Tourismuswelt

Die Kuoni-Stiftung erhält keinen Aufpreis

Die Übernahmekommission weist die Ankeraktionärin in die Schranken, aber die Stiftung akzeptiert den Entscheid nicht.

So grau und trist wie in den tieferen Lagen der Deutschschweiz das Wetter, präsentiert sich für den an Tourismusthemen Interessierten die Ausbeute der heutigen Sonntagspresse. Der einzige Artikel findet sich im Wirtschaftsteil der „SonntagsZeitung“. Dieser setzt sich — wieder einmal — kritisch mit dem Verwaltungsrat der verkauften Kuoni Group auseinander.

Laut einem Entscheid der Übernahmekommission darf die Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung als Ankeraktionärin für den Verkauf ihrer nicht kotierten Aktien an die schwedische Investmentgesellschaft EQT keine Sonderprämie kassieren. Vorgesehen war ein Aufschlag von 20 Prozent gegenüber dem Angebot von 370 Franken für die Publikumsaktionäre. Darin sieht die Übernahmekommission einen Verstoss gegen die „Best Price Rule“, was eine „entsprechende Erhöhung des Angebotspreises zur Folge hat“, wie die Aufsicht in ihrer Verfügung schreibt. Dieses Verdikt will die Stiftung aber nicht akzeptieren und hat Einsprache erhoben. Da der Kaufpreis „eh schon hoch“ sei, schreibt die „SoZ“, sei es „eher unrealistisch“, dass die EQT ihr Angebot erhöht. Für den Stiftungsratspräsidenten und Rechtsprofessor Karl Hofstetter ist es bereits die zweite Abfuhr der Übernahmekommission. In seiner Eigenschaft als juristisches Gewissen und Mitglied des Verwaltungsrats des Schindler-Konzerns hatte er eine „Opting-in-Klausel“ für die Besitzerfamilie ausgeheckt, die einen zweiten Fall Sika hätte verhindern sollen. Die Verfügung, die vom Schindler-Konzern nicht angefochten wurde, erkannte in der Statutenänderung einen Verstoss gegen das Börsengesetz. Sie sei „systemfremd“ und „ausserhalb des rechtlichen Rahmens“.

In ihrer Vorschau auf die neue Woche schreibt die „NZZ am Sonntag“, dass die Angebotsfrist von EQT am Dienstag abläuft. Am gleichen Tag werde die Kuoni Group ihre definitiven Jahreszahlen für 2015 bekanntgeben. Die provisorischen Zahlen gehen von einem Umsatz von 3,34 Milliarden Franken und einem Betriebsergebnis von 81,2 Millionen Franken aus. Die „Zentralschweiz am Sonntag“ vermeldet, dass der Direktor von Schweiz Tourismus, Jürg Schmid, im Sommer eine Auszeit von drei Monaten nehme, weil er mehr Zeit für seine Familie haben will.

Klischees und Plattitüden

Die Lektüre der Reportagen in den Reiseteilen der Sonntagsmedien erlauben gewisse Rückschlüsse auf die nur noch knappen Mitteln, welche die Redaktionen für eine qualitativ gute Tourismusberichterstattung aufwenden können. Die „Zentralschweiz am Sonntag“ etwa bringt es fertig, in ihrem Bericht über Katar sämtliche Klischees zu bedienen, dafür aber kein einziges kritisches Wort über die Rolle des Landes im Syrien-Krieg oder das Unrechtsregime zu verlieren. Vielmehr werden die von Menschenrechtsorganisationen immer wieder thematisierten sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für die Fussball-WM verniedlicht und verharmlost. In der Hauptstadt Doha werde überall gebaut, ist dem Autor aufgefallen, eine U-Bahn am Entstehen, „alles auch dank der Pakistaner, Nepalesen und Inder, die fleissig Tag und Nacht über die unzähligen Baustellen wuseln.“ Dafür zeigten Entdeckungen auf den Dünen und am Wasser „im weithin noch eher unbekannten Golfemirat Katar eine Perle der Arabischen Halbinsel.“

In der „SonntagsZeitung“ darf sich ein Journalist mal wieder über die Annehmlichkeiten einer Luxusreise freuen und auslassen, die sich der Durchschnittleser des Blattes nie leisten würde. Er fliegt in der Businessklasse von Cathay Pacific nach Hongkong, was so seine Vorteile hat: „So kann der Nachbar sein Anti-Schnarch-Apnoe-Atemgerät an der Steckdose zum Laufen bringen, ohne dass ein anderer Passagier das sieht.“ Abgeholt wird der Schweizer Gast von einem „lächelnden Fahrer in einer roten Jacke“, der ihn mit der „Rolls-Royce-Karosse“ (er sitzt „auf duftendem Leder, umgeben von polierter Holzverkleidung“) ins berühmte Peninsula-Hotel bringt und den Journalisten (glücklicherweise?) „nicht in das ameisenhafte Gewusel der Grossstadt ausspeit“. Und in der Tat: „Im Peninsula könnte der Gast logieren, ohnen einen Fuss auch nur einmal aus dem Haus zu setzen“, weil es neun Restaurants gibt. Mit dem „gestylten Mini“ geht es dann doch noch in die Stadt. Aber selbstverständlich hält das Hotel auch noch einen Helikopter bereit, „um die Gäste über das Meer zu fliegen“, wobei das „mächtige Hotel“ beim Flug „zum Spielzeughäuschen schrumpft“. Und schliesslich besucht der Journalist auch noch einen „winzigen Masskleiderladen“, wo am „Tag drei“ die neuen Kleider abholbereit sind. So fühlt er sich auf der Rückfahrt zum Flughafen „in der britischen Luxuskarrosse endlich passend gekleidet“, schliesst der Bericht.

(HPB)