» schreibt dazu Matthias Reimann). Andere vermissen ganz einfach ausrangierte Flugzeuge, etwa die MD-11 (Martin Bernegger).
Ein besonders schönes und etwas längeres Feedback erhielten wir von Milica Vujcic, welche die gute alte Postkarte mit folgenden Worten vermisst: «Handgeschrieben, vielleicht etwas von der Sonnencreme verschmiert, mit einer ausländischen Briefmarke und Poststempel werden schöne Feriengrüsse nach Hause geschickt. Im Souvenir-Kiosk sucht man zwischen den vielen bunten Postkarten die eine aus, welche die Ferien und das Ziel am schönsten und besten zeigt. Zwar haben die Postkarten heute gegenüber Instagram und Co. oft etwas altmodische Bilder und doch kommen sie nostalgisch daher. Die handgeschriebenen Zeilen sollen möglichst kurz, knapp aber aussagekräftig sein und bloss keinen Schreibfehler aufweisen, sonst muss man ja eine neue kaufen und von vorne mit der schönen Schrift beginnen. Die Karte noch mit der Adresse des Empfängers beschriften, die Briefkarte küssen, draufkleben und ab geht die Post. Nicht nur das Versenden macht Spass. Den grössten Überraschungseffekt hat der Empfänger. Völlig unerwartet zwischen allen schwarzweissen Briefen und Rechnungen erscheint eine farbenfrohe Postkarte mit ein paar netten Zeilen von den Liebsten. Leider werden die abenteuerliche Feriengrüsse von den Liebsten immer weniger nach Hause verschickt und erhalten. Was heute schnell per Whatsapp mit Emojis versendet wird, hat einfach nicht den gleichen Effekt. Eine modernere Möglichkeit bietet beispielsweise die Post, wo ein selber geschossenes Foto als Postkarte mit Gruss gratis verschickt wird. Jetzt muss man nur noch die Adressen aller Facebook-Freunde kennen...»
Ebenfalls etwas weiter ausgeholt hat Piere-André Surbeck, dessen Erinnerungen weniger an Gegenstände gebunden sind, aber interessanterweise in der Maxime «No Computer, no Paperwork, no Problem» gipfeln: «1978 war ich für Kuoni in Rio de Janeiro stationiert. Zusammen mit meinen Reiseleiter-Kollegen habe ich jede Woche einmal am internationalen Flughafen für unsere Feriengäste das Check-in am Balair-Schalter durchgeführt. Hier war auch der Balair-Stationmanager anwesend. Er war für das Gepäck zuständig, und wir Reiseleiter, in Kuoni-Uniform, waren für die Sitzplätze in der Balair DC-8 zuständig. Damals stand uns eine Passagierliste zur Verfügung, die uns vorher per Telex zugeschickt wurde. Die Sitzplätze verteilten wir mit einem Sitzplatznummerkleber vom Sitzplan der Balair. Als Boardingpass diente damals die Kuoni/Balair-Flugkarte der Passagiere. Nachdem der letzte Sitznummerkleber vergeben wurde, war das Check-In completed.»
Und zu guter Letzt gibt es noch die Spassvögel wie Hans-Ruedi Grob, welcher «die Passagiere» vermisst...
Weitere Inputs sind übrigens immer noch gerne willkommen!