Tourismuswelt

Die aggressive Delta-Variante des Coronavirus treibt die Infektionszahlen in vielen Ländern nach oben. Viele Staaten verfügen deshalb erneut strenge Massnahmen. Bild: Matteo Jorjoson

Weshalb uns die Delta-Variante Sorgen bereitet

Die Schweiz hat die Corona-Massnahmen gelockert und die Risikoländerliste des BAG ist so kurz wie nie. Doch die aggressivere Delta-Variante des Coronavirus ist auf dem Vormarsch - und mehrere Länder verschärfen ihre Restriktionen erneut.

Das Leben hat sich schon lange nicht mehr so normal angefühlt wie in diesem Moment. Grossevents sind wieder möglich, in den Clubs wird die Nacht zum Tag gemacht und während den Public-Viewings zur Fussball-Europameisterschaft mitgefiebert. Auch die Reiserestriktionen wurden erheblich gelockert. Nur noch eine Liste mit Staaten mit besorgniserregenden Virusvarianten bleibt bestehen. Einzig die Masken in den öffentlich-zugänglichen Innenräumen erinnern hier in der Schweiz noch an das Coronavirus.

Im Ausland jedoch spitzt sich die Lage zu. Die Delta-Variante, eine Mutation, welche aggressiver ist als als das bisherige Virus, sorgt in einigen Ländern für einen Anstieg der Infektionszahlen. Gemäss der EU-Gesundheitsbehörde könnte die Delta-Variante bis Ende August für bis zu 90 Prozent der neuen Infektionen verantwortlich sein, berichtet das Schweizer Online-Portal «Nau.ch». Mehrere Länder haben ihre Massnahmen erneut verschärft und Lockdowns verhängt.

In Australien beispielsweise gilt seit Samstag (26. Juni) in der Millionenmetropole Sydney und den umliegenden Regionen ein zweiwöchiger Lockdown. Bewohner müssen bis auf wenige Ausnahmen zu Hause bleiben. Auch in Perth wurden Beschränkungen verordnet. Im Grossraum Darwin gilt seit Sonntag für zwei Tage ein voller Lockdown. Rund 18 Millionen Australier, das sind etwa 70 Prozent der Bevölkerung, sind von den Covid-bezogenen Einschränkungen betroffen. Südafrika hat seine Beschränkungen aufgrund der Infektionszahlen der Coronavirus deutlich verschärft. Das zahlenmässig am schwersten von der Pandemie betroffene Land Afrikas hat die Corona-Alarmstufe auf die zweithöchste angehoben. Besonders betroffen sind die Städte Pretoria und Johannesburg. Nun wurde im Land eine nächtliche Ausgangssperre ab 21 Uhr verhängt. Zudem gilt ein Alkoholverbot sowie ein Versammlungsverbot im Freien.

Auch Europa ist betroffen

Israel galt als Impf-Vorreiter bei der Bekämpfung der Pandemie. Vor einer Woche wurden wieder erstmals mehr als 100 Neuinfektionen pro Tag nachgewiesen. Das Mittelmeer-Land hat nun am Freitag seine Corona-Schutzmassnahmen verschärft. In geschlossenen Räumen gilt wieder eine Maskenpflicht. Im Februar kündigte Briten-Premier Boris Johnson an, dass der 21. Juni zum «Freedom Day» werden soll und alle Restriktionen fallen. Doch die Delta-Variante macht Grossbritannien einen Strich durch die Rechnung: die Fallzahlen steigen rasant an, weshalb der Tag auf den 19. Juli verschoben wurde.

Seit Anfang Juni zeigen auch die Zahlen in Russland steil nach oben. Das Land registrierte zuletzt über 20'000 Neuinfizierte – so viele wie seit Anfang des Jahres nicht mehr, hält das Online-Portal weiter fest. In der Region um St. Petersburg sind laut Medienberichten viele Krankenhäuser überlastet. In Moskau seien bereits 90 Prozent der Ansteckungen auf die Delta-Variante zurückzuführen. Darum wurden die Massnahmen bereits verschärft. Restaurants dürfen etwa ihre Innenräume nur noch für Geimpfte oder Gäste mit PCR-Tests öffnen. Bürgermeister Sergej Sobjanin drohte zudem mit einem Lockdown. Als erste Region hat die Republik Burjatien am sibirischen Baikalsee bereits eine zweiwöchige Quarantäne verhängt.

Auch in Portugal grassiert die Delta-Variante. Viele führen dies auf den Champions-League-Final in Porto Ende Mai zurück. Nun wurde Hauptstadt Lissabon über das Wochenende zum zweiten Mal abgeriegelt. Hier seien mehr als 70 Prozent der Fälle auf die Delta-Variante zurückgeführt. Ebenso gelten neue Restriktionen in bekannten Badeorten.

Es bleibt zu hoffen, dass sich diese neue Variante des Coronavirus in Schach halten lässt. Spitzt sich die Situation weiter zu, drohen erneut Verschärfungen in Bezug auf Reisebestimmungen, was die Nachfrage nach Ferien erneut erliegen lassen könnte. Denn Angesichts der Ausbreitung der hochansteckenden Variante des Coronavirus mehren sich Forderungen nach einer stärkeren Einschränkung des Reiseverkehrs in Europa. Die Einführung stationärer Grenzkontrollen hält der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer derzeit aber nicht für erforderlich, wie ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin sagte. Bund und Länder seien in dieser Frage aber im Austausch. Regierungssprecher Steffen Seibert bekräftigte die Forderung der Bundesregierung nach EU-weit einheitlichen Regeln im Umgang mit Virusvarianten-Gebieten wie Grossbritannien. Portugal führte eine Quarantäne-Pflicht von 14 Tagen für einreisende Briten ein, die nicht vollständig geimpft sind. Auch Spanien verschärfte seine Einreiseregeln für Briten, berichtet das Online-Portal «Cash.ch».

(nau/TN)